😢 Abschied... schon wieder

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Harry sah am Morgen wirklich schlecht aus. Er hatte nach seinem Albtraum nicht mehr viel geschlafen. Immer wieder wälzte er sich im Bett herum und ich versuchte ihn zu beruhigen, aber ohne Erfolg.

Er saß am Küchentisch vor seinem dampfenden Kaffee und blickte ins Leere. Appetit hatte ich auch nicht wirklich, aber Grace hatte den Tisch heute Morgen gedeckt und ich wollte sie nicht enttäuschen. Harry allerdings, bekam davon nicht viel mit. Er hatte sich wieder verkrochen.

„Harry, wo ist Max eigentlich, wenn du nicht zu Hause bist?" fragte Grace mit vollem Mund. Er sah kurz zu ihr und strich sich seine Haare hinter die Ohren.

„Max ist bei meiner Mum." antwortete er. Grace sah ihn wartend an, aber für ihn war das Gespräch beendet. Ich zuckte nur die Schultern und verwickelte sie in ein anderes Thema, um sie abzulenken.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Wer war das denn jetzt? Es war Sonntag Morgen. Ich schleppte mich zur Tür und öffnete sie.

„Ah, du bist wieder zurück. Ich wollte nur mal nachsehen, da du mir ja nicht auf meine Nachrichten antwortest. Wie fühlst du dich? Okay, du siehst Scheiße aus, also wahrscheinlich nicht gut." Tom drückte mich zur Seite und Rose rannte ins Haus und stolperte in die Küche. Ich war noch dabei den Überfall zu verdauen, da sah ich im Augenwinkel, wie Harry aus der Küche kam und nach oben ging.

„Er ist noch da? Ich dachte er wäre gestern schon geflogen?" fragte Tom.
„Nein, erst heute Abend."
„Deswegen herrscht hier so eine Totenstimmung." Ich verzog mein Gesicht und er hob abwehrend die Hände. „Du weißt, dass ich Recht habe."

„Es geht nicht nur darum. Keine Ahnung, ob ich dir das erzählen kann. Harry geht es nicht gut und ich mache mir ernsthaft Sorgen." Wir standen immer noch im Flur und die Kinder saßen in der Küche. Ich schob Tom ins Wohnzimmer. War es richtig, mit Tom über Harrys Situation zu sprechen? Ich vertraute Tom blind und er hatte es auch noch nie missbraucht. Er konnte schweigen wie ein Grab.

„Louis, wenn du über irgend etwas reden willst, dann tu es. Friss es nicht in dich hinein. Du weißt, dass tut dir nicht gut." sagte er. Ich überlegte noch einen Moment und beugte mich noch ein wenig näher zu ihm.

„Vor circa zwei Jahren ist Harrys Freund bei einem Autounfall gestorben. Seitdem plagen ihn Alpträume und heute Nacht war es... na ja, er hat geträumt, dass ich bei dem Autounfall ums Leben gekommen bin."

„Hat er deswegen damals angefangen zu trinken?" Ich nickte und langsam bekam ich ein schlechtes Gewissen, dass ich über ihn sprach, während er oben in meinem Schlafzimmer hockte.

„Tom, da ist noch so viel mehr und ganz ehrlich, wenn ich in seiner Situation wäre, wüsste ich auch nicht, wie ich damit umgehen würde." Er hob die Augenbrauen und wartete.
Mit einem Mal kam Harry herein und sah uns beide an.
„Hi." sagte er zu Tom und setzte sich neben mich.
„Sorry, Lou. Ich habe meinen Koffer gepackt. Fährst du mich später zum Flughafen oder soll ich ein Taxi nehmen?"
„Natürlich fahr ich dich. Was ist das denn für eine Frage?"
„Danke." sagte er und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Tom sah zu uns und schmunzelte, denn Harry schien sich in seiner Gegenwart wohl zu fühlen.

„Und was habt ihr so gemacht?" fragte Tom und sah uns an. Bestimmt wollte er diese komische Stimmung vertreiben.
„Er hat mich zum Wandern gezwungen." antwortete Harry und ich boxte ihm auf die Schulter.
„Ja, das kenne ich. Hat er früher auch mit mir gemacht." stimmte ihm Tom zu.
„Hey, was soll das?" Ich sah die beiden an und fand es nicht gut, dass sie sich gegen mich verbündeten.

„Aber am Schlimmsten war, als er mir unterbreitete, dass er klettern gehen will. Und wer musste wieder mit ihm mitgehen?" Theatralisch deutete er mit seinem Finger auf seine Brust.
„Ach, komm schon. Es macht dir doch Spaß. Du bist doch mittlerweile viel besser als ich." lachte ich.
„Das stimmt definitiv nicht." sagte Tom.

„Ihr klettert? Wo? In der Halle?" fragte Harry und sah mich etwas verunsichert an, denn ja, das hatte ich ihm nicht erzählt.
„Ja, im Winter in der Halle und ansonsten hier in den Bergen." teilte Tom ihm mit.
„Ist das nicht gefährlich?" fragte er und ich konnte mir schon vorstellen, was gerade in seinem Kopf abging.
„Na ja, nicht gefährlicher als mit Louis Auto durch die Gegend zu fahren." quatschte Tom drauf los und Harrys Augen verengten sich. Na toll. Tom bemerkte seinen Fauxpas, aber da war es schon zu spät.

„Das hat sich ja jetzt zum Glück erledigt. Louis hat ein neues Auto." bemerkte er und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel.
„Ach echt?"
„Ja, ich habe ihm eins geschenkt." sagte er und sah Tom an. Ich verdrehte die Augen, denn meinem besten Freund klappte der Mund auf.
„Du hast ihm ein Auto gekauft? Den Audi?" Harry nickte.
„Wow, Louis, dass ist echt..."
„...ein wenig übertrieben." ergänzte ich seinen Satz. Harry sah mich böse an und ich tätschelte seine Hand.
„Ich mag mein neues Auto." sagte ich und legte meinen Kopf schief.
„Das hoffe ich doch." warf Harry ein.

Wir unterhielten uns noch eine Weile und dann verschwand Tom wieder. Ich würde ihn ja morgen bei der Arbeit sehen und ich hatte den Verdacht, dass er noch einige Fragen hatte.

Am Nachmittag brachten wir Grace zu meiner Mum und fuhren Richtung Flughafen. Mein Magen fühlte sich überhaupt nicht gut an. Er rebellierte schon den ganzen Tag.

„Harry, ist alles in Ordnung?" fragte ich, denn er war sehr in sich gekehrt.
„Ja."
„Babe, sprich doch bitte mit mir." insistierte ich.
„Was soll ich denn sagen? Ich will nicht von dir weg. Ich mache mir schon wieder pausenlos Gedanken über das, was jetzt alles auf mich zukommt. Bis gestern konnte ich es noch gut ausblenden, aber jetzt... Es tut mir leid."

„Ich verstehe dich. Mir geht es doch aus so. Ich mache mir auch Sorgen, aber wir bekommen das schon hin. Und vergiss nicht, mich jeden Tag anzurufen." sagte ich bestimmt.
„Nein, dass vergesse ich nicht." Er lächelte mich an und ich nahm seine Hand.

Wir kamen erstaunlich gut voran und hatten sogar noch etwas Zeit. Ich suchte einen Parkplatz und stellte den Motor ab und drehte mich zu ihm.
„Soll ich dich noch begleiten?"
„Nein, besser nicht. Es sind zu viele Menschen hier." sagte er und klang unendlich traurig.
Ich beugte mich zu ihm und küsste ihn. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich eindringlich an.

„Ich glaube, ich werde dich diesmal noch mehr vermissen." In seinen Augen schimmerten Tränen und ich nickte ihm zu. Er zog mich in seine Arme und so verharrten wir eine ganze Weile.

„Ich liebe dich." schniefte ich und drückte mein Gesicht in seine Halsbeuge. Ich sog noch einmal sein Geruch ein, denn es war langsam Zeit sich zu verabschieden.

„Ich bin bald zurück. Pass auf dich auf. Du bedeutest mir so viel, Lou." Meine Tränen konnte ich nun nicht mehr zurückhalten. Er küsste mich noch einmal und öffnete die Tür. Ein letzter Blick in seine Augen und er stieg aus, setzte sein Basecap auf und zog es tief in die Stirn, schnappte sich seinen Koffer und lief Richtung Ausgang aus der Parkgarage.

„Harry, warte." Rief ich während ich aus dem Auto stieg und zu ihm rannte. Er drehte sich um und in dem Moment kamen eine Menge Leute, die zu ihren Autos wollten. Sie liefen um uns herum und wir standen einfach nur da und sahen uns an. Er lächelte mich an und zwinkerte mir noch einmal zu, bevor er sich umdrehte und verschwand.

Bye Harry 😫

Who we love - Larry StylinsonWhere stories live. Discover now