Kapitel 19

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Am nächsten Morgen wurde ich unsanft von meinen Eltern geweckt. "Was ist denn?", grummelte ich verschlafen. "Pscht!", machte mein Dad, "wir wollen Nick wach singen."

Da wusste ich wieder was los war. Heute war Sonntag. Nicks Geburtstag. Morgen war Montag. Der Montag. Und ich hatte zugesagt. Was hatte ich da nur wieder getan? Gestern in meiner Glückseligkeit wusste ich ja gar nicht mehr was tun. Allerdings würde ich lügen, wenn ich sagen würde dass ich mich nicht ein kleines bisschen freuen würde. Der Großteil meines Verstands riet mir jedoch vorsichtig zu sein. Tja, jetzt half alles nichts, ich würde hingehen. So schwer es mir auch fiel Entscheidungen zu fällen, wenn ich mich einmal entschieden hatte, blieb ich felsenfest bei meiner Meinung. Ich schwang meine Beine über die Bettkante und ging mit meinen Eltern leise in Nicks Zimmer.

"Happy Birthday to you! Happy Birthday to you! Happy Birthday lieber Niiiick! Happy Birthday to you!", sangen wir zusammen laut.

Bevor Nick die Augen aufschlug, breitete sich auf seinem Gesicht schon ein Lächeln aus. Dann öffnete er sie und grinste breit über sein Gesicht. "Ich bin endlich 7!", rief er überglücklich und strahlte.

"Alles gute Kumpel!" Damit schmiss ich mich auf ihn drauf und kitzelte ihn durch. Durch nach links und rechts wälzen versuchte er mir auszuweichen, schaffte es aber nicht. Auch unsere Eltern setzten sich auf sein Bett und wir verbrachten noch eine Zeit im Bett. Nach einem ausführlichem Geburtstagsfrühstück gestärkt gingen Nick und Dad in den Gärten zum Kicken. Mum und ich bereiteten den Geschenketisch für Nick und den Esstisch für unsere Verwandten vor.

In einer sehr lauten und chaotischen Gruppe wurde den gesamten Nachmittag lang gegessen und gequatscht. Ich unterhielt mich mit meinen Cousins, denn auf meine Onkels und Tanten hatte ich keine Lust, da hieß es nur immer: Und was macht die Schule? Und wie siehts mit den Jungs aus? Ich könnte kotzen, denn ich gab ihnen jedes mal dieselben Antworten und sie fragten erst wieder. Cousinen hatte ich leider keine, weshalb ich mir jetzt eine Fachsimplerei über Motorräder und Autos anhören durfte. Immer mal wieder, wenn ich etwas verstand, warf ich einen Kommentar meinerseits ein, denn so blöd war ich gar nicht und ich hatte schon eine Vorstellung von meinem Traumauto (ein Mansory Porsche 997) und auch von dem Traummotorad, dass mein Freund mal fahren sollte.

Ich stand total auf Benzingeruch und auch auf Motorräder, dabei tanzte ich für ein Mädchen ein wenig aus der Reihe. Das Fahren an sich war schließlich auch total gefährlich, aber trotzdem reizte es mich bei anderen mitzufahren und ich selbst fuhr mit meiner kleinen roten Vespa durch den Ort. Wenn mich jemand darauf ansprach, dass ich aber für ein Mädchen (Immer diese Gleichberechtigung!) viel von Motorädern wusste und warum ich denn kein richtiges fahre, sage ich immer, dass mein zukünftiger Freund mal eine Intrega fahren wird und ich dann bei ihm mitfahre. Dafür kriege ich meistens einen kleinen Lacher, und damit ist das Thema erledigt.

Gerade beschwerte sich Jared über seine Neuanschaffung, eine Honda VFR800f. Anscheinend stimmte etwas mit dem neuen Vierzylindermotor nicht. Ich fand es zwar interessant, aber hatte den Zwang, alle zwei Minuten auf mein Handy zu schauen. Ethan hatte seit gestern Abend noch nicht geantwortet und das beunruhigte mich. Hatte er sich es anders überlegt? Oder war es für ihn jetzt nicht mehr interessant, wo ich zugesagt hatte? Andererseits hing er bestimmt nich die ganze Zeit am Handy und hatte besseres zu tun als stundenlang auf meine Antwort zu warten. Keine Ahnung was ein Typ so tut den ganzen Tag. Zocken und so. Ich hatte schließlich auch den halben Tag gebraucht und jetzt musste ich mich eben gedulden.

"Sag mal Liv, erwartest du einen Anruf oder so?", schreckte mich Jared aus meinen Gedanken.

"Nein, wie kommst du denn darauf?", versuchte ich unschuldig zurückzugeben.

"Weil du andauernd auf dein Handy siehst, als würdest du auf etwas warten! Beziehungsweise eher auf die Antwort oder den Anruf eines Typen! Außerdem beteiligst du dich sonst viel mehr an unseren Disskusionen.", konterte Lucas. Lucas war mein jüngster Cousin, zumindest von allen. Er war 19, also trotzdem älter als ich und gerade mit dem Abi fertig.

Closer to youWhere stories live. Discover now