Funkstille 😶

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Der Tag zog sich wie Kaugummi und mehr wie ein paar dämliche Emails zu beantworten, bekam ich nicht auf die Reihe. Endlich zu Hause angekommen, brach ich auf der Couch zusammen und war froh, dass meine Mum heute Gracie von der Schule abholte. Ich war gerade dabei wegzudämmern, als mein Handy klingelte. Nein, nicht jetzt. Ich wollte mit niemanden reden. Da es nicht aufhörte, hievte ich mich von der Couch und folgte dem Läuten, bis in die Küche. Harry? Mein Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich und mir wurde mulmig in der Magengegend.

„Hey, Lou." sagte er und als ich sein Gesicht sah, hätte ich am liebsten angefangen zu heulen.
„Hi." presste ich hervor.
„Ich habe gerade ein bisschen Zeit und die wollte ich mir dir verbringen. Passt es gerade?"
„Ja." Ich fuhr mir durch die Haare und setzte mich wieder auf die Couch.

„Wie geht es dir? Du siehst müde aus?" sagte er und lächelte mich liebevoll an. Ich nickte und versuchte herauszufinden, ob das, was ich letzte Nacht gelesen hatte, der Wahrheit entsprach. Vielleicht verhielt er sich ja anders?

„Honey?" fragte er, da ich ihn nur unentwegt musterte. Es war so schön, ihn endlich zu sehen, aber ich konnte nur an diese Fotos denken.

„Wo bist du?" fragte ich und war selbst ein wenig überrascht, dass mir diese Frage über die Lippen rutschte.
„Du weißt doch, wo ich bin. Was soll die Frage?" Irritiert blickte er mich an.
„Beantworte doch die Frage und sag mir bitte die Wahrheit." In meiner Stimme schwang Ärger, aber auch Unsicherheit mit. Wollte ich die Wahrheit denn wirklich wissen? Was zum Teufel war denn nur los mit mir?

„Wovon redest du? Ich bin in Kanada. Wo sollte ich denn sonst sein?" er zog die Augenbrauen zusammen, um wahrscheinlich herauszufinden, was ich von ihm wollte.
„Keine Ahnung. L.A.?" antwortete ich.
„Wie kommst du denn darauf?" Er schüttelte den Kopf und wartete auf eine Reaktion meinerseits. Aber ich stellte ihm nur eine weitere Frage.
„Wer ist Kevin?"
„Louis, könntest du mir bitte verraten, was hier los ist?" Ich konnte sehen, dass sich etwas in ihm veränderte. Seine Gesichtszüge verhärteten sich langsam.
„Sag mir, wer Kevin ist." beharrte ich und das war keine Bitte.
„Er arbeitet hier am Set. Kev war schon bei meinem letzten Film dabei."
„Aha, Kev... und was macht ihr so den ganzen Tag zusammen?"
„Arbeiten." entgegnete er und zog das Wort dabei in die Länge.
„In Kanada? Bei eisigen Temperaturen? Und warum gibt es dann ein Foto von dir und ihm unter Palmen, auf dem ihr Hand in Hand in der Gegend herumsteht?" sagte ich und bemerkte erst am Schluss, dass ich ziemlich laut geworden war.

„Okay, ganz langsam. Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon du sprichst, aber ich bin definitiv nicht in L.A." Das Handy bewegte sich und er lief anscheinend irgendwo hin.
„Hier, siehst du. Schnee, direkt vor meinem Fenster. Was ist denn nur los mit dir?"
„Hast du was mit Kev?" Ich benutze seinen dämlichen Spitznamen und auch, wenn er mir gerade gezeigt hatte, dass er dort war, wo er sein sollte, konnte ich meine Hirngespinste nicht bändigen. Diese ganzen Spekulationen im Netz und meine blöde Angst ließen mich nun endgültig durchdrehen.

Er blickte nicht mehr in die Kamera, sondern sah vermutlich aus dem Fenster, soweit ich das beurteilen konnte. Einen Moment später wand er sich mir zu und in seinen Augen spiegelte sich die pure Enttäuschung wieder und plötzlich rutschte mir mein Herz in die Hose. Was tat ich denn hier gerade?

„Das Gespräch ist beendet, Louis." sagte er und legte auf.
„Nein, warte." rief ich noch, aber es war schon zu spät und egal, wie oft ich ihn an diesem Tag anrief, er ging nicht ran.

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„Scheiße, Scheiße... Fuck, dass darf doch alles nicht wahr sein." Ein Woche später lief ich immer noch, ohne eine Antwort von ihm erhalten zu haben, durch Toms Wohnzimmer und raufte mir die Haare. Ich hatte es so was von verbockt.

Who we love - Larry StylinsonWhere stories live. Discover now