Virginia - Achilles geht und ein Kontinent wird entdeckt

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~~~ Oktober 1770 ~~~


Wir hatten einen nicht ganz so heißen Sommer zu verzeichnen, aber die Überfälle nahmen zu. Manchmal waren es nur kleine Diebstähle aus Hühnerställen oder mal eine Schaufel Weizen aus dem Speicher.
Trotzdem fiel auf, dass sich diese kleinen Dinge immer mehr häuften. Aus der Zeitung war zu lesen, dass es Steuern gab, die sogar die Boten betrafen. Wer einen Brief zum Beispiel beförderte musste Seitenzahlen, Absender- und Empfängerort genauesten angeben. Meilen und Menge der Papiere wurden dann entsprechend ausgerechnet. Es artete ins Lächerliche aus!
Meine Briefe in die Niederlande, Frankreich oder auch zu Jenny verschiffte ich einfach mit den normalen Waren. Aber auch dort wurden wir immer öfter an entsprechenden Posten, dem mittlerweile einberufenen Zollstationen, untersucht. Es wurde immer schwieriger.

„Mistress Kenway, was haltet ihr davon wenn wir noch einige Schiffe oder Überlandkonvois so tarnen, dass sie lediglich normale Reisende befördern?" Mr Gillehand, welcher auch schwer betroffen war, hatte mich vor ein paar Tagen diesbezüglich kontaktiert. „Auch für mich wird es immer umständlicher meine Korrespondenz unbehelligt von A nach B zu bekommen. Da muss man doch etwas unternehmen können."
Natürlich könnte man da etwas machen.
Kurz darauf erschien mein erster Maat bei mir.
„Ich komme gleich auf den Punkt, Mr Hargreaves. Ich möchte, dass ihr versteckte Zwischenräume in die Jackdaw bauen lasst. Es sollte möglich sein, Briefe, Päckchen oder auch etwas größere Waren ungesehen zu verstauen. Ich denke da an die unterste Sektion, dort wo kaum jemand eine Inspektion starten würde. Und wenn doch, dann würde man – in unserem Falle – nichts vorfinden!" ich hatte mir diesbezüglich schon Gedanken gemacht und legte ihm eine provisorische Zeichnung vor.
„Ich sehe..." seine Hand strich über den Mund und er inspizierte meine Illustration. „Das ist etwas schwierig zu bewerkstelligen, aber nicht unmöglich. Gebt mir und den Zimmerleuten ein paar Tage, dann sollten wir entsprechende Hohlräume gebaut haben." Jetzt lächelte er mich verschmitzt an. „Und ja, auch ich habe schon darüber nachgedacht. Es wird immer etwas geben, was ungesehen von einem Ort zum anderen geschafft werden muss." Damit nahm der diese Zeichnungen an sich, verbeugte sich und wünschte mir noch einen guten Tag.
Damit hätten wir ein Problem, wenn auch nur kleines, gelöst!

Einige Tage später bekamen wir einen Brief, welcher von Kapitän James Cook (Link in der Beschreibung/Unterhaltung!) geschickt wurde. So lädiert wie dieser Umschlag aussah, musste er Monatelang unterwegs gewesen sein und durch einige Hände gegangen sein.
„Ich habe schon länger nichts mehr von ihm gehört. Da fängt man an sich Sorgen zu machen. Ich bin gespannt, was er auf seiner diesjährigen Entdeckungsreise erlebt hat." Haytham war sichtlich erfreut von dem Herren zu lesen.
„Du meinst DEN James Cook? Der der auch Austra...." ich hielt inne, weil ich gar nicht wusste, WANN Cook diesen Kontinent wirklich entdecken würde.
„Warum wundert es mich nicht, dass du auch diesen Herren bereits kennst, mi sol?" grinste mein Mann mich an und wir gingen in sein Arbeitszimmer um die Zeilen zu lesen.

Tatsächlich war Kapitän Cook Anfang des Jahres aufgebrochen mit der Endeavour, hatte einige widrige Umstände welche Wetterbedingt waren zu meistern. Stolz berichtete er davon, dass er eine Inselgruppe entdeckt hätte, sich aber noch nicht sicher sei, wie er sie benennen sollte. An Bord sei ein Botaniker namens Solander, der sich mit den auf den Eilanden befindlichen Pflanzen beschäftigte.
... Was haltet ihr von dem Namen „Solander Islands"? Es würde den Herren ehren und ihn für immer verewigen...
Sein Enthusiasmus war in diesen Worten förmlich zu spüren.
Es ging aber noch weiter. Man sei eine lange Küste entlang gesegelt, welche schier kein Ende nehmen wollte. Die Temperaturen waren der Region angemessen, laut James. Warm, aber noch erträglich.
... Wir haben anscheinend einen, ich nenne es einfach mal so, neuen Kontinent entdeckt! Könnt ihr euch das vorstellen? Es gibt so vieles, was wir noch gar nicht erforscht haben oder noch finden müssen. In den nächsten Monaten werde ich mich daran setzen und mich mit diesem Land hier beschäftigen. Es scheint riesig zu sein...
Hier endete der Brief mit einem Gruß von Cook, dass er sich auf ein Wiedersehen freute, um alles genauestens berichten zu können. Das Datum war der 25. Mai 1770.

Von schicksalhaften Zeitreisen und dem Ruf der Nornen - Part IIWhere stories live. Discover now