Virginia - Die Auszeit

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Gegen Abend fanden wir eine wirklich wunderschöne Lichtung, welche noch völlig unberührt schien.
Haytham begann das Zelt zu bauen und ich suchte nach Brennholz für das Feuer. Zum ersten Mal war ich mit diesem Mann völlig alleine. Wir waren auf uns alleine gestellt. Keine Angestellten, keine Annehmlichkeiten eines Hauses oder ähnliches.
Unsere Unterkunft für die Nacht, oder Nächte besser gesagt, stand. Das Lagerfeuer war bereit um angefacht zu werden und diese Stille um uns herum ließ uns weiter entspannen.
„Mi sol, hier. Den Wein hat mir Miss Tabea extra eingepackt. Er kommt aus Spanien!" Haytham reichte mir einen der zwei Becher und setzte sich dann neben mich auf die Decke.
„Mmmmmh, er ist wirklich köstlich." seufzte ich zufrieden und lehnte mich an die Schulter meines Templers.

„Alex, kann ich dich etwas fragen?" leise und zögerlich formulierte er diese Frage.
„Natürlich. Immer raus damit." meine Stimme war kaum zu vernehmen befürchtete ich.
„Wie fühlt es sich an, wenn du an mich denkst, oder wenn du mich vermisst?" diese Frage war neu und kam unvorbereitet.
„Ähm, also ..." für einen Moment musste ich in mich gehen, aber im Grunde kannte ich die Antwort. „Wenn ich an dich denke, sehe ich deine grauen Augen vor mir, wie du mich liebevoll betrachtest, spüre deine Hände, wie sie mich halten. Wenn ich dich vermisse kommt noch dazu, dass ich diesen Duft von Lavendel und Seife in der Nase habe. Es ist wie damals in New York, als du das erste mal dicht an mir vorbei gegangen bist... du kannst dich vermutlich nicht mehr daran erinnern ..." kicherte ich leise.
„Doch, ich weiß noch, wie du tief geseufzt hast und ziemlich rot geworden bist." auch mein Mann gluckste leise vor sich hin.
„Ich hätte nie gedacht, dass du mich so um den Finger wickeln kannst, mi amor. Heute bin ich sehr glücklich darüber, dass du es getan hast!" ich nahm seine Hand und küsste sie.
„Deine Haare haben immer noch diesen Duft von Vanille, deine Haut fühlt sich weich an und ich liebe es, wenn meine Finger eine Gänsehaut hinterlassen. Der Gedanke an dich bringt mich immer wieder zu dem Moment, wo du von Bord gingst in New York. Weißt du, woran ich auch ab und an denken muss? Du standest mit offenem Mund in der Tür des Fort Arsenals, als ich um Einlass bat. Einfach hinreißend, mi sol." jetzt nahm er meine Hand und küsste sie, aber dabei blieb es nicht.

Langsam fuhren seine Lippen hinauf zu meinem Hals, meinem Mund. Vorsichtig legte er mich auf die Decke und wir begannen uns zu erkunden. Seine warme Haut an meiner... Die Finger welche sich einen Weg durch die Stoffe bahnten ... in einer Seelenruhe befreiten wir uns von allen Kleidungsstücken und konnten uns weiter kennenlernen.
„Mi sol... ich liebe dich!" atemlos küsste er meine Halsbeuge, während ich mich darauf konzentrierte nicht sofort zu zerfließen unter seinen Händen.
„Ich liebe dich viel mehr, mi amor!" stöhnend bog ich meinem Templer mein Becken entgegen und er tauchte begierig in mich ein!
Es war unbeschreiblich! Wir waren wieder eins! Die Einheit, welche wir sein sollten! DAS was zählte!
Mit diesem Gedanken ließ ich mit einem lauten Ausruf an die Götter los und klammerte mich an meinen Mann
„Jesus! Ich hatte ganz vergessen, wie sich das anfühlt..." Haytham machte zwischen jedem Wort eine Atempause, was mich schmunzeln ließ.
„Du bist doch nicht etwa aus der Form für solche... Aktivitäten, oder?" neckte ich ihn und erntete eine hochgezogene Augenbraue.
„Die Dame wünscht also einen Beweis meiner Ausdauer bezüglich dieser Betätigung?" mit einem breiten Grinsen hob er mich auf seinen Schoß und schloss seine Hände um meine Hüften. „Was ist mit deiner Ausdauer? Beweg dich..." mehr Befehl brauchte ich nicht...

Später als wir unter den Decken im Zelt lagen, erzählte mir Haytham von seinen Übernachtungen während er noch unter Braddock gedient hatte.
„Das hier ist Luxus im Gegensatz zu den Zelten der Armee. Ganz zu schweigen von den Uniformen. Schrecklich sind die, sie kratzen und sitzen einfach nicht richtig. Kein Wunder dass die Soldaten so schlechte Laune haben." in seiner Stimme hörte ich ein leises Lachen.
„Aber wenn ihr so lange unterwegs ward, wie konntet ihr euch dann verpflegen? Es müsste doch haufenweise Proviant mitgeführt worden sein." diese Frage hatte ich mir oft gestellt, weil ich noch nicht so ganz in diesem Jahrhundert angekommen war in solchen Dingen.
„Man muss selber jagen oder fischen, Alex. Außerdem kann man nicht jeden Abend ein ausgiebiges Dinner erwarten. Das war eine Seltenheit, glaub mir. Ich kann mich an ein Essen erinnern, welches bei einem Colonel in New York stattfand. Es war erschreckend, was dort alles aufgetischt wurde. Die Menge an Fleisch oder auch Pudding war immens. Was aber für mich mehr als abschreckend war, waren die Damen, welche im Anschluss für ... die Herren zuständig waren. Alles bis ins kleinste Detail geplant." bei diesen Worten ließ er mich an den Bildern teilhaben und ich konnte verstehen, warum Haytham damit so seine Probleme hatte.
Diese Freizügigkeit und Zügellosigkeit wie sie dort praktiziert wurde, war ihm fremd. So auch mir.

Von schicksalhaften Zeitreisen und dem Ruf der Nornen - Part IIWhere stories live. Discover now