Vielleicht?

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Am liebsten hätte ich den gestrigen Abend aus meinem Hirn gelöscht, aber leider ging das nicht. Immer noch hallten seine Worte in mir nach und das beklemmende Gefühl in meiner Brust wollte nicht verschwinden. Er schlief noch und ich sah ihm dabei zu. Das tat ich manchmal und in diesen Momenten spürte ich eine tiefe Ruhe in mir, aber nicht heute.

„Guten Morgen, Honey." brummte er.

„Morgen, Love. Wie hast du geschlafen?" Zumindest hatte er heute Nacht keine Alpträume gehabt.

„Gut. Liegt aber nur daran, dass du bei mir bist." Er kam näher und küsste mich sanft. „Ich bin gleich wieder da. Nicht bewegen." Er stieg aus dem Bett und ging ins Bad. Als er weg war, lief ich in ein anderes Badezimmer und wusch mir mein Gesicht mit kaltem Wasser und putzte meine Zähne. Ich sah in den Spiegel und mein glückliches Grinsen, war einer gewissen Verzweiflung gewichen. Langsam aber sicher wurde mir klar, dass für ihn dieses Gefangen sein, so wie er es ausdrückte, wirklich ein übermächtiges Problem darstellte. Und dadurch, dass er erst so kurz trocken war, konnte dies natürlich zu einem Rückfall führen, was ja auch schon fast geschehen war. Immer wieder kämpfte er mit so vielen Gefühlen in sich und ich konnte verstehen, dass er manchmal einfach die Kontrolle verlor. Und er war nun mal ein sensibler Mensch, der schon viel zu viele Jahre leiden musste. Das würde irgendwann in einer Katastrophe enden.

Ich ging zurück ins Schlafzimmer und er lag bäuchlings auf dem Bett. Nackt...

„Wo warst du denn? Ich habe dich doch gebeten, dich nicht zu bewegen." nuschelte er in das Kissen, in dass er quasi sein Gesicht vergraben hatte. Ich lachte und legte mich neben ihn. Ich strich mit meinen Fingern übers einen Rücken und sah, wie sich eine Gänsehaut auf seinem Körper bildete.

„Hast du mich etwa vermisst?" fragte ich.

„Ja und wie." antwortete er und zog seine Mundwinkel in die Höhe. Wieder mal fiel mir auf, wie jung er noch wirkte, wenn er lachte. So unschuldig und wunderschön. Er strahlte wie die Sonne. Ich beugte ihm und begann ihn sacht zu küssen. Wie immer war ich von seinen Lippen hin und weg. Er kam mir entgegen und drückte mich in die Kissen. Meine Finger glitten durch seine Haare und ich spürte seine Zunge. Ich ließ ihn ein und mein Blut fing an zu kochen. Was allein nur sein Kuss bei mir auslöste, war unglaublich. Langsam arbeitete er sich küssend meinen Oberkörper hinunter und ich wurde immer zappeliger. Als er wieder seine Lippen mit meinen verband und sich auf mich legte, unterbrach ich ihn kurz.

„Ich muss dir noch was sagen." presste ich etwas atemlos hervor.

„Du hast echt ein Talent dafür, dir die unpassendsten Momente zum Reden auszusuchen, weißt du das?" sagte er schmunzelnd.

Mein Daumen wanderte über seine rosigen Lippen, meine Finger über seine Wangenknochen und seine Augenbrauen. Sein Gesicht war geradezu makellos.

„Egal was passiert Harry, ich bin für dich da. Ich will nur das du das weißt. Ich werde für dich tun, was ich kann. Und ich werde auf dich warten, egal wie lang es dauert. Jeden Morgen, wenn ich aufwache, will ich als erstes dein Gesicht sehen. Ich will nie wieder ohne dich sein. Hörst du, nie wieder. Ich bin an deiner Seite und helfe dir, bei was auch immer. Lauf nicht vor mir weg."

Sein Gesichtsausdruck konnte ich anfangs nicht deuten, aber dann zauberte er ein Lächeln auf seine Lippen, was mich umhauen würde, hätte ich nicht schon gelegen.
„Lou, dass ist..."
„Etwas übertrieben? Ich weiß." unterbrach ich ihn, da ich mir schon dachte, dass er dazu etwas zu sagen hatte.
„Nein, ganz im Gegenteil." flüsterte er.
Er gab mir einen wundervollen Kuss und sah mich dann wieder an.

„Wie kannst du dir so sicher sein, was du in der Zukunft willst? Das du mich willst?" fragte er gerade heraus. Ich schüttelte nur den Kopf.
„Ich wusste es schon nach ein paar Tagen, nur ich wollte dich nicht vollständig verschrecken. Als ich dir nach einer Woche gesagt hatte, dass ich dich liebe, warst du schon geschockt genug." Er lachte.
„Ich weiß es einfach, aber wahrscheinlich bin ich etwas verrückt." Wieder ließ ich meine Hand über seine weiche Haut gleiten.
„Denkst du, man kann zweimal im Leben seine große Liebe finden?" fragte ich ihn.
„Keine Ahnung, Lou." Er strich mir sanft ein paar Haare aus der Stirn.

Who we love - Larry StylinsonWhere stories live. Discover now