Letzter Abend

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Den letzten Abend hatte Harry in einem Restaurant reserviert, von dessen Dachterrasse man über  ganz Manhattan schauen konnte. Es war einfach fantastisch. Wir saßen etwas abseits von den vielen anderen Menschen und er hatte wieder einen komischen Hut auf dem Kopf. Allerdings sah er auch damit unglaublich gut aus. Er bestellte das Essen für uns und fragte mich, ob ich ein Bier trinken wollte. Ich schüttelte vehement den Kopf. Dachte er wirklich, ich würde in seiner Nähe jemals wieder Alkohol trinken?

Das Essen war einfach großartig und Grace stand die meiste Zeit an der Brüstung und sah auf die Stadt hinunter. Langsam setzte die Dämmerung ein und ich wurde zunehmend unruhiger.

Er legte seine Hand unter dem Tisch auf mein Bein und sah mir in die Augen.

„Hey." sagte er leise. Ich zog die Mundwinkel nach oben, aber mit einem Lächeln, hatte das nichts zu tun. Leicht strich ich über seine Hand und sah auf den Tisch, da ich plötzlich sehr traurig wurde.

„Grace, wollen wir noch ein Eis essen gehen?" fragte Harry und schon kam sie wieder zu unserem Tisch gehüpft und nickte wild. Er bezahlte und ich schluckte.

„Das war aber sehr teuer." bemerkte ich beim Rausgehen. Seit dem wir mit ihm zusammen waren, hatte er mich nicht bezahlen lassen, wenn wir Essen gingen. Aber mit ihm darüber zu diskutieren, brachte nichts.

„Na ja, du bezahlst die Aussicht eben auch mit, aber das ist es doch wert, oder?" meinte er nur und grinste mich an.

„Auf jeden Fall." sagte ich, doch eigentlich hatte ich den ganzen Abend nur ihn angesehen.

Nachdem wir noch ein Eis gegessen und ein paar Blocks gelaufen waren, pfiff Harry ein Taxi heran. Wir fuhren zu seinem Appartement und Grace stieg die Treppe hinauf, drehte sich auf einmal um, breitete die Arme aus und rief ganz lauf „Ich liebe dich New York City." Harry und ich fingen an mit Lachen und ich nahm meine Tochter in die Arme.

„Danke, dass du mit mir hierher geflogen bist." sagte sie und ich drückte sie noch etwas fester. Harry stand neben uns und kniete sich hin. Er strich Grace über die Haare und bedeutete uns hineinzugehen, da auf der gegenüberliegenden Seite ein paar Leute stehen geblieben waren und uns beobachteten. Schnell stand ich auf und schob Grace zur Tür hinein. Sofort gingen bei mir die Alarmglocken an.

„Warum guckst du so?" fragte mich Harry belustigt.

„Haben die uns fotografiert? Bekommst du jetzt Ärger? Ich meine, wird Paul wieder ausrasten?"

„Nein, ich denke, sie haben nur aufgrund der Liebesbekundung von Grace zu uns geschaut, aber man kann nie wissen. Ich habe allerdings niemanden mit einem Handy oder einer Kamera gesehen. Ich habe einen Blick dafür, weißt du." sagte er und versuchte mich zu beruhigen.

Trotz allem fand ich die Aussicht, dass er wieder einen wütenden Anruf bekam, nicht gut. Beim letzten Mal hatte er Geschirr zerschlagen.
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„Lou, mach dir keine Sorgen." Wir standen in der Küche und er gab mir ein Glas Wasser.
„Natürlich tu ich das." Ich sah ihn über das Glas hinweg an und er nahm meine Hand und drückte sie.

Grace hatte sich mittlerweile mit Max auf die Couch gelegt und kraulte sein Fell. Ich wusste, dass ihr der Abschied schwer fallen würde, ganz besonders von Max. Und ich befürchtete das Hundethema würde daheim wieder auf den Tisch kommen. Aber sie kümmerte sich wirklich gut um ihn. Vielleicht sollte ich noch einmal darüber nachdenken.

Ich ging nach oben in Harrys Schlafzimmer und begann die Koffer zu packen. Im Hotel hatte ich nichts mehr. Grace kam mir nach und setzte sich auf das Bett und sah prüfend zu mir.
„Bleibst du mit Harry zusammen?" fragte sie auf einmal.
„Ich, ähm, also, ja wir versuchen es. Aber es ist schwierig auf diese große Entfernung." Ich stand auf und nahm neben ihr Platz.

„Ist es für dich in Ordnung, dass ich, na ja, wieder jemanden kennengelernt habe? Du weißt, dass niemand deine Mum ersetzten soll oder ich sie dadurch vergessen würde." Sie nickte.

„Das weiß ich. Und ich mag Harry. Außerdem bist du viel lockerer seitdem du ihn kennst." lachte sie.

„Was? Ich bin immer locker." sagte ich entrüstet.

„Nein, bist du nicht. Aber es ist okay für mich."

„Danke, mein Schatz." sagte ich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Vor dieser Veränderung in meinem Leben hatte ich immer Angst. Wenn Grace meine neue Partnerin oder in diesem Fall Partner nicht akzeptiert hätte, dann wäre auch eine neue Beziehung nicht in Frage gekommen. Es sollte für uns beide funktionieren und nicht nur für mich.

Nach einer guten Stunde hatte ich alles zusammengepackt. Unser Flug ging erst gegen Mittag, aber ich hasste es, alles auf den letzten Drücker zu erledigen, deshalb war ich froh, als ich den Koffer schloss. Ich kniete davor und mir wurde mulmig. Nun war es vorbei. Ich musste wieder zurück in mein richtiges Leben und zu meinem Schreibtisch. Der lief bestimmt schon über vor Arbeit. In ein paar Tagen begann die Schule wieder und jeder Tag war wieder bis auf die letzte Minute durchgeplant.

Seufzend erhob ich mich und sah mich um. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich auf das Bett sah. Unsere erste Nacht, in der ich in seinen Armen schlief. Gedankenversunken stand ich da und spürte seine Anwesenheit.

„An was denkst du?" fragte er und küsste meinen Hals.
„An die vergangenen Tage, an unsere erste Nacht." antwortete ich und schmiegte mich an ihn.
„Ich war so aufgeregt." gab er lachend zu. Ich drehte mich in seinen Armen und sah in seine Augen.
„Du wirst mir wahnsinnig fehlen." sagte ich. Sein Gesicht wurde ernst und er küsste mich sacht.
„Ich werde dich auch vermissen. Ganz furchtbar."

Grace wollte heute Abend nicht ins Bett gehen. Sie war ebenso traurig wie ich, nur dass sie ihr Herz an den Hund verloren hatte. Das würde morgen ein tränenreicher Abschied werden. Wir saßen alle zusammen auf der Couch und sahen einen Film. Grace schlummerte irgendwann mit Max im Arm ein und ich schob Harry von der Couch ins Schlafzimmer.

Kaum hatte ich die Tür geschlossen, stand er vor mir und drängte mich an die Wand. Damit hatte ich nicht gerechnet und keuchte erschrocken auf. Seine Zunge eroberte nur in Sekunden meinen Mund und ich begann sein Hemd aufzuknöpfen. Es glitt kurze Zeit danach zu Boden, ebenso wie mein Shirt und unsere Hosen. Immer noch küssend gingen wir zum Bett und ließen uns darauf fallen. Sofort war ich über ihm und begann mit meinen Händen leicht über seinen Körper zu fahren. Er bekam eine Gänsehaut und ich hörte ihn meinen Namen flüstern. Schlagartig wurde mir wieder bewusst, dass das hier vorerst unsere letzte Nacht war. Aber davon wollte ich mich jetzt nicht ablenken lassen. Ich küsste mich langsam seinen Oberkörper hinunter und ließ meine Zunge über seine Haut wandern bis zu seinen Oberschenkeln. Er hatte einfach den perfekten Körper. Langsam befreite ich ihn von seinen Boxern und er sah mich im gedimmten Schein der Nachttischlampe an. Ich wusste genau, was er wollte. Sofort griff er in den Nachttisch und holte die Kondome und das Gel heraus und legte es neben sich auf das Bett. Ich krabbelte über ihn und küsste seine Lippen. Die waren wirklich nicht von dieser Welt. Kurze Zeit später war ich nackt, unsere Körper verschlungen und ich tastete das Bett nach dem Verhütungsmittel ab. Ich legte mich zwischen seine Beine und kurze Zeit später, umfing mich die unglaubliche Hitze seines Körper, welche  in sekundenschnelle auf mich überging. Er drückte mir sein Becken mehr entgegen und stöhnte laut auf, als ich seinen Punkt traf. Ich küsste ihn wild und konnte mich nicht mehr bremsen. Er wurde immer lauter und ich spürte seine Nägel über meinem Rücken kratzen, als er seinen Höhepunkt erreichte. Kurz danach folgte ich ihm. Ich bettete meinen Kopf auf seine Brust und auch sein Herz arbeitete auf Hochtouren.

„Ich liebe dich." sagte er und ich versteckte mein Gesicht an seinem Hals, da mich der Abschiedsschmerz überrollte.

Who we love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt