Kapitel 45

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Nach einem leisen Räuspern, um den Kloß in meinem Hals hinunter zu schlucken, war "Hi." das Einzige was ich herausbrachte. Ich war unendlich aufgeregt und nervös. Was wenn es wieder schief ging?

Doch mit seinem einzigartigen, unwiderstehlichen Grinsen ließ Ethan mich alle Zweifel vorerst vergessen. Meinen kompletten Wortschatz leider auch. Er stieß sich jetzt graziös vom Auto ab und machte einen Schritt in meine Richtung. Zögernd setzte ich einen Fuß vor den anderen und hielt mit sicherem Abstand vor ihm.

"Hey.", sagte er, und ich erkannte auch in seiner Stimme Unsicherheit, was mich wiederum lockerte. Er war auch aufgeregt. Gut.

"Warum bist du hier? Sollte ich nicht zum See kommen?", platzte die Frage aus mir heraus. Hatte ich mich verhört? Eigentlich war ich darauf eingestellt, mich während der 10 minütlichen Fahrt auf meiner Vespa noch geistlich vorbereiten zu können. Oder war er vielleicht gekommen, um das Date abzusagen?, schoss mir ein viel schlimmerer Gedanke durch den Kopf. Kritisch musterte ich ihn.

"Auch auf die Gefahr hin, das es kitschig klingt..ich hatte Angst, dass du nicht kommst." Mein Herz wechselte eine Ebene nach oben und schlug mit doppelter Geschwindigkeit weiter. Ich konnte nicht verhindern, blöd zu grinsen. "Ich bin da.", gab ich zusätzlich zu meinem Grinsen und drehte mich einmal im Kreis. Wir fingen beide an zu lachen, weil es höchstwahrscheinlich ziemlich dämlich aussah.

Als Ethan jedoch ernst wurde, hörte ich auch auf zu lächeln. "Wärest du auch gekommen, wenn ich nicht hier rumgestanden hätte, um dich abzuholen?"

Ich nickte. Klar wäre ich das. Dachte er etwa, ich wäre nur herausgekommen, weil ich ihn gesehen hatte?

"Also...", er druckste herum, und es überraschte mich, in seinem Gesicht Angst und Zweifel zu sehen, nachdem er so etwas bisher nie gezeigt hatte. Ich kannte den fröhlichen, lustigen Ethan. Den Romantischen. Den schlecht gelaunten, verärgerten Ethan auch. Aber den Ängstlichen nicht.

"..also gibst du mir noch eine Chance?", fragte er und blickte mir direkt ins Gesicht, sodass ich keine andere Chance hatte als ihm tief in die Augen zu schauen. Sie funkelten dunkel und geheimnisvoll. Ich musste schlucken und mir seine Frage ins Gedächtnis zurückrufen.

"Ja.", antwortete ich ernst. Es war dass das ich wollte. Ein leichtes Lächeln bahnt sich den Weg in sein Gesicht als er die Antwort begreift. "Danke. Ich versprech dir, dass du es nicht bereuen wirst."

Ich erstarrte erstaunt, als er mich daraufhin in eine Umarmung zog und mich mit seinen starken Armen dicht an sich drückte. Die Wärme seines Körpers übertrug sich auf meinen, und ich schlang die Arme um ihn, um mich noch näher an ihn zu pressen. Ich spürte seinen Herzschlag klopfen.

Unsere Körper trennte jetzt nichts außer unserer Kleidung und ich spürte seine harte Brust, an der ich lehnte. Sein Atem, der heiß auf meinen Hals traf, bereitete mir Gänsehaut, sodass alle meine Härchen sich aufstellten. Mein Körper kribbelte überall und sein männlicher, herber Geruch hüllte mich ein. So könnte ich für immer stehen bleiben.

Ich seufzte leise in die Umarmung, die eine Ewigkeit dauerte, und von mir aus noch länger dauern könnte. Sie war der Beweis für einen Neuanfang und für unsere zweite Chance.

Als wir wenig später im Wagen saßen und davon fuhren, sah ich im Augenwinkel meine Mum im Küchenfenster stehen. Sie hatte uns beobachtet, was irgendwie voraussichtlich gewesen war. Ich wischte den Gedanken zur Seite. Sowas machten Mütter eben.

"Was willst du hören?", fragte mich Ethan, sobald wir losgefahren waren. Er hatte mir ganz gentlemanlike die Tür aufgehalten. In seinem Auto roch es total nach Ethan und außerdem nach irgendetwas Fruchtigem. Vielleicht einer dieser Autoerfrischer.

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