Kapitel 10

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Hadley und Sophie waren noch kurz aufs Klo gegangen, also betrat ich allein das Klassenzimmer. Mein Blick suchte als erstes nach Ethan, obwohl ich mich innerlich dafür verfluchte. Er verstand sich scheinbar schon ziemlich gut mit den Jungs und saß mit diesen in der letzten Reihe auf den Tischen. Belagert von -natürlich- den Tussen, eingeschlossen Cloe.

Als ich den Raum betrat blickte sie auf und grinste mich hämisch an, bevor sie vom Tisch glitt und auf mich zu schlenderte. "Na wen haben wir denn da? Olivia Winter! Dir würde es auch nicht schaden ein bisschen Make-Up zu tragen und mal neue Klamotten zu kaufen!" Ihre Freundinnen untermalten dies mit ihrem Gekicher und auch die Jungs grinsten sich an.

"Ach, halt doch einfach deine dämliche Klappe, Cloe, da kommt sowieso nichts sinnvolles raus!", gab ich zurück und zog spöttisch die Augenbraue nach oben, denn von Cloe ließ ich mich ganz sicher nicht beleidigen! Das fanden die Jungs anscheinend gut gekontert, denn sie grölten lauthals los. Ha! 1:0 für mich!

Ethan hatte mal wieder sein unwiderstehliches Grinsen auf dem Gesicht. "Vorsicht bissig, was?", rief er mir zu.

"Immer.", sagte ich nur und ließ mich auf meinen Platz sinken. In diesem Moment kamen Hadley und Sophie zur Tür rein und Sophie fing sofort an zu lächeln.

"Was war das denn schon wieder?", flüsterte sie, als sie sich neben mich setzte. "Du schnappst dir den Neuen, bevor er überhaupt einen Tag da ist oder wie?"

"Haha", sagte ich trocken, "Cloe hat mal wieder einen ihrer dummen Sprüche losgelassen und ich hab mich nur gewehrt."

"Und das fand er wohl klasse, was?"

"Sozusagen.", antwortete ich und konnte mir dabei ein Grinsen auch nicht verkneifen. Sophie grinste auch, und dann kam auch schon unser Deutschlehrer rein und der Unterricht begann. 

Die Deutschstunde war eigentlich langweilig, wir hatten nur einmal aufgehorcht, als Herr Klein von einem Projekt erzählt hatte, dass in den nächsten Wochen stattfinden sollte. Er wollte es aber erst nächste Woche erklären. Würde bestimmt interessant werden.

Als ich nach der Schule rauslief, waren Hadley und Sophie plötzlich nicht mehr hinter mir, sie waren wohl irgendwo stehen geblieben. Die Zwei waren auch solche Klatschtanten. Also ging ich schon mal mein Fahrrad aufschließen. Der Schulhof leerte sich, es wurde immer leiser und ich fragte mich allmählich wo die zwei blieben.

"Na, du bist ja immer noch hier! Du stehst wohl auf die Schule, was?", ließ mich plötzlich eine Stimme herumfahren. Sie gehörte Ethan, welcher lässig auf mich zulief und währenddessen seine braune Ledertasche schulterte. Dabei sah er unglaublich cool und gut aus, und mein Herz tat einen Sprung. Das überraschte mich und ich wusste einen Moment lang nicht was ich tun sollte.

Als er fragend die Augenbraue hochzog, wusste ich wieder wo ich war und mit wem ich da stand. Mittlerweile hatte er mich erreicht und ich beschloss ihn zu imitieren. Was er konnte, konnte ich schon lange. Also zog ich ebenfalls eine Augenbraue hoch und sagte: "Du doch auch!"

Er grinste. Schon wieder. "Nicht schlecht, Olivia Winter." In dem Moment in dem er meinen Namen aussprach, lief mir ein Schauder über den Rücken. Es klang toll.

"Ebenfalls, Mister Hawn.", sagte ich und musste lachen.

"Also Miss Winter, sag schon, was machst du wirklich noch hier?", fragte er dann.

"Ich warte auf meine Freundinnen und du?"

"Bus verpasst.", gab er zu und verdrehte die Augen. "Um 30 Sekunden vielleicht, scheiß Busse!"

Er fuhr mit dem Bus? Dann wohnte er schon ein Stück entfernt, denn alle die in der Nähe wohnten, fuhren mit dem Fahrrad. "Wo wohnst du denn?", fragte ich also direkt. Ich bin sicher, Sophie wusste es durch Klatsch und Tratsch spätestens in zwei Tagen auch, aber persönlich zu fragen schadete ja nicht.

"Ach, will mich da jemand besuchen kommen? Du siehst mich doch andauernd, vermisst du mich trotzdem schon?", fragte er spöttisch.

Okay, zu fragen schadete doch. Ich kniff verärgert die Augen zusammen und stemmte die Ellenbogen in die Hüften. "So hab ich das nicht gemeint und das weißt du auch."

"Jaja schon gut, ich bin nicht so und nehme dein Angebot an. Ich wohne übrigens in Teck. Was hältst du von nächstem Montag?", sagte er überheblich und grinste dabei. Was sollte das denn? "Ich denk gar nicht dran!", rief ich also aus.

In diesem Augenblick kamen Hadley und Sophie zur Schultür hinaus. Sophie sah uns als Erste und stieß Hales den Ellenbogen in den Rücken, damit sie hersah und ihn bemerkte. Er stand mit dem Rücken zu ihnen, aber er hörte sie trotzdem, drehte sich zu ihnen um, und dann wieder zu mir.

"Ich weiß, dass du kommen wirst. Also dann, wir sehen uns, Olivia Winter!", sagte er noch und ging davon. Von der oberen Straße kam gerade der Bus angefahren. Perfektes Timing, dachte ich mir nur, denn es ersparte mir eine Antwort.

Es war auch Hadleys Bus, also rannte sie los und winkte mir nur noch zu. Ich hielt mir meine Hand ans Ohr, um ihr zu signalisieren, dass wir telefonieren. Sie nickte, und konnte gerade noch einsteigen, bevor sich die Türen schlossen.

Ich spürte wie sein Blick auf mir lag und suchte den Bus nach ihm ab. Er saß in der letzten Reihe und er hörte nicht auf mich anzuschauen, bis der Bus um die Ecke gefahren war. Erst jetzt sah ich zu Sophie. Sie kam mit leuchtenden Augen auf mich zu. "Erzähl mir alles!", verlangte sie.

Closer to youWhere stories live. Discover now