VI - Jorian (1/7)

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Es war kalt

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Es war kalt. Alles tat ihm weh und als er versuchte, sich zu bewegen, spürte er, dass um ihn herum kaum Platz war. Er war irgendwo eingeklemmt. Von dieser Erkenntnis erschrocken, schlug er die Augen auf.

Um ihn lag alles in tiefer Finsternis. Seine Federn waren nass und klamm und er fühlte sich, als ob er sich tagelang nicht bewegt hätte. Vorsichtig drehte er den Kopf.

An einem Ende der Spalte, in welcher er sich befand, konnte er dunklen Regen sehen und ein schneidender Wind blies von dort zu ihm herein. Als er noch überlegte, ob er sich nun für den Weg weiter nach drinnen oder doch wieder hinaus entscheiden sollte, hörte er, wie über Wind und Regen noch ein anderes Geräusch von draußen zu ihm drang. Erst klang es wie ein Fauchen, doch dann verwandelte es sich eher in einen Schrei, erst leise, dann immer lauter werdend, schrill und bedrohlich. Der Schrei ließ ihn frösteln und er wandte sich ab vom Weg nach draußen. Stattdessen ließ er seinen Blick wieder in die andere Richtung der Spalte wandern.

Zuerst schien es ihm, als läge das andere Ende in absoluter Dunkelheit. Oder doch nicht? War da nicht ein kleiner Schimmer, ein Licht? Vorsichtig bewegte er sich vom Ausgang tiefer in die Spalte hinein. Er hatte sich nicht getäuscht. Von irgendwoher musste dort ein Licht kommen. Auch wenn es sehr schwach war, merkte er doch, dass es ein wenig heller wurde, je weiter er sich in den Spalt zwängte. Zu seiner Erleichterung weitete sich dieser und die Steine schrammten nicht mehr so sehr über sein schmerzendes Gefieder.

Er erreichte das Ende der Spalte so plötzlich, dass er fast über sie hinaus gestolpert wäre. Reflexhaft schlossen sich seine kleinen Krallen über den Sims. Von hier fiel eine Steinwand steil nach unten ab.

Jetzt sah er, dass der Schimmer von weit unten kam. Er selbst befand sich am oberen Ende eines tiefen Schachts. Den Ursprung des Lichtes konnte er nicht sehen und das silbrige Licht erhellte nur wenig. Wo kam es her?

Neben dem Licht war da noch etwas anderes im Turm. Er konnte es nicht in Worte fassen, aber es war noch dunkler als der Schacht und es vermittelte ihm mehr als alles andere, dass er in den Spalt zurückklettern und sich lieber in den Sturm werfen sollte, als hierzubleiben.

Eine Weile verharrte er am Rand, ohne sich zu bewegen. Dann meinte er, einen leisen Atem zu hören. Er begann, am ganzen Leib zu zittern. Hatte er sich getäuscht? Das Geräusch wiederholte sich und schien von ganz unten den Schacht heraufzukriechen, bis es ihn oben erreichte.

Etwas in dem Schacht schien sich zu verändern. Neben die Dunkelheit trat noch etwas Zweites, aber es war schwer zu beschreiben. Das Licht weit, weit unter ihm schien heller zu werden und für einen Moment war es ihm, als pulsiere es gegen die dunkle Präsenz im Schacht an. Doch dann wurde das Licht wieder schwächer, schien ganz zu verschwinden und ließ ihn in absoluter Dunkelheit zurück.

Der Untergang Ijarias I - Die Schatten erheben sichWhere stories live. Discover now