"Na was ist los?" Mit angespannten Kiefer starrt Umut in das Gesicht von meinem Vater. "Reicht deine ganze Kraft nur für hilflose kleine Mädchen aus?!"

Endlich können sich meine Beine vom Fleck rühren und geben ein Lebenszeichen von sich. Ich schüttele schnell das Szenarium, dass sich in meinem Kopf gebildet hat, weg und gehe auf Umut zu. Mein Vater gibt immer noch erstickende Geräusche von sich und sieht grad wie ein schutzloser Wrack aus. Keine Spur mehr von seiner Mächtigkeit.

Ich platziere meine Hände auf die breiten Schulter von Umut. "Umut du wirst ihn umbringen, hör auf" versuche ich auf ihn einzureden und ziehe ihn leicht zurück.

Zu meiner Verwunderung lässt er los und da ich nicht damit gerechnet habe, taumele ich zurück und falle auf den Boden. Umut lässt sich von mir mitziehen und landet mit seinen Rücken auf meinem Oberkörper. Sein ganzer Körper Gewicht liegt auf mir, weswegen es mir schwer fällt, Luft zu holen. Ich spüre regelrecht seine Muskulatur die sich an meinen Körper presst. Umut dreht seinen Kopf leicht zu mir und ich zucke auf, als mir bewusst wird, dass sich direkt sein Gesicht direkt vor meinen befindet. Doch dieser Körperkontakt geht auch so schnell wie er auch kam weg, denn Umut rappelt sich auf. Erleichtert atme ich aus, doch spüre immer noch meinen rasenden Puls.

"Wage es nie wieder in die Nähe von meiner Familie zu kommen" warnt er meinen Vater, der leblos darum liegt und versucht sein Atem zu regulieren. Deutlich Spuren haben sich auf seinem Hals durch Umut's Hand gebildet.

Noch ein mal tritt er kurz auf ihn ein, so dass mein Vater wie ein Wolf aufheult und das Gesicht schmerzhaft verzieht. Ein Gefühl von Mitleid macht sich in mir breit. Ich sollte nicht für so einen Mann Mitleid haben, ich sollte ihn verabscheuen und auf ihn scheißen, so wie er auf mich geschissen hat, doch dafür habe ich ein zu großes Herz. Und die Tatsache, dass wir blutsverwandt sind kann leider Gottes niemand ändern oder rückgängig machen.

"Bringt ihn weg" befehlt er seinen Männern und fährt sich mit einer raschen Bewegung durch seine schwarzen Haaren.

Die beiden Männer packen jeweils meinen Vater unter dem Arm und zerren ihn hoch.

Sein Blick hebt sich kurz und schauen direkt in die meine. "Wenn du ihn heiratest, dann bringe ich erst dich und dann ihn um" sind seine letzten Worte, bevor ihn Umut's Männer wegbringen.

Ich schaue immer noch auf dem Punkt, wo zuvor mein Vater stand. Vor wenigen Sekunden hatte ich noch Mitleid mit ihm und habe ihm geholfen. Aber er behauptet, dass er mich umbringen würde, wenn ich Umut heirate. Meint er es einfach so, um mir Angst zu machen?. Oder sind seine Worte pure Wahrheit?. Wie versteinert rühre ich mich nicht kein bisschen und nehme um mich herum nichts wahr. Er hat so leicht aufgegeben und mich wieder ein Mal zurückgelassen.

"LALE" ruft Umut durch das ganze Haus und Lale erscheint sofort im Garten.

Sie haben bestimmt alles mitbekommen. Auch wenn es nicht angebracht ist, haben sie von eines der Fenster rausgeguckt und gebannt das Kino hier angeschaut. Doch anmerken lässt sie sich nichts, denn ich glaube hätte Umut sie dabei erwischt, wäre er ausgerastet.

"Räumt das hier auf" er zeigt auf das zerfetze Kleid und will dann auch schon gehen, doch hält kurz vor der Türschwelle an. "Bringt sie in ihr Zimmer. Ich will sie bis morgen Abend nicht sehen" fügt er noch hinzu und verschwindet dann, ohne mir ein Blick zu würdigen.

Auch ihm schaue ich zu lange nach. Ich weiß, dass es alles sein Plan war, denn er wusste, dass ich mich für die Hochzeit entscheiden würde. Er wusste, dass ich nach all dem niemals zu meinem Vater halten würde, dabei habe ich dass nur gesagt, um meinen Vater einen reinzuwürgen. Ich will mich nämlich nicht Umut hingeben, so wie er es sich wünscht. Denn auch wenn er dem ganzen Mädchen hilft und eine gute Tat begeht, bin ich in seinem Augen immer noch die größte Feindin von ihm.

RacheWhere stories live. Discover now