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FLORIANS SICHT

Mit müden Augen schaue ich die junge Frau an, deren Gesicht ich durch die Schatten nicht erkennen kann, und versuche meinen Rücken durchzustrecken. Ich weiß nicht wie lange ich bereits auf dieser kleinen Bank sitze, ihrer Aussage aber nach zu urteilen schon eine längere Zeit. Meine Gliedmaßen fühlen sich merkwürdig versteift an und auch meine Finger haben eine unnatürliche Blau Färbung angenommen. „Geht es Ihnen gut?" dringt plötzlich ihre zarte Stimme an mein Ohr und ich spüre ihre Hand auf meiner Schulter. „Ja.. Ja ich denke schon" gebe ich mit belegter kratziger Stimme zu und versuche mich langsam zu erheben.
Auf wackeligen Beinen stehe ich nun neben ihr und muss mich unwillkürlich schütteln, da ich erst jetzt zu spüren bekomme wie kalt mir wirklich ist. „Sagen Sie, sind Sie wirklich eingeschlafen?" mustert sie mich von oben bis unten und berührt leicht meinen Arm dabei, was mich schmunzeln lässt.
„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube schon" antworte ich wahrheitsgemäß und streiche mir verlegen die Haare nach hinten. „An das letzte woran ich mich erinnern kann ist, dass es hell war und ich da einfach saß" erzähle ich weiter und kann meiner Aussage selbst nicht trauen, da ich eigentlich genau weiß wie gefährlich es sein kann wenn man in der Kälte einschläft. Die junge Frau verschränkt ihre Arme und schüttelt augenblicklich ihren Kopf, wobei sich ein paar Haarsträhnen unter der Mütze lösen und nun in ihrer Stirn hängen.

Schattenseiten des Lebens Where stories live. Discover now