Virginia - Die Isu in Mrs Mullers Geist

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In der Eingangshalle kam er schon aus seinem Arbeitszimmer geschossen und funkelte Edward böse an.
„Was hast du dieses mal zu deiner Verteidigung zu sagen?" fauchte er unserem Sohn entgegen.
„Ich weiß, dass ich nicht darüber nachgedacht habe. Aber... Gilbert wäre sonst vielleicht gestorben..." flüsterte Edward leise und ich sah diese Angst um seinen Freund in seinen Augen.
Die Hände auf dem Rücken verschränkt wanderte Haytham nun vor seinem Sohn auf und ab.
Bitte, lass das sein, dachte ich im Stillen!
„Wie erklärst du ihnen diese plötzliche Heilung, Edward?" in seiner Stimme klang wieder dieser Oberlehrerton mit, welcher einfach unangenehm war.
„Genauso wie Jessies Mutter auch die Genesung von Nathaniel erklärt hat. Sie hat gesagt, dass Geduld, Ruhe und der Glaube an die Genesung das wichtigste seien!" Unser Sohn stand plötzlich mit erhobenem Haupt vor seinem Vater und trotzte jedem steinernen Blick!

„Mi sol, ich wünsche diese Frau umgehend zu sprechen!" damit drehte er sich ohne weitere Worte um und ging in sein Arbeitszimmer zurück.
Ich hingegen hieß Edward hinauf zugehen, damit Sybill ihn fürs Abendessen umziehen konnte.
Ich ging hinaus und rief nach einem Diener, welcher Jessies Mutter bitten sollte, umgehend hier vorstellig zu werden.
Das Abendessen fiel entsprechend schweigsam aus, was auch Florence nicht entging. Trotzdem fragte sie unentwegt, ob ihr Vater morgen wieder mit ihr den Adlersinn trainiert und ob die beiden dann auch wieder Versteck-spielen üben würden.
Abwesend gab Haytham zur Antwort „Ja... das werden wir wohl..." sah aber zu seinem Sohn, welcher immer kleiner wurde auf seinem Stuhl.

Beide Kinder waren im Bett, als Jessies Mutter erschien. Verständlicherweise brachte auch sie erst die Kinder zu Bett, ehe sie uns aufsuchen konnte. Aber ... mein Mann war einfach ungehalten und konnte wieder seine anerzogene Disziplin nicht ablegen. Beruhigend legte ich ihm meine Hand auf den Arm, als die Dame eintrat.
Zögerlich nahm sie auf dem Sofa Platz und sah uns nervös an.
„Mrs Muller, wie mir zu Ohren gekommen ist, habt ihr den Kindern von irgendwelchen Wunderheilungen berichtet?" hörte ich Haytham lauernd sagen, während er die Frau vor sich musterte. Ohne darüber nachzudenken tat ich es ihm gleich, aber ihre Aura war neutral, nichts auffälliges konnte ich wahrnehmen.
„Sir, Master Kenway, bei allem Respekt. Ich habe ihnen nur versucht zu erklären, dass... Heilung Zeit braucht, gute Fürsorge und heilende Kräuter." erklärte sie sich leise und sah wieder auf ihre Hände im Schoß.
„Warum habt ihr dann Gilbert nicht geholfen, als er diesen tiefen Schnitt hatte? Wo wart ihr in diesem Moment? Oder seid ihr erst später zufällig dazu gekommen, als er sich verletzt hat?" weiter sah er sie musternd an, aber seine Haltung hatte an Spannung zugenommen.
„Die Kinder brachten ihn nachdem... Edward die erste Versorgung übernommen hatte, zu mir. Glaubt mir, Master Edward hat nichts schlimmes getan! Ich sah schon einmal in... meinen Träumen diese Art der Heilkunst." jetzt wurde ihre Stimme zittrig. Ihr Blick glitt vorsichtig hinauf zu Haytham, der sich auf einen Sessel vor Mrs Muller setzte.
„Ihr meint eine Art Vision? Habt ihr solche schon öfter erlebt?" diese kalte Tonlage ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen!

Plötzlich sah die Frau mir direkt in die Augen, an ihrer Haltung konnte ich erahnen, dass sie um die richtigen Worte rang.
„Ja, Sir. Ich... träume oft von seltsamen Dingen..." stockend brach sie ab, aber sah mich weiterhin an. „Bitte, ich bin nicht verrückt oder... noch schlimmer, mit dem Teufel im Bunde! Ich schwöre..." sie klang verzweifelt, weil sie Angst hatte, wir würden sie tatsächlich als Hexe brandmarken wollen!
„Mrs Muller, wenn dem so ist, dann erzählt mir davon. WAS seht ihr? Vielleicht ... kann man aus den Bildern etwas herleiten..." versuchte ich die Dame zu beruhigen. „Auch ich kenne so etwas und seid versichert, wir glauben nicht, dass ihr einen Packt mit dem Herrn der Unterwelt geschlossen habt. Mein Sohn erzählte von euren Kräutern und dass ihr auch schon anderen geholfen habt."​​
„Mistress Kenway, aber die Dinge die ich sehe sind völlig surreal! Ihr werdet mir meine Kinder wegnehmen und mich verbannen!" mit einem Satz war sie aufgesprungen und wollte hinaus rennen. Haytham konnte sie aber aufhalten!

Von schicksalhaften Zeitreisen und dem Ruf der Nornen - Part IIWhere stories live. Discover now