Kapitel 70

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Die letzten zwei Tage vergingen wie im Flug. Ich verbrachte den gestrigen Tag mit Hadley und nutzte einen langen Spaziergang und unseren Abstecher zu Starbucks, um endlich mal wieder richtig offen zu reden. Ich erzählte ihr von Ethan, und sie mir von ihren derzeitigen Problemen in der Schule und ihrem letzten Treffen mit Nate. Außerdem überlegten wir uns ein passendes Geschenk für Nate, da dieser nur einige Tage nach mir Geburtstag hatte. Er wurde zwar schon 19, aber als feste Freundin, sowie normale Freundin brauchten wir trotzdem Geschenke, und waren eindeutig damit zu spät dran. Dank unserer mangelnden Kreativität verschoben wir es letztendlich trotzdem auf nach meinem Geburtstag und ich war froh, dass zwischen Had und mir sich alles wieder in eine positive Richtung entwickelte.

Als ich dann heute, an einem Samstagmorgen, der außerdem mein Geburtstag war, die Augen aufschlug war ich wirklich glücklich. Meine Eltern schienen Ethan zu akzeptieren, und selbst meine Mutter begann ihm zu mögen und hatte nichts zu seiner Übernachtung in meinem Bett gesagt. Das mit Had hatte ich geklärt. Es gab momentan keine Probleme in meinem Leben, und fast war ich über diesen Zustand erstaunt, da ich sonst wirklich immer etwas zum Kopfzerbrechen hatte. In den letzten paar Monaten war das hauptsächlich Ethan gewesen.

Doch ich schob diese Gedanken beiseite und stand auf, um Duschen zu gehen. Was ich wirklich nicht erwartet hatte, war meine ganze Familie, die mich nach meiner Dusche in der Küche erwartete. Und mit ganze Familie meinte ich genau das. Nicht nur meine Eltern und Nick waren da, sondern auch meine Großeltern, alle meine Cousins und meine Patentante, sowie Hadley, Sophie und..oh Gott, war da tatsächlich Ethan unter meinen Cousins? Ich riss noch immer erstaunt die Augen auf über die vielen Menschen in meiner Küche, als sie mich bemerkten und anfingen zu singen. Dann stürmten sie alle auf mich zu, allen voraus meine Eltern und Nick.

Nachdem mich fast alle umarmt und beglückwünscht hatten, versuchte ich das Grinsen aus dem Gesicht zu bekommen, aber es klappte nicht. Hadley und Sophie umarmten mich und wünschten mir auch alles Gute, und von Sophie bekam ich sogar ein Wangenküsschen und die Information, dass sie für Ethans Erscheinen verantwortlich war. Das hätte ich mir denken können. Und obwohl er noch etwas verloren dastand, konnte ich ihn mir gut zwischen all meinen Cousins vorstellen. Es würde funktionieren, hoffte ich zumindest.

Als letzter kam nun auch Ethan auf mich zu und umarmte mich. "Einen richtigen Geburtstagskuss gibt es später. Happy Birthday, Darling!", flüsterte er in mein Ohr, und verursachte damit mal wieder Gänsehaut. Ich grinste nur noch mehr und genoss die Umarmung noch einen Moment, bevor ich mich löste.

Ein Teil meiner Family hatte uns natürlich beobachtet und ich war gezwungen ihn allen als meinen festen Freund vorzustellen. In einem Satz war das erledigt und Ethan wurden jede Menge Hände geschüttelt, inklusive einer Umarmung von meiner Omi. Nur meine Cousins wurden nicht mit Ethan warm. Lucas, der wohl das Anti- Ethan Kommando anführte, würdigte uns keines Blickes und marschierte mit den anderen im Schlepptau an uns vorbei ins Wohnzimmer. Solche Idioten. Mein Dad, der das Ganze beobachtet hatte, zwinkerte mir aufmunternd zu, bevor er alle ins Wohnzimmer zu einem gemeinsamen Frühstück bat.

Als eine kleine Hand sich in meine schob, und aufgeregt daran zog, wusste ich sofort wer meine Aufmerksamkeit beanspruchte. "Liiiiv!", sagte Nick und sah zu mir hoch. "Kann ich dir jetzt dein Geschenk geben? Du hast doch jetzt Geburtstag!", bettelte er. Sein Versuch, mir sein Geschenk zu zeigen, dauerte jetzt schon mehrere Tage, an denen ich ihm immer wieder erklären musste, dass ich noch gar nicht Geburtstag hatte. Zum Glück konnte ich diesmal nicken, denn den kleinen Knopfaugen konnte ich so schwer widerstehen.

"Aber Nick warte mal noch kurz.", hielt ich ihn zurück. "Ich will dir noch wen vorstellen: das ist Ethan.", sagte ich und zeigte auf den riesigen, heißen Typen, der neben mir stand. "Er ist mein Freund und deswegen öfter bei uns zu Besuch." Nick wusste gar nicht was er sagen sollte, und starrte nur zu Ethan nach oben. Es sah unglaublich niedlich aus. Ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt wusste was ein fester Freund ist, aber ich wollte ihn nicht überfordern und beobachtete die Zwei, wie sie sich ansahen.

Ethan ging in die Hocke, sodass er mit Nick auf einer Augenhöhe war, und hielt ihm die Hand zum abklatschen hin. "Hey Kumpel. Ich heiße Ethan." Durch den ersten Schritt von Ethan wurde Nick wärmer und klatschte vorsichtig bei Ethan ein. "Hallo. Ich bin Nick. Kannst du Fussball spielen?", fragte er anschließend und Ethan nickte mit einem kleinen Grinsen auf dem Gesicht. "Sollen wir mal zusammen spielen?", fragte er nach und Nick nickte begeistert und rannte gleich zu unserer Mutter, um sie zu fragen.

"Ich glaube er mag dich.", sagte ich zu Ethan und stupste ihn an. "Lass uns was essen, ich hab Hunger!", fügte ich hinzu und schob ihn in Richtung des Wohnzimmers.

Das Frühstück mit meiner Familie, meinen Freunden und Ethan gestaltete sich als ziemlich laut, aber auch schön. Ethan unterhielt sich ohne mein Zutun mit Had und Sophie, und obwohl meine Cousins ihm böse Blicke von anderen Ende des Tisches zuwarfen, ließ er sich nicht einschüchtern. Ich versuchte einen Blick mit der Botschaft "Lasst meinen festen Freund in Ruhe, ihr Hohlköpfe!" zu senden, zweifelte aber daran, ob sie auch ankam.

Nicks Geburtstagsgeschenk, ein Bilderrahmen mit einem Bild von uns zwei darin, den er selbst bemalt und beschrieben hatte, stand vor mir. Ich liebte es, und Nick hat sich beim Auspacken fast mehr gefreut als ich.

Meine Eltern hatten abgesehen von frischen Brötchen und Croissants auch Waffeln gemacht, da sie wüssten wie sehr ich sie zum Frühstück vergötterte. Inzwischen war ich bei der dritten und könnte immer weiter essen. Man könnte also sagen, mein Geburtstagsfrühstück entwickelte sich äußerst positiv.

"Ich geh mich mal kurz umziehen", verkündete ich irgendwann der Menge, die mich jedoch ignorierte. Aber ich konnte ja nicht den ganzen Tag in Jogginghose herumlaufen. Theoretisch kannten sie mich alle im Chill-Outfit, aber ich bevorzugte es trotzdem, etwas richtiges zu tragen, vor allem weil nach dem Frühstück Bilder angesagt waren.

Ohne dass es jemand (außer einer zwinkernden Sophie natürlich) bemerkte, folgte Ethan mir in mein Zimmer. Schneller als ich mich versah, war die Tür meines Zimmers zu und ich dagegen gedrückt. "Ethan!", protestierte ich ohne wirklichen Protest. "Ich muss mich wirklich umziehen!", fügte ich dann etwas stärker hinzu und versuchte ihn wegzudrücken.

Diese Aussage ließ ihn seinen Körper nur noch mehr an meinen drücken und meine Handgelenke mit einem harten Griff festzuhalten. Ich verstummte und erstarrte erstaunt. Seine Berührungen, sogar durch Klamottenschichten hindurch, lösten in mir immer noch das selbe Gefühl aus wie beim ersten Mal. Die Anziehungskraft zwischen uns hatte sich sogar noch verstärkt, und das Funkeln das ich in seinen Augen wahrnahm und den Anblick seines Gesichts bevor er mich küssen wollte ließen mich so zu ihm hingezogen fühlen, dass ich es gar nicht in Worte fassen konnte.

Ich kapitulierte, hörte auf mich zu wehren und reckte nur den Kopf, um endlich den erlösenden Kuss zu bekommen. Sein Griff um meine Handgelenke verstärkte sich, als meine Lippen auf seine trafen. Ich war kurz verwirrt, aber sein Kuss benebelte meinen Verstand. Er hielt mich noch immer an die Tür gepresst, nahm mir jegliche Bewegungsfreiheit und verschlang mich. Ich spürte wie mir immer wärmer wurde, diese Spannung schien sich zu verdoppeln und ich merkte meine Atemlosigkeit nach kurzer Zeit.

Während ich schwer atmete, küsste er meinen Hals abwärts über mein Dekolletee. Gerade als mir ein kleines Seufzen entkam, klopfte es an der Tür und ich erstarrte.

"Zieht euch was an, wir kommen jetzt rein!", hörte ich Sophies Stimme rufen. Augenverdrehend, aber auch schwerer atmend, entließ Ethan mich und wie öffneten die Tür. "Das war ein richtiger Geburtstagskuss!", raunte er mir noch mit seiner tiefen Stimme und Ohr, die wie ein Blitz in mich einfuhr.

Ich versuchte erst gar nicht zu verstecken, was wir getan hatten, man hätte es sowieso gesehen. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, waren meine drei Cousins, die Sophie und Hadley im Schlepptau hatten und die mich alles andere als begeistert ansahen. Ich richtete seufzend mein Top. Beste Vorraussetzungen für ein Kennenlernen, oder?

Closer to youWhere stories live. Discover now