Virginia - Schwarzmarkt, Sklavenhandel und die Plantage im Mittelpunkt

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„Dann werden wir morgen die Plantage unter die Lupe nehmen und uns gründlich umsehen müssen." hörte ich meinen Mann, als er mit Connor wieder eintrat. Er war wieder etwas ruhiger, aber im Grunde genau wie ich verunsichert.
Meinen Gedanken bezüglich eines Verräters bestätigte er auch, es musste hier jemanden geben, der diese Informationen einfach weitergab.
„Ich sah Thomas oft mit Lee zusammen sitzen. Was ungewöhnlich ist, weil sie sich sonst nicht ausstehen können." erzählte Connor ebenfalls grübelnd.
Charles hatte mittlerweile auch in der Gegend eine Plantage erworben, welche aber Odin sei Dank auf der anderen Flussseite und sehr sehr weit von uns weg war.
„Warum nutzt man dann nicht einfach sein Land für die Güter?" fragte ich ganz pragmatisch, weil es Sinn machen würde. Meiner Meinung nach.
„Charles wird einen Teufel tun und sich noch weiter in Bedrängnis bringen. Seine Militärlaufbahn ist eh schon stark angekratzt und wie er sich seit neuestem zu Washington äußert hilft ihm auch nicht gerade, es besser zu machen." Haythams großer Sohn hatte Recht, damit würde er sich keinen Gefallen tun, wenn er in der Armee bleiben wollte. Mehr Verstöße wären sein Untergang.
Man könnte aber doch so etwas nachhelfen ... leider wusste ich, dass ich das nicht durfte. Die Zeit war immer noch nicht reif für ihn. Verdammt.
„Er bekommt schon noch, was er verdient, Alex." versicherte mir Connor grinsend. Darauf hoffte ich inständig.

Langsam war es Zeit für Edward ins Bett zu gehen und ich brachte ihn hinauf.
Ich ließ ihn sein Schlafhemd alleine anziehen, kämmte lediglich seine Haare. Ich hatte vergessen ein Bad zu ordern, fiel es mir siedendheiß ein!
Seufzend setzte ich mich neben ihn auf das Bett und zog seine Decke hoch.
„Gute Nacht, min lille skat." flüsterte ich und gab ihm einen Kuss.
„Gute Nacht." dann drehte er sich um.
Jetzt riss mir der Geduldsfaden. So ruhig war er wirklich noch nie.
„Was ist los?" hakte ich energisch nach und drehte ihn wieder zu mir.
„Nichts."
„Aha, wie sieht das nichts denn aus?" ich ließ nicht locker!
Stöhnend richtete er sich auf, lehnte am Kopfende und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Schlafen darf ich erst, wenn ich es dir erzählt habe, oder?" er erhielt nickend meine Bestätigung. „Also ... ich weiß, wo die drei Scheunen sind, Mama. Jessy, Gilbert und noch ein paar andere haben diese Männer schon dreimal dabei beobachtet, wenn sie hier auftauchten. Sie haben sich aber nicht getraut, Vater davon zu erzählen, weil sie dachten, sie bekämen dann Ärger." hilfesuchend sah er mich an.
„Warum sollten sie Ärger bekommen? Sie haben doch gar nichts falsch gemacht." so dachte ich zumindest.
„Najaaaaaa..." kam es langgezogen und mit gesenktem Blick. „Ein paar Dinge haben die Jungs mitgenommen."

Im Grunde hatten sie nur Schnaps an sich genommen, welcher unter das seltsame Zollgesetz gefallen war. Fragt mich nicht, es ist lächerlich. Die Jungs haben aber auch gesehen, dass einmal ein paar Sklaven in eine Scheune gebracht wurden und zwei Tage später von einem anderen Herren wieder abgeholt wurden.
Wie bitte?
Das wurde ja immer besser. Ich hielt Thomas eh für ein Schwein, aber dass er auch noch die Sklaverei und den Menschenhandel unterstützte, ging definitiv zu weit!
„Edward, es ist gut, dass du mir das erzählt hast. Dein Vater muss das wissen und mach dir keine Sorgen, Jessy und die anderen bekommen keinen Ärger, versprochen! Sie haben ja nichts wirklich falsch gemacht. Oder habt ihr den Schnaps probiert?"
Mit großen Augen sah mein Sohn mich an und schüttelte energisch den Kopf.
„Nein, der riecht so eklig, dass ich mich davon schon fast übergeben musste!" plötzlich stand er auf, ging zu seiner Kommode und holte aus einem Fach einen Zettel. „Das hat mir Olli gegeben. Einer der Sklaven hat das wohl verloren bei dem Transport."
Es war eine Art Kaufbeleg, anders kann ich es nicht beschreiben. Die Namen vom Vorbesitzer und des neuen standen darauf, genau wie der Preis und Name des Sklaven. In mir kochte es und ich würde am liebsten Hickey und Lee direkt gen Hel schicken! Kein geringerer als Charles war nämlich der Käufer.
„Danke, dass du mir das gesagt hast, Edward. Und mach dir keine Gedanken. Dein Vater wird nicht mit dir schimpfen, im Gegenteil. Du hast uns dabei geholfen, dass wir dem ein Ende setzen können." sagte ich sanft und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
Jetzt schlang er seine Arme wie gewohnt um mich, drückte mich und gab mir auch einen Kuss auf die Wange.

Vor der Tür atmete ich ein paar mal tief ein und aus. Sklaverei! So etwas konnte und wollte ich hier einfach nicht dulden und schon gar nicht haben.
Im Wintergarten waren die Herren in einem Gespräch über den Schwarzmarkt und dessen Auswirkungen auf die einfachen Bürger vertieft.
„Gentlemen, ich störe nur sehr ungern, aber wir haben etwas weitaus schlimmeres zu besprechen." mein Blick wanderte zu meinem Mann.
„Was hat er dieses mal ..." seufzend fuhr ich ihm über den Mund.
„Nichts, mi sol. Im Gegenteil." ich reichte ihm den Verkaufsbeleg, bei Odin, das klingt so falsch!
Seine Augen wurden groß, seine Wangen begannen sich wieder zu röten und sein Atem ging schneller.
Ohne Worte reichte er Connor das Schriftstück, auch dieser war kurz darauf auf 180, ebenso Mr Faulkner.
„Befinden sich gerade jetzt Sklaven auf unserem Grundstück?" fragte Haytham nach. Da konnte ich ihn beruhigen. „Für heute ist es zu spät noch etwas zu unternehmen, ich werde lediglich Charles und Hickey hierher ... gut gut, ich werde sie nach Boston zitieren, Alex!" genervt sah er zu mir auf, die ich neben ihm mit hochgezogener Augenbraue stand. Er hatte schnell geschaltet. Gut für ihn.

 Gut für ihn

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Von schicksalhaften Zeitreisen und dem Ruf der Nornen - Part IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt