Virginia - Die Plantage hat uns wieder

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Meine Brig nahm den Platz daneben ein und auch wir konnten endlich von Bord.
„Vater, ich hatte mich schon gewundert wo die Jackdaw war. Wir wollten schon umkehren." rief Haythams großer Sohn während er mit einem Reisesack auf der Schulter in unsere Richtung marschierte.
„Dann hattest du ja die richtig Intuition, mein Sohn. Es ist gut, dich gesund zu sehen. Mr Faulkner." er verbeugte sich vor dem Herren und nahm dann seinen Sohn in den Arm.
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Herrenhaus.
Nach den ganzen Tagen freute ich mich auf ein warmes Bad am Abend. Ganz abgesehen von einem guten Essen.
„Es ist auch schön, dass es euch allen gut geht. Wohin hatte es euch verschlagen?" fragte Connor nach, als wir in der Kutsche saßen.
In kurzen Sätzen erklärte mein Templer ihm unsere kleine Reise, der Rest würde dann später folgen.
„Ich würde zu gerne einmal nach Great Inagua." wir alle wollten vermutlich gerne einmal dorthin.

Edward Junior wurde, kaum dass er aus der Kutsche gestiegen war, von ein paar Jungs stürmisch begrüßt.
Ich nahm nur ein paar Wortfetzen auf, wo es um eine Steinschleuder und irgendeine Schlange ging, ehe sie beim Pferdestall verschwunden waren.
Sollte ich mir Sorgen machen? Nein, ich würde mich nicht mehr wie eine Glucke benehmen.
Florence hingegen war traurig, dass sie jetzt hier alleine war und bat energisch bei ihrem Vater auf den Arm zu dürfen. Wie programmiert nahm er sie hoch und ging weiter ins Haus, während er angeregt mit Mr Faulkner über die neuesten Aktivitäten auf See sprach.

Jetzt war ich es, die sich etwas über fühlte. Für einen winzigen Moment wollte ich schon wütend darauf reagiere, bis mir einfiel, dass ich einfach diese Zeit nutzen sollte. Für MICH!
Magda wusch mich kurz und ich konnte mir saubere Kleidung anziehen. Anschließend ging ich in mein Arbeitszimmer und begann unsere Ausbeute auf dem großen Tisch im Raum auszubreiten.
Meine Hand befühlte den Lederbeutel an meiner Gürtelschlaufe und ein beruhigendes Gefühl breitete sich in mir aus.
Ich nahm mir mein Notizbuch und begann kleine Stichpunkte aufzuschreiben für die anstehende Reise zur Insel meines Schwiegervaters. Eigentlich klingt das viel zu hochtrabend, ich weiß. Aber ich wüsste nicht, wie ich sie sonst nennen sollte.
Ein Vergleich der Karten von van den Kieboom und unseren brachte nicht viele neue Erkenntnisse, außer, dass er leichte Kursabweichungen verzeichnet hatte. Mein Blick offenbarte leider keine Geheimnisse.

Das Buch der Seefahrer, wie es mein Schwiegervater genannt hatte, lag ebenfalls hier. Noch einmal schlug ich es auf, betrachtete die Seiten und langsam erschien auf einigen leeren Seiten die Darstellung der Queen Anne's Revenge, die Koordinaten standen daneben wo sie gesunken war und kleinere Bemerkungen über die Ocean Princess mit ihrem unfähigem Kapitän. Lächelnd verfolgte ich, wie sich die Blätter füllten und schloss dieses Manuskript anschließend.
Es war fast so, als hätte ich mein Tagebuch verfasst. Mein Kopf fühlte sich freier an, aber auch etwas erschöpfter.
Ich wollte gerade hinunter gehen, weil das Dinner fertig war, als ich sah wie Edward in die Eingangshalle eilte, sich hastig den Dreck von seinen Hosen klopfte und sich verstohlen umsah.
„Min lille skat! Da bist du ja wieder. Gerade richtig zum Essen." rief ich ihm entgegen.
Erschrocken sah er mich an, wollte schon etwas erwidern, da kam auch Haytham mitsamt unseres Besuchs aus dem Arbeitszimmer.
„Das ist hervorragend! Alle sind versammelt, dann können wir ja zu Abend essen." Haytham war sichtlich guter Laune, genau wie Florence die immer noch an seinem Hosenbein klebte.
„Ja, Vater. Ich gehe ... mich nur eben umziehen." schnellen Schrittes eilte er die Treppe hinauf und verschwand in seinem Zimmer. Skeptisch sah ich ihm nach. Hatte er etwas angestellt, so kurz nach unserer Ankunft?

Da fiel mir wieder ein, dass wir nach einem Kammerdiener für ihn suchen wollten! Unten waren nämlich Sophia, die sich jetzt Florence schnappte, und Sybill erschienen. Doch sie ging ihrem ehemaligem Schützling nicht mehr nach. Ein kleiner Stich in meinem Herz ließ sich nicht vermeiden, aber er war zu groß für ein Kindermädchen.
Es dauerte auch nicht lange, da erschien unser Sohn im Wintergarten und nahm seinen gewohnten Platz neben Haytham ein.
Ich konnte nicht aufhören ihn zu betrachten.
„Alex, du sagst ja gar nichts dazu, dass ihr Erfolg bei eurer Suche hattet." hörte ich Connor lachend sagen.
„Bitte? Verzeih mir, ich war wohl ein wenig in Gedanken." mein Blick lag immer noch auf Edward. Ich musste doch irgendwas finden, was ihn überführen könnte, verdammt.
„Ich glaube, sie ist derzeit mit ganz anderen Dingen beschäftigt." dabei tätschelte mein Mann mahnend meine Hand.
„Ja, ja natürlich. Das wird es sein." plötzlich fühlte ich mich wie erschlagen und mein Kopf begann zu dröhnen. Dazu gesellte sich ein flaues Gefühl im Magen und ich entschuldigte mich.

Bei Odin, was war das auf einmal?
Draußen auf der Veranda saß ich kurz darauf schnaufend mit dem Kopf zwischen meinen Knien um diese Übelkeit wieder abzuschütteln. Es klappte leider nicht und die Blumen mussten dran glauben. Oh bitte nicht wieder Monate mit diesem Mist!
Meine Kammerzofe trat hinter mich und strich mir über den Rücken.
„Mistress Kenway, dann ist es wahr? Ihr seid wieder guter Hoffnung?" sie klang dabei so glücklich und aufgeregt, dass mir die Tränen kamen. Ich konnte ihr nur nickend antworten, weil ich heulte wie ein Schlosshund.
„Das wird schon, ihr habt mir geholfen und ich werde auch dieses mal wieder an eurer Seite sein." wer könnte mich besser verstehen, als eine Mutter!
Langsam beruhigte ich mich und wir gingen wieder hinein.
„Magda, könntet ihr mir bitte einen Tee machen mit den Kräutern gegen meine Übelkeit? Danke!" bat ich und ging langsam wieder zu meiner Familie.

Bevor jedoch Fragen bezüglich meiner Gesundheit aufkamen, fragte ich nach, ob ich etwas verpasst hätte.
Anscheinend nicht, sie alle hatten sich über diesen Sonnenstein unterhalten, gerätselt was es noch mit dem Buch auf sich haben könnte und was uns auf Great Inagua alles erwarten könnte.
„Wir sollten noch einmal diese Maya-Ruinen aufsuchen, ich würde zu gerne wissen, ob es dort nicht noch mehr zu erforschen gibt." euphorisch und mit einem leichteren Gefühl genoss ich zumindest mein Gemüse.
„Das ist keine gute Idee, mi sol. Du hast doch gesagt, dass das Gemäuer größtenteils eingestürzt ist und ihr nur noch über diesen Wasserfall entkommen konntet." in seiner Stimme klang plötzlich ein leicht zickiger Unterton mit. Eifersucht! Er wusste, was damals dort noch geschehen war.
Verlegen sah ich ihn an.
„Vielleicht gibt es aber noch andere Zugänge, wir sollten es zumindest versuchen." brachte ich, nachdem ich mir den Kloß aus dem Hals geräuspert hatte, energisch vor.
„Das hat ja Gott sei Dank noch Zeit!" wie ich diese Art, manche Diskussionen zu beenden, von meinem Mann doch hasste.

„Das hat ja Gott sei Dank noch Zeit!" wie ich diese Art, manche Diskussionen zu beenden, von meinem Mann doch hasste

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Von schicksalhaften Zeitreisen und dem Ruf der Nornen - Part IIWhere stories live. Discover now