Haus am Strand

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„Was wollen wir denn heute unternehmen?" fragte Harry und aß den Obstsalat, den er gemacht hatte. „Die nächsten drei Tage soll es noch heißer werden, aber danach kühlt es etwas ab."

Na toll, noch heißer. Mein Kopf glühte immer noch nach Harry's Worten und ich sah mich nicht im Stande, den heutigen Tag ohne Klimaanlage zu überstehen. Er sah zu mir und schob sich eine Weintraube in den Mund und zwinkerte mir zu. Danach leckte er sich über seine Lippen und ich biss die Zähne aufeinander, um nicht über ihn herzufallen. Ich glaube meine Hormone spielten komplett verrückt.

„Wollen wir aus der Stadt verschwinden?" Er sah fragend zwischen Grace und mir hin und her. Meine Tochter setzte ihren Todesblick auf und ich stöhnte innerlich. Das mit dem guten Benehmen hatten wir wohl hinter uns gelassen.

„Hey, es war nur eine Frage. Ich dachte, wir könnten in mein Haus in die Hamptons fahren. Nur bis es nicht mehr so heiß ist und dann arbeiten wir deine Liste ab, versprochen. Es liegt direkt am Meer und es ist dort wesentlich kühler." Er hatte ein Haus in den Hamptons, am Meer? Er hatte bestimmt auch ein Boot. Scheiße, wie reich war er denn? Oder hatte jeder gut situierte New Yorker ein Haus am Meer? Als Fluchtort, wenn man es hier in dieser Betonwüste nicht mehr aushielt?

„Aber wenn wir wieder zurück sind, machen wir das alles noch." sagte Grace und holte ihre Liste hervor, die meiner Meinung nach in den letzten Tagen noch länger geworden war. Harry überflog sie kurz und überrascht gingen seine Augenbrauen in die Höhe.

„Das wird ein straffes Programm, aber wir versuchen es, okay?"

Ich erwartete schon das Schlimmste, aber sie ging tatsächlich auf Harry's Vorschlag ein. Ich nickte ihm anerkennend zu.

„Ich muss nur vorher noch ein paar Sachen aus dem Hotel holen? Und wie kommen wir überhaupt dahin? Mit dem Zug oder dem Bus?" fragte ich und freute mich endlich aus der Stadt zu kommen.

„Du brauchst keine Sachen. Ich habe eine Menge dort und mehr wie eine Badehose brauchst du sowieso nicht." sagte er und lächelte mich verstohlen an.

„Aber ich habe gar keinen Badeanzug dabei." sagte Grace und stand wie ein Häufchen Elend in der Küche.

„Das ist doch kein Problem. Wir kaufen dir einen. Dort gibt es ganz viele Geschäfte und du suchst dir den Schönsten raus, okay?" Sie nickte eifrig und lief zu Max, um ihn auf den neusten Stand zu bringen. Harry lachte und ich griff kurz nach seiner Hand und drückte sie. Er fand sofort meine Augen und hauchte mir ganz schnell einen Kuss auf den Mund. Er grinste und lief die Treppe hoch, um ein paar Sachen zu packen.

Eine halbe Stunde später waren wir aufbruchbereit, aber ich wusste immer noch nicht wie wir dort hinkamen. Ich nahm meinen Rucksack und lief Harry hinterher. Wir verließen nicht das Haus, sondern gingen in den Keller, welcher sich als Tiefgarage herausstellte.

„Du hast ein Auto?" fragte ich.

„Ja klar." bekam ich als Antwort. „Aber in New York bringt es einem nicht wirklich viel. Keine Parkplätze und der viele Stau." Er zuckte die Schultern und steuerte einen schwarzen Range Rover an.

„Tolles Auto." sagte ich. So einen hätte ich auch gern, aber er lag etwas über meiner Gehaltsklasse.

„Was habt ihr denn für ein Auto?" fragte Harry an Grace gerichtet.

„Einen alten VW Golf. Der fällt bald auseinander." Meine Tochter hatte es echt drauf, mich ständig zu blamieren. Ich verdrehte die Augen und Harry sah mich an. „Willst du fahren?"

„Was? Ich? Fahren?" Eindeutig damit überfordert, grammatikalisch richtige Sätze zu bilden, blickte ich ihn völlig verständnislos an. Ich kann doch nicht mit diesem Monster an Auto durch Manhattan fahren?

„Du kannst doch fahren, oder? Und hast einen gültigen Führerschein?" fragte er und musste sich schon wieder ein Lachen verkneifen. Ja, natürlich beherrschte ich das Autofahren. Was war das denn für eine Frage? Aber hier?

„Lou, du musst schon mit mir reden. Deine Gedanken kann ich nicht lesen." sagte er und hielt mir den Autoschlüssel vor die Nase. Erst sah ich ihn an und dann riss ich ihm die Schlüssel aus der Hand. „Aber denk daran, es war deine Idee und bitte keine Beschwerden, wenn du danach ein paar Kratzer und Beulen im Auto hast." sagte ich und grinste breit, denn jetzt war ich aufgeregt.

Ich stieg auf der Fahrerseite ein, natürlich nicht ohne mir noch einen Kommentar von meiner Tochter anhören zu dürfen. „Na, ob das eine gute Idee ist."

„Du bist zu liebenswürdig zu deinem Vater." antwortete ich und vermisste die Zeit, als sie noch klein war und ich nichts falsch machen konnte. Wie sich die Zeiten doch ändern.

Ich ließ den Motor an und Harry lotste mich aus der Garage. Ich folgte einfach seinen Anweisungen und nach zehn Minuten war ich schweißgebadet. Wow, dass war mal eine neue Erfahrung. Keine Ahnung, ob ich das nochmal machen würde. Allmählich ließen wir die Stadt hinter uns und nun konnte ich mich wieder etwas entspannen. Die Fahrt dauerte an die drei Stunden und die Landschaft war wirklich schön. Wir hörten ein bisschen Musik und dann parkte ich das Auto vor Harry's Haus, nachdem wir ein Tor passiert hatten und eine lange Einfahrt entlang fuhren.

„Da sind wir und nicht eine Schramme im Auto." sagte er zu mir und öffnete dir Tür. Ich stieg ebenfalls aus und sofort wehte mir der Wind um die Nase. Es roch salzig und war gefühlt fünf Grad kühler. Ich ging ein paar Schritte näher zu ihm und betrachtete das Haus. Es war wirklich groß, war das Erste, was mir dazu einfiel. Es war ganz grau und alle Fenster und Türrahmen, waren in weißer Farbe davonabgesetzt. Es führte eine weiße Treppe zur Eingangstür hinauf und es gab auch noch eine kleine Veranda. Ich fand es einfach unglaublich schön. Vor dem Haus befand sich noch eine Grünfläche mit ein paar vereinzelten Blumen und dahinter musste es direkt zum Meer gehen, denn ich hörte die Wellen rauschen. Ich lief ein paar Schritte und kam neben dem Haus zum stehen. Und tatsächlich, ich sah das Meer. Er hatte es direkt vor seiner Haustür. Mir fehlten die Worte. Ich hatte von solchen traumhaften Orten gehört, aber mal selber an einem solchen zu sein, hätte ich nicht erwartet. Ich war vollkommen in meinen Gedanken versunken, als mich Grace am Arm zog.

„Komm, Harry will uns das Haus zeigen." Ich nickte und konnte mich nur schwer von dem Anblick, wie die Sonne das Wasser zum Glitzern brachte, trennen.

Da ich sein Appartement kannte, erwartete ich hier auch den gleichen Einrichtungsstil, aber weit gefehlt. Hier drin war alles hell. Kein schwarz. Die Küche war natürlich wieder ein Traum für jeden Koch, aber diesmal schneeweiß. Man ging ein paar Stufen hinunter und landete im Wohnbereich. Es gab ein Panoramafenster, dass die ungehinderte Sicht auf den Ozean frei gab. Die Couch und auch die Sessel waren auch fast weiß, aber nicht ganz. Hoffentlich würde Grace hier nichts dreckig machen, kam es mir in den Sinn. Ich musste ihr das unbedingt klar machen.

„Oben befinden sich dann noch die Schlafzimmer. Das Bad ist hier unten und wenn man hier rausgeht..." Er öffnete eine Tür und wir liefen ihm nach.„...geht es zum Pool." Echt jetzt? Wir waren am Meer und hatten noch einen Pool? Wieso?

„Kann ich mir oben ein Zimmer aussuchen?" fragte Grace und Harry ließ ihr die freie Wahl. Als sie oben verschwunden war, kam er zu mir und legte seine Stirn an meine. Ich schloss die Augen und sog seinen Duft ein.

„Und, was meinst du? Halten wir es hier die nächsten drei Tage aus?" Ich musste lächeln und fragte mich wieder mal, wie es dazu gekommen war, dass ich jetzt hier war.

„Ich denke schon. Danke, dass du uns hergebracht hast." sagte ich und sah ihn nun an.

„Das Problem wird nur sein, mich jemals wieder von hier wegzubekommen." Er schmunzelte und nahm mich in seine Arme, was ich absolut begrüßte.

Jetzt ist der Urlaub wohl eher nach Louis Geschmack :)

Who we love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt