Kapitel 31

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Als ich Ethan an die Wand gelehnt sah, war meine Laune hervorragend. Ich hatte Recht gehabt, die übrige Stunde war wie im nichts verflogen. Dummerweise hatte ich nicht wirklich aufmerksam zugehört, aber Sophie konnte mir gerade noch die richtige Lösung zuflüstern, als ich aufgerufen wurde.

"Das wird wohl langsam zur Gewohnheit, was?", fragte ich belustigt, als ich bei ihm ankam. "Da hätte ich nichts dagegen.", sagte er und zog mich mal wieder an sich. Unsere Körper waren wie Magneten, sie sich anzogen und immer den Weg zueinander fanden. Und ich wollte es auch gar nicht anders, denn sonst wäre viel zu viel Platz zwischen uns. Er beugte sich zu mir, während ich auf die Zehenspitzen ging und schon mal die Augen schloss. Als unsere Lippen sich endlich wieder trafen, kam es mir vor als wäre es ewig hergewesen, dabei war es erst gestern. Die Hitze, die Explosion in mir fand bei jedem Kuss, und jeder Berührung auf neue statt und es war einfach grandios. Mein Kopf schaltete sich ab. Ich sah zwar nichts mehr, aber dafür verließ ich mich auf meine restlichen Sinne. Ich roch Ethan, der heute wieder besonders gut durftet, ich schmeckte ihn und ich spürte ihn, denn ich war nah an ihn gedrückt. Außer Ethan, Ethan und Ethan konnte ich nichts denken.

"Ach du scheiße.", sagte ich keuchend, und löste mich kurz von Ethan, bevor es zu leidenschaftlich wurde, und wir gar nicht mehr aufhörten.

"Also so schlecht war es doch nun auch wieder nicht!", grinste Etthan belustigt. Ich schlug ihn auf den Arm, aber er lachte nur noch mehr, und schien keinen Schmerz zu spüren. Leider musste ich mitlachen, obwohl ich nicht wollte.

"Ok ich verbessere mich: Es kann gar nicht schlecht sein, ich bin einfach zu gut." Und da war er wieder, der selbstbewusste, arrogante Ethan.

"Ich würde eher sagen, ich bin zu gut für dich.", gab ich zurück, und bewies es ihm. Ich ließ meine Hände um seinen Hals wandern und drückte mich mit all meiner Kraft an ihn, bevor ich mich wieder auf Zehenspitzen stellte und meine Lippen stark auf seine presste. Er kam mir entgegen und legte eine Hand auf meinen Rücken, um mich noch näher an ihn zu ziehen und die andere Hand ging in meine offenen Haare und begann in ihnen herumzuwühlen. Unsere Lippen bewegten sich immer noch synchron und leidenschaftlich aufeinander, und mein Gehirn verabschiedete sich wieder in das pausenlose Ethan-Denken. Ich war wohl ein hoffnungsloser Fall. Kurz darauf mussten wir uns leider lösen, da zumindest mir die Luft fehlte.

"Daran könnte ich mich gewöhnen.", sagte er, und ich registrierte schadenfroh, dass er genauso atemlos klang wie ich. Ich löste mich ganz von ihm, und lehnte mich neben ihn an die Wand. "Ich denke, ich wahrscheinlich auch."

Er drehte den Kopf zu mir. "Du denkst, du könntest dich daran gewöhnen?"

"Genau.", sagte ich neckend um ihn zu ärgern. "Vielleicht bin ich mir ja ganz sicher, wenn du mich überzeugst?"

Jetzt war ein Ehrgeiz geweckt, und seine Augen blitzen. "Oh, das kann ich." Ich musste grinsen. Doch bevor wir dies in die Tat umsetzen konnten, läutete die Schulglocke mal wieder. Wie ich dieses Teil hasste! "Eines Tages werde ich auf den Dachboden der Schule steigen, und dieses verdammte Teil zerstören!", sagte ich hasserfüllt, denn der tolle Gong unterbrach immer meine Treffen mit Ethan. "Ich bin dabei!", sagte Ethan abenteuerlustig. "Für sowas bin ich immer zu haben."

Wir liefen die ersten Meter gemeinsam in Richtung Schulhof. "Ich hoffe du kommst irgendwann noch dazu mich zu überzeugen!", meinte ich zu ihm verheißungsvoll und blieb stehen. "Versprochen.", raunte er genau so verheißungsvoll und heißer zurück, und beugte sich noch kurz zu mir, um mir einen kurzen Kuss zu geben. Auch diesen genoss ich, nur leider war er viel zu kurz. (Wer hätte das gedacht?) Dann war er auch schon weg, um die Ecke verschwunden.

Der restliche Schultag verlief ereignislos. Sophie war so aufgedreht wie immer, und Hadley schwieg uns weiterhin an. Ich wusste einfach nicht, was ich ihr getan hatte, oder was sie haben könnte. Auf dem Weg zur Schule heute morgen, musste ich auf Sophie warten und hatte währenddessen Nate getroffen, Hadleys Freund. Ich war gut mit ihm befreundet und kannte ihn schon bevor die zwei zusammenkamen. Er hatte mir flüchtig von ihrem Date erzählt, als ich gefragt hatte und meinte es wäre richtig gut gewesen. Das überraschte mich, denn ich hätte nicht gedacht dass Hadley zu ihrem Freund komplett normal ist und mich und Sophie ignorierte. Ich hatte Nate eingeredet, dass nichts sei und dass ich nur so fragte, ob alles ok war. Was natürlich gelogen war.

Zuhause raffte ich mich tatsächlich auf und lernte nach dem Mittagessen eine Weile Bio. Währenddessen schrieb ich mit Soph darüber ob wir mal richtig mit Hadley reden sollten. Ich war total dafür, aber Sophie meinte wir sollten warten bis sie zu uns kommt. 'Schließlich kann sie uns ja nicht ewig ignorieren', schrieb sie. Seufzend antwortete ich ihr, und bekam währenddessen eine weitere SMS.

Nicht rangehen:
Wie stehst du eigentlich zum Cheerleading?

Ich:
Und jetzt bitte die ernstgemeinte Frage.

Nicht rangehen:
Also wohl schlecht?

Ich:
Ich hasse kurze Röcke, pink und blonde Tussen, die bescheuerte Tänze aufführen, also ja, schlecht.

Nicht rangehen:
Schade, aber das dachte ich mir fast.

Ich:
Warum fragst du?

Nicht rangehen:
Mir gefällt die Vorstellung, dich am Rand des Spielfelds im kurzen Rock bescheuert tanzen zu sehen.

Ich:
Oh, danke, ich glaube bei der Beschreibung überleg ichs mir nochmal. Du spielst?

Nicht rangehen:
Fußball. Zweimal die Woche.

Das war ja interessant. Aber es war ja klar, dass er viel Sport machte. Und ich mochte Fußball. Solange ich nicht mitspielen musste.

Ich:
Vielleicht komme ich mal zum zuschauen.

Nicht rangehen.
Das würde mich freuen.

Ich:
Wenn du nett fragst, sogar im kurzen Rock.

Nicht rangehen:
Ich werd's mir merken. Wann hole ich dich morgen ab?

Ich:
Um drei?

Nicht rangehen:
Okay.

Ich:
Hör mal, morgen können wir uns in der Schule nicht sehen, wegen Bio.

Ich hoffte er würde das nicht falsch verstehen, aber ich war schon in der letzten Biostunde zu spät, und bei einem Test nochmal zu fehlen, konnte ich mir echt nicht leisten. Tja, und ich wusste sicher, dass ich mich einfach nicht von ihm losreißen könnte und dann zu spät käme, das wollte ich dringend vermeiden.

Nicht rangehen:
Ja, ich komme auch jedes Mal zu spät. ;)

Ich:
Gut, dass ich nicht die einzige bin. :)

Nicht rangehen:
Und genug gelernt?

Ich seufzte auf. Ob in meinem Gehirn etwas hängen geblieben war, während ich mit Sophie geschrieben und auf Ethans Antworten gewartet hatte? Ich hoffte es. Gott, war ich froh wann die Sommerferien begannen und die Lernzeit endlich ein Ende nahm.

Ich:
Hoffentlich.

Nicht rangehen:
Bestimmt! Du siehst aus wie ein Biogenie.

Ich:
Ich nehme das mal als Kompliment?

Nicht rangehen:
So war es gemeint.

Ich:
Dann danke.

Ich verbrachte den restlichen Tag weiterhin mit SMS schreiben und Bio lernen, aber abends machte ich dann Schluss und ging fernsehen. Was ich jetzt nicht konnte würde ich auch nicht mehr lernen.

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Tja, ich hätte wohl doch mehr lernen sollen. Mit schlechter Laune pfefferte ich meine halb ausgefüllte Arbeit auf das Pult und ging nach draußen, wo Sophie schon auf mich wartete. Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "Better luck next time. Und wer braucht schon Bio?"

Ich versuchte mir einfach andere Gedanken zu machen, und schaffte es sogar, denn mir fiel siedend heiß wieder ein, dass ich heute Mittag ein Date hatte. Sophie und ich machten uns den restlichen Vormittag Gedanken wie es ablaufen würde. Und so ging ich nach der Schule sehr nervös nach Hause. Was hatte er mir zu sagen?

Closer to youWhere stories live. Discover now