Augen zu und durch...

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Am nächsten Morgen weckte mich die Sonne und ich hatte keine Ahnung, wie spät es war. Wir versuchten immer vor Grace aufzustehen, damit sie hiervon nichts mitbekam. Ich suchte meine Uhr und es war schon halb neun. Sie schlief mit Sicherheit nicht mehr.

„Dad, wo bist du?" Verdammt, ich wusste es.

„Harry, wach auf." Ich rüttelte ihn an der Schulter.

„Ich bin gleich bei dir. Geh doch schon mal ins Bad und zieh dich an." Auf einmal ging die Türklinke nach unten und ich schmiss die Decke über ihn und setzte mich im Bett auf. Fuck, schnell zog ich mir noch das Kissen vor meine Mitte, da ich ja nackt war. Oh Gott, dass passierte doch nicht wirklich?

„Guten Morgen, Schatz." sagte ich und meine Stimme schnellte in die Höhe. Harry bewegte sich leicht und ich redete einfach weiter, in der Hoffnung er begriff, was hier abging.

„Wo ist eigentlich Harry?" fragte sie.

„Keine Ahnung?"

„Ich habe in den anderen Zimmern geguckt. Ich dachte schon, ich bin ganz allein."

„Wie kommst du denn darauf, dass ich dich allein lassen würde?"

„Aber die anderen Zimmer sehen unbenutzt aus, deswegen vielleicht. In das hier hinten hatte ich noch nicht geschaut."

„Ach du kennst ihn doch. Er ist bestimmt am Strand joggen und er macht super gern sein Bett. Er ist nicht so unordentlich wie wir." fantasierte ich mir irgendetwas zusammen.

„Gut, dann zieh ich mich an und sehe mal draußen nach, ob ich ihn finde."

„Alles klar. Ich komme auch gleich runter."

Sie verließ das Zimmer und ich schlich schnell zur Tür und schloss sie ab. Als ich mich umdrehte, lag er grinsend im Bett. „Schöner Hintern." sagte er, aber ich war viel zu geschockt von der Situation, um darauf einzugehen.

„Du musst aufstehen." sagte ich eindringlich und legte das Kissen zurück aufs Bett. Er schmunzelte und leckte sich über die Lippen. Warum tat er das? Oh Scheiße, ich stand komplett nackt vor ihm und das am helllichten Tag. Wieder nahm ich das Kissen und hielt es mir vor meinen Schritt. Er rappelte sich auf und kniete auf dem Bett und zog mich an sich. Er entfernte das Kissen und gab mir einen Kuss. Seine Hände legte er dabei auf meinen Po. Ich bekam schon wieder wackelige Knie, aber ich konnte ihm jetzt nicht nachgeben.

„Harreehhh... aufhören. Ich zieh mich jetzt an und geh zu Grace und du..."

„Ich weiß, ich bin joggen. Und warum sagst du, ich mach super gern mein Bett? Das macht doch jeder, oder?"
„Nein." Das war doch nun wirklich nicht das Thema. Ich schnappte mir meine Klamotten und lief schnell nach unten.

Grace war gerade draußen mit Max, der schon wieder fröhlich im Sand buddelte. Ich stand auf der Terrasse und schaute auf das Meer und fühlte mich komplett entspannt. Auch wenn ich fast gerade einen Herzstillstand erlitten hatte, als Grace das Schlafzimmer betrat, waren meine Nerven nicht bis zum Äußersten gespannt. Ich atmete tief durch und genoss die Ruhe, das Wellenrauschen und die Sonne, die noch nicht erbarmungslos vom Himmel brannte. Grace machte auch einen so fröhlichen Eindruck, dass ich lächeln musste. In den letzten Tagen hatten wir nur wenig über Lisa gesprochen, was wir sonst jeden Tag taten. Und natürlich dachte ich immer gern an sie, nur manchmal konnte ich es nicht ertragen, Grace so traurig zu sehen. Wahrscheinlich hatte ich meine ganzen Ängste und Probleme über die Jahre auf sie übertragen. Und heute, hatte ich das erste Mal wieder das Gefühl, ich könnte nach vorn sehen, ein neues Kapitel in meinem Leben aufschlagen. Seit langem verspürte ich mal wieder ein Glücksgefühl. Und natürlich lag das hauptsächlich an ihm. In was hatte ich mich da nur hineinmanövriert?

Who we love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt