Toxisch

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Juni/Juli

„Louis, du siehst nicht gut aus. Willst du nicht lieber nach Hause gehen, bevor du hier zusammenbrichst?" fragte Tom und legte die Hand auf meine Schulter, während ich mir meinen Bauch hielt.

„Nein, ich habe nur ständig so dämliche Krämpfe. Geht gleich wieder." sagte ich und lehnte mich in meinen Bürostuhl zurück.

„Es geht dir schon seit Tagen nicht gut. Du isst nichts und deine Augenringe lassen darauf schließen, dass du auch nicht unbedingt viel Schlaf findest." zählte er weiterhin auf.

„Es ist alles okay." gab ich zurück.

„Wem willst du das weis machen? Ich glaub dir kein Wort." Unsere Mittagspause war vorbei und er setzte sich wieder an seinen Computer. Mir ging es wirklich schlecht. Und es wurde jeden Tag schlimmer. Vielleicht sollte ich doch nach Hause fahren und mich hinlegen. Gerade wollte ich aufstehen und mir wurde so schwindelig, dass ich mich an einem Regal festhalten musste und dabei ein paar Ordner auf den Boden schmiss.

„Scheiße." fluchte ich und versuchte das Karussell in meinem Kopf unter Kontrolle zu bekommen. Tom kam zu mir und stütze mich.

„Ich fahre dich jetzt Heim. Keine Widerrede." Er schob mich aus dem Büro und sagte einer Kollegin, dass er gleich wieder da wäre und ich den Rest der Woche krank sei. Ich wollte schon mein Veto einlegen, aber er würgte meinen Kommentar direkt ab. Im Auto angekommen, ließ ich mich in den Sitz gleiten und starrte aus dem Fenster.

„So, und jetzt sagst du mir gefälligst was los ist. Louis, das ist nicht normal." Ich lachte kurz auf und sofort wurde mir wieder schlecht.

„Was willst du denn hören? Meine Beziehung ist im Arsch und ich ebenso."

„Denkst du nicht du überbewertest das etwas? Harry hat eine Menge zu tun. Der Film muss fertig werden und durch den Zeitunterschied, könnt ihr eben nicht ständig telefonieren. Wo ist denn das Problem? Im August fliegt ihr zusammen für drei Wochen nach Kanada. Kannst du dich nicht darauf konzentrieren? Ich meine..." Ich schnitt ihm das Wort ab, denn auf diesen ganzen, sieh es doch positiv Scheiß, hatte ich keine Lust.

„Versuch mich bitte nicht aufzumuntern. Das wird nichts werden."

„Sorry, aber du bist echt neben der Spur. Könntest du mich an deinen verrückten Gedanken teilhaben lassen, sonst fahr ich dich jetzt direkt zum Arzt. Denn entweder leidest du unter extremen Liebeskummer, was durchaus möglich wäre, oder du bist ernsthaft krank."

„Fahr mich nur nach Hause." mehr sagte ich nicht. Tom sah mich mitleidig an und blieb aber danach still. Ich war so müde und wollte nur schlafen, aber ich konnte einfach nicht. Zu viel war in den letzten Wochen passiert und wenn mein Kopf weiterhin versuchte, dass alles in einen logischen Zusammenhang zu bringen, würde er noch explodieren.

Angekommen bei meiner Wohnung stieg ich aus und Tom bot an, Grace heute mit Rose von der Schule abzuholen und dann erst am Abend vorbeizubringen. Ich dankte ihm und warf die Autotür zu. Gebeugt lief ich bis zu Haustür und warf mich direkt auf die Couch. Der Schwindel verstärkte die Übelkeit, aber bisher hatte ich das bisschen Essen, was ich noch zu mir nahm, drin behalten. Ich legte mein Handy auf den Couchtisch und schloss meine Augen. Am liebsten würde ich weglaufen. Vor diesem ganzen Chaos und dem Schmerz, der Angst und mir selbst. Ich hasste diesen Zustand, in dem ich mich befand und daran war nur er Schuld.

Ich schlief tatsächlich ein und als Tom mit den Kindern zur Tür herein kam, lag ich immer noch genauso da, wie ich mich vor ein paar Stunden hingelegt hatte. Mir tat der Rücken weh, aber meinem Kopf ging es etwas besser. Ich schaute auf die Uhr und es war schon nach sieben.

„Wir haben schon gegessen Papa." teilte mir Grace mit. „Und hier das ist für dich." Sie drückte mir eine kleine Schüssel in die Hand, in der sich noch etwas vom Abendessen befand.

Who we love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt