III - Elno (4/5)

8 2 8
                                    

Sie winkte Elno schon von weitem. Auch sie kam in Begleitung ihres Drachens. Er war nicht so groß wie der von Girion und auch nicht weiß wie die meisten anderen Drachen, die Elno bisher gesehen hatte, sondern von dunklem Grau.

»Startklar?«, fragte sie, als sie Elno erreicht hatte.

Elno konnte nicht antworten. Er drehte nur den Kopf und schaute sie an. Sicher wird sie gleich über mich lachen, dachte er.

Doch Finiel lachte nicht. Stattdessen schwang sie sich in einer flüssigen Bewegung selbst in den Sattel ihres Drachens und führte ihn ganz dicht an Elnos heran.

»Ich fliege neben dir«, sagte sie und zu Elnos eigener Überraschung löste sich seine Verspannung ein wenig.

»Weißt du, was du machen musst?«

Elno schüttelte den Kopf.

»Wir starten, wenn das Signal ertönt. Dazu lehnst du dich erst etwas nach vorne. Dein Drache bewegt sich immer in die Richtung, in die du dich selbst bewegst. Wir laufen ein Stück. Wenn ich ›jetzt‹ rufe, dann lehnst du dich nach hinten und drückst deine Beine zusammen, dann hebt er ab. Verstanden?«

Elno nickte.

»Wenn wir in der Luft sind, ...«, begann Finiel, doch der tiefe Klang eines Horns, das irgendwo vor ihnen geblasen wurde, unterbrach sie. Finiel schloss die Augen.

»Das ist unser Signal!«, rief sie zu Elno über das Trampeln vieler Füße herüber, denn um sie herum gerieten die anderen Drachenreiter in Bewegung. »Es geht los! Ich bin die ganze Zeit bei dir!«

Wieder ertönte das Horn und Elno sah, wie die ersten Drachen vor ihnen begannen loszulaufen und sich dann mit großer Geschwindigkeit in die Luft erhoben. Jetzt rannten auch die Drachen direkt vor ihnen los.

»Gewicht nach vorne!«, rief Finiel laut, dann lief auch ihr Drache los. Elno warf sich fast auf Miros Hals und Miro rannte los. Der plötzliche Ruck warf Elno nach hinten und fast fiel er aus dem Sattel. Panisch warf er sich nach vorne. Miro erhöhte die Geschwindigkeit noch. Knapp vor sich konnte Elno Finiel sehen, dann war er mit ihr auf gleicher Höhe. Dort wäre er auch am liebsten geblieben, aber Miro rannte an ihr vorbei. Elno warf ihr einen Blick über die Schulter zu, dann starrte er wieder gebannt nach vorne. Miro schien noch einmal mehr Tempo aufzunehmen. Er stürmte zwischen einigen Drachen hindurch, die zur Seite auswichen und ihnen wütend hinterher knurrten. Auch einige der Drachenreiter riefen ihnen etwas zu, was Elno jedoch nicht verstand.

Mit einem Mal hörten Miros Laufbewegungen auf. Ein letzter Ruck lief durch seinen Körper, dann stieß Miro sich vom Boden ab und erhob sich in die Luft. Jetzt wurden seine Bewegungen sanft und fließend.

Es war ein berauschender Anblick, der sich Elno nun bot. Um ihn herum war die Luft voll von Drachen und ihren Reitern. Wie weiße Schlangen glitten sie dahin, unbeschwert und strahlend schön. Einen Moment fiel ihm das Atmen schwer. Dann, zu seiner eigenen Verwunderung, fiel die Anspannung von ihm ab, je weiter er sich vom Boden entfernte. Vorsichtig richtete er sich im Sattel auf.

»Elno!«

Elno fuhr zusammen und drehte den Kopf zur Seite. Für einen Moment wurde ihm schwindelig und schnell krallte er sich fester in das Zaumzeug. Finiel war neben ihm aufgetaucht.

»Guter Start!«, rief sie ihm durch den Flugwind zu. »Ich wusste gar nicht, wie schnell Miro ist!«

Sie deutete nach links.

»Ich sollte eigentlich dort drüben fliegen, meinst du, du bekommst das hin?«

Elno nickte.

»Gut!«, rief Finiel, »dann Gewicht nach links!«

Der Untergang Ijarias I - Die Schatten erheben sichDove le storie prendono vita. Scoprilo ora