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„Schatz, was war denn eben los?" reist ein fragender Flo mich aus meinen Gedanken und ich muss schlucken. „Soll ich es ihm wirklich sagen? Das ich sie gesehen hab? Wird er mir überhaupt glauben? Er wird mich für verrückt halten. Auch das ich sie gestern schon gesehen hab. Aber er hat ein Recht darauf, schließlich ist es auch seine Tochter. Wird er mich verstehen? Er hat sie ja nie gesehen..." lauter Fragen ohne eine Antwort schwirren in mir umher und ich bin unfähig einen Ton zu sagen. Eine stille Träne bahnt sich den Weg in mein Sichtfeld, tropft augenblicklich auf meine Wange und rollt hinunter. Beschämt schaue ich unter mich, ich mag es nicht vor Florian zu weinen. Zärtlich hebt er meinen Kopf ein kleines Stückchen an und schaut mir tief in die Augen, wodurch ich sofort ein bisschen ruhiger werde. „Du brauchst dich nicht zu verstecken Helene, steh zu deinen Gefühlen." Erneut fließt eine Träne aus meinem Auge, jedoch aus Rührung. Schüchtern lächel ich in an und hauche ihm einen Kuss auf die Wange, welches ihn grinsen lässt. „Ich erzähle es dir später, ok?" „Nehm dir die Zeit die du brauchst. Ich kann warten." Und wieder einmal kann ich mein Glück kaum fassen. Mein Ziel ist der große See nicht weit von unserem Hotel. Die Bäume, an welchen wir vorbei kommen, sind mit leichtem Frost überzogen und stehen nur starr am Wegesrand. Es sieht aus als ob sie tot sind und kein Stückchen Leben mehr in ihnen herrscht. Kein Lebewesen tritt in unser Sichtfeld während wir uns auf die Suche nach einer Bank begeben, nur ein Entenpaar läuft schnatternd über den bereits zugefroren See. "Faszinierend oder?" hauche ich und zupfe meinen Schal ein bisschen höher, um mich vor dem eisigen Wind zu schützen. "Ja, irgendwie schon. Wie wandelbar die Natur doch sein kann" kam es promt von Flo zurück. Überrascht schaue ich ihn an, sonst antwortet er nie auf eine beiläufige Frage. Lächelnd drücke ich mich noch ein bisschen enger an ihn und steuere auf eine Bank unter einer Linde zu. Mit der flachen Hand streiche ich das wenig Frost von der Bank und lasse mich neben Flo fallen. Noch einmal werfe ich einen Blick auf den verschneiten Park und bleibe schließlich mit meinen Augen bei Flo hängen. Ich betrachte ihn eine weile, mit einem Lächeln auf den Lippen, von der Seite und gebe mir schließlich einen Ruck. »Los Helene, sag es ihm endlich!«

Schattenseiten des Lebens Where stories live. Discover now