Zukunftspläne

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Am nächsten Morgen hatte ich gefühlt einen Knoten im Bauch. Heute Abend würden wir nach New York fliegen. Mein Vorhaben diese Stadt nie wieder zu betreten, hatte sich in Luft aufgelöst. Aber ich konnte ihn einfach nicht allein gehen lassen. Ich würde nur hier sitzen und durchdrehen.

Langsam wurde auch Harry wach und stöhnte, als er sich umdrehte. Sofort ging ich in die Küche, holte ein Glas Wasser und als ich zurückkam, saß er auf dem Bett und hielt sich den Bauch.

„Hier. Nimm deine Tablette." Er schluckte sie herunter und legte sich wieder hin. Er sah wirklich schlimm aus. Seine Augenringe hatten eine besonders dunkle Farbe und er verzog schmerzhaft sein Gesicht. Ich kletterte hinter ihm aufs Bett und umschlang ihn, um ihm eine gewisse Sicherheit zu geben.

„Lou, ich weiß nicht, wie ich diesen Flug überstehen soll."
„Ich bin bei dir." Er nickte und hielt sich an meinen Armen fest. Er atmete schwer und ich fühlte mich einmal mehr absolut nutzlos.

„Erzähl mir irgendwas. Lenk mich ab... Scheiße..." Seine Hände zitterten etwas und er fühlte sich irgendwie heiß an.

Ich überlegte krampfhaft, über was ich reden sollte, aber in meinem Kopf herrschte nur Chaos. Darin befanden sich derzeit nur Angst und Traurigkeit. Darüber sollte ich wohl eher nicht sprechen.

„Komm schon. Dir wird doch bestimmt was einfallen." wiederholte er.
„Ähm... also... ich..." Warum fiel mir denn nichts Belangloses ein?
„Dein Stottern hilft nicht." lachte er kurz auf. „Lou, wenn ich das alles überstanden habe, dann werde ich mir ein Boot kaufen." sagte er auf einmal.

„Du willst ein Boot kaufen?" fragte ich überrascht.
„Ja."
Er drehte sich in meinen Armen und gab mir einen Kuss. Ich sah ihn verständnislos an. Wozu brauchte er ein Boot? Und warum erzählte er mir das jetzt? Aber ich blieb bei dem Thema. Er wollte ja abgelenkt werden. Auch wenn ich mich mit Booten nicht auskannte, stellte ich eben einfach ein paar blöde Fragen.

„Was für ein Boot? Ein Großes, ein Kleines, ein Ruderboot?"
„Ich dachte schon an etwas Größeres."
„Aber wozu?" Er sah mich an, als müsste ich wissen, warum er sich ein verdammtes Boot kaufen wollte. Gott, diese Millionäre. Gut, er kaufte auch einfach ein Haus in den Bergen. Vielleicht war das wieder so eine Sache, die ich nicht kapierte.

„Du erinnerst dich nicht, oder?" Ich verneinte kopfschüttelnd und wieder küsste er mich und ich seufzte. Er würde mir so fehlen. Ich brauchte ihn doch, ohne ihn war ich nicht richtig lebensfähig. Ich drückte mich noch mehr an seinen warmen Körper.

„Warum erinnerst du dich nicht?" Er klang schon leicht vorwurfsvoll.
„Was meinst du? Die Bootgeschichte? Mmh...?"
„Denk nach." sagte er und schmunzelte.

Ich durchwühlte meine Erinnerungen nach einem Boot und auf einmal fiel es mir wieder ein. Dieses Gespräch, ob ich noch einmal heiraten wollte. Ich sah ihn an und wollte etwas sagen, aber es kam einfach kein Laut heraus.

„Ich sehe, du weißt jetzt, wovon ich rede." stellte er fest.
Ich nickte und flüsterte „Ja." Ich starrte ihn an, denn mein Hirn hatte gerade auf die Pausentaste gedrückt.
„Ja?" fragte er.
„Ja." antwortete ich nochmal. Ich erinnerte mich, aber er konnte bei diesem Thema nun wirklich keine vollständigen Sätze von mir erwarten.

„War das deine Antwort auf eine noch nicht gestellte Frage?" Er küsste mich ganz zärtlich. Ich runzelte die Stirn und wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. War das gerade...?

„Würdest du?" fragte er.
„Du?" bekam ich tatsächlich über meine Lippen. Ein Wort, besser als nichts.
„Ja." hauchte er.
„Ich auch." Er legte seine Wange an meine und er lächelte, das konnte ich spüren.

Who we love - Larry StylinsonOnde histórias criam vida. Descubra agora