Kapitel 24

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Zweifelnd blickte ich im Bad an mir herunter. Dummerweise waren Ethans Sachen mir ein weeenig zu groß, und jetzt sah ich aus als trüge ich XXL. Andererseits waren sie warm und kuschelig und so rochen sooo gut! Ich schloss die Tür auf und atmete nochmal tief seinen Geruch ein, bevor ich das Bad verließ. Schließlich konnte ich nicht immer an mir selbst schnüffeln, das käme etwas bescheuert. Ich warf noch einen Blick auf meine Uhr, die zum Glück wasserdicht war, und stellte fest dass es schon nach sieben war.

Dann betrat ich wieder Ethans Zimmer. Er saß auf dem Bett, ebenfalls in Jogginghose und Pulli und hob den Blick als ich eintrat. Anerkennend pfiff er durch die Zähne. "Meine Sachen stehen dir."

Verdammterweise wurde ich durch das Kompliment total rot. Ich versuchte es zu verdecken, aber das war so gut wie unmöglich, also ignorierte ich es einfach. "Horror oder Action?", fragte er dann und hielt mir zwei unbekannte Filme vor die Nase. "Romantik?", fragte ich herausfordernd, verstummte aber bei seinen weniger begeisterten Blick und zwinkerte. Eigentlich stand ich nicht auf Schnulzen, aber ich wollte Ethan ärgern. "Lieber Action.", sagte ich dann und sah zu, wie Ethan nickte und den Film einlegte. "Ich hoffe du hast Hunger, ich hab Pizza bestellt."

Wie auf Kommando knurrte mein Bauch, der sich wirklich immer an den ungünstigsten Orten meldete. "Niemand liebt Pizza mehr als ich.", und das war wirklich so. Ich konnte in jeder Lebenslage Pizza essen. Allerdings sollte ich vielleicht jetzt aufpassen, wie schnell ich aß, damit ich nicht so gefräßig rüberkam.

Als es jedoch zwei Minuten später klingelte und der Vorspann anlief, war ich total zufrieden. Pizza, Film, heißer Typ. Besser konnte mein Leben nicht laufen, grinste ich in mich hinein. Wir saßen, wie schon heute Mittag eng beieinander und Ethan hatte Decken über uns gelegt. Der Film fing sehr spannend an und ich aß ziemlich viel Pizza, denn meine Ich-esse-wenig-und-komme-nicht-gefräßig-rüber-Regel war leider nach dem ersten Stück vergessen gewesen. Nach weiteren 4 Stücken war ich satt und zufrieden, und überglücklich, dass man durch das weite Sweatshirt meine Figur nicht sah. Ich versuchte mich wirklich auf den Film zu konzentrieren, aber ich scheiterte erbärmlich, denn das Sättigkeitsgefühl, die Zufriedenheit und die Müdigkeit überwältigten mich...

Ethan P.o.V.:
Sie bewegte ihren kleinen Körper plötzlich und rutschte an mir herunter. Dann legte sie ihren Kopf auf mich und schien sich an mich zu kuscheln. War sie wach oder schlief sie? Kurz darauf murmelte sie etwas vor sich hin und sie hatte die Augen geschlossen, also schien sie zu schlafen. Der Ausflug in den Pool war wohl zu anstrengend für sie. Vorsichtig hob ich meine Hand, und tat etwas was ich schon lange tun wollte: durch ihre Haare fahren. Sie waren glatt und seidig und genau so wie in meiner Vorstellung. Dann betrachtete ich sie nochmal genauer: Olivia Winter. Taff, neugierig, entdeckenswert. Sie war eigentlich nicht so mein Typ, aber sie sah trotzdem unglaublich heiß aus, vielleicht gerade weil sie es selbst nicht wusste. Sie war so besonders, so anders, so neu. Im Gegensatz zu anderen konnte sie sich mir stellen und redete auch ehrlich mit mir. Die anderen bekamen keinen Satz in meiner Nähe aus, machten mir nur Komplimente und verstanden gar nichts, kurz: sie waren dumm wie Stroh. Das ging mir total auf den Sack. Sie nicht. Ich könnte sie noch Stunden anschauen, ging mir durch den Kopf, und ich fragte mich unwillkürlich auch, wann ich so ein Weichei geworden war. Ich hatte noch mir ein Mädchen meiner Mum vorgestellt, aber heute musste es sein, ich hatte einfach aus dem Unterbewusstsein gehandelt. Ich beugte mich ein wenig nach unten und gab ihr sanft einen Kuss auf ihr schimmerndes Haar. Sie würde es sowieso nie erfahren.

Olivia P.o.V.:
"Aufwachen Schlafmütze!", hörte ich eine mir bekannte Stimme flüstern. Erschrocken riss ich die Augen auf. Hatte ich wieder verrückt geträumt? Ich sah mich in einem fremdem Zimmer um, und abgesehen davon lag ich auf einem fremdem Bett, dem von Ethan. Scheiße, war ich tatsächlich bei ihm eingeschlafen? Zusätzlich, stellte ich gerade fest, lag ich auch noch halb auf ihm drauf. Sein Grinsen gab mir Grund, mich schnell aufzusetzen. Ich versuchte meine Haare ein wenig gerade zu kriegen, aber ich konnte ahnen wie ich gerade aussah. Egal. Ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen, das ging gerade vor mein Ausssehen. "Tut mir total leid, ich wollte den Film wirklich sehen!", versuchte ich nett zu sein. "Aber ich war sooo müde.", sagte ich und versuchte das mit den Händen zu demonstrieren. "Schon gut. Du hast was verpasst, echt guter Film, am Ende ist der Böse verreckt!"

"Hätte ich jetzt nicht gedacht." sagte ich sarkastisch, hatte aber doch ein schlechtes Gewissen, weil ich mich einladen und bedienen ließ und dann auch noch einschlief. "Sorry nochmal.", sagte ich also kleinlaut. "Kein Problem, du warst eben müde. Wir kucken einfach nächstes Mal wieder einen Film.", sagte er großzügig und lächelte. Ich versuchte den einen Herzschlag, den mein Herz ausgesetzt hatte, als er ,nächstes Mal' sagte, zu überspielen. "Ok, aber dann einen ganzen Film." Dann blickte ich auf die Uhr. Verdammt! Schon Viertel vor elf! Meine Mum war zwar sehr cool bei allem, aber bei den Ausgehzeiten blieb sie hart: Um 11 hatte ich zuhause zu sein, sonst gab es Hausarrest.

"Ich muss jetzt los.",stellte ich also fest und stand auf. Ich trug immer noch seine Kleidung und inzwischen fühlte ich mich total wohl darin und hatte vor, sie nie wieder auszuziehen. Meine nassen Sachen lagen bei Ethan auf dem Fußboden zum trocknen. Ich sammelte sie auf, aber sie waren noch nass. "Gib mir meine Sachen einfach mal in der Schule oder wann anders zurück.", sagte er nachdem ich ihm das mitteilte. "Ich will ja nicht das du krank wirst."

"Ok, danke.", murmelte ich, dachte daran wie fürsorglich er doch war, und ging in Richtung Ausgang. Langsam kannte ich mich total aus und stand dann fertig angezogen an der Tür. Ethan kam zu mir und umarmte mich, wie schon am Anfang. Durch meine, seine Kleidung hatte ich fast vergessen wie gut er roch, aber als er mich wieder umarmte kam es mir mit einem Schlag entgegen. Ich löste mich von ihm und ging zur Tür. Er kam mir mit zwei Schritten hinterher und einen Moment lang standen wir uns so nah wie im Schwimmbecken. Ich atmete flach, aber versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Er zerstörte mal wieder den Moment und ging zurück. "Bye." Schnell öffnetet ich die Tür und schob mich an Ethan vorbei.

Erst als ich einige Stufen hinabgelaufen war, und das Klacken der Türe hörte, setzte das volle Bewusstsein bei mir ein. Ich hätte mehr erwartet. Nicht vom Treffen her, denn das war wirklich toll gewesen. Vielmehr fand ich, dass Ethan sich in bestimmten Bereichen so komplett kalt stellte. War das nur eine Fassade oder interessierte es ihn wirklich so wenig, und ich war tatsächlich nur das Mädchen von Montag? Und morgen die Nächste. Allerdings hatte ich in seiner Nähe ein neues Gefühl entdeckt, ein spezielles, dass es vorher nicht gab. Man konnte sagen, ich war auf dem besten Weg ihn zu mögen. Also richtig mögen. Verdammt, da hatte ich mir ja was eingebrockt, vorallem wenn ich nur das Montagsmädchen war.

Es ging ein lauer Wind hier draußen und ich zog die Ärmel von Ethans Pulli näher an mich, wodurch sich auch der Geruch verstärkte, der mich noch wahnsinnig machen würde. Dabei bemerkte ich dass ich noch immer auf der letzten Treppenstufe stand und das im Flur hinter mir noch Licht brannte. Das gab mir Anschwung, um mich endlich in Bewegung zu setzten und die letzte Treppenstufe zu gehen, um dann zu meiner Vespa zu laufen, die ich gleich am Straßenrand geparkt hatte. Ich wollte schon den Helm aufziehen, als ich eine, nein seine Stimme hörte: "Olivia, warte!"

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