SIEBZIG - ER

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Wer nach den Sternen greifen kann, dem liegt das Universum zu Füssen.

Ich sehe um mich. Viele Menschen sind vor Ort und lassen sich typisieren. Selbstverständlich schiesst mir hin und wieder diese eine Frage in den Kopf, ob einer das passende Puzzleteil für mich hätte. Genau das, was mir das Leben retten könnte.

Mit dieser Aussage, denkst du bestimmt ich wäre ein Egoist, oder? Oder was denkst du darüber, darf man egozentrisch sein, wenn es schlussendlich um dein eigenes Leben geht?

Nachdem sich Mona zögerlich registriert hatte, darf sie sich nun mit den Journalisten rumschlagen. Mal wird sie fotografiert, gefilmt oder mit Fragen wie eine Zitrone ausgequetscht. Erstaunlicherweise blüht sie regelrecht auf, obwohl sie heute mehrmals erwähnt hat, dass sie es verabscheut im Mittelpunkt zu stehen.

Doch der ganze Rummel um ihre Person war mir etwas zu viel, weshalb ich mich zurückgezogen habe, um das Ganze nun aus der Ferne zu beobachten. So mag ich es am liebsten.

Leute verlassen den Event und neue stehen schon in den Startlöchern bereit. Hier geht es hin und zu wie in einem Bienenhaus.

Plötzlich steht ein Mann in Lederjacke und Hoodie neben mir. Vermutlich ist er erst Anfang dreissig. Seine verfilzten Haare und der ungepflegte Bart lassen das Gesicht jedoch älter erscheinen. Seine Augen sind finster.

«Hast du Krebs?», sagt er. Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung.

«Woher wollen Sie das wissen?», frage ich

«Wir sind vor einem Krankenhaus.»

Daraufhin entgegne ich ihm ein «Hm», obwohl die Antwort meine Frage offenlässt.

Dann stehen wir schweigend nebeneinander. Mit jeder verstreichen Minute wird, mir flau im Magen.

«Du trägst eine Mütze, um deine Glatze darunter zu verstecken. du hast ein amputiertes Bein, weshalb du in diesem Rollstuhl sitzen musst.»

«Sie meinen mich zu kennen, doch das tun Sie nicht. Vielleicht hatte ich ja bloss einen Motorradunfall.»

«Erzähl keinen Scheiss, Louis!»

«Woher kennen Sie meinen Namen?»

«Tja, das willst du nun wissen.»

«Ja!»

«Frag lieber deine Schlampen-Freundin, die dich ausgenutzt wird. Glaub mir, da spreche ich aus Erfahrung.», fährt er fort.

«Was ausgenutzt? Mona ist eine aufrichtige Persönlichkeit, die keiner Fliege was zuleide tun kann.»

«Bahahha... Das ist alles nur Show. Alles nur Show. Ihr Team und Mona tun nur so scheinheilig. Hast du das mit deiner rosaroten Brille etwa nicht bemerkt, dass sie für ihr fucking Scheiss Buch und dessen Einkommensquelle über Leichen gehen kann.»

«Was laberst du für Scheisse?», zische ich gereizt und setze meinen Rollstuhl in Bewegung, doch der Mann hält mich fest.

«Hör mir jetzt einfach gut zu! Du solltest die unverhüllte Wahrheit über diese Schlampe erfahren...»

«Mona ist keine Schlampe.», widerspreche ich ihm und meine Wut wächst.

«Oh doch! Das ist sie! Sie hat dich die ganze Zeit belogen und betrogen. Währendem sie mit dir geflirtet hat, war sie mit mir

zusammen.»

«Rede kein Blödsinn!»

Er zuckt das Handy aus seiner Jackentasche und zeigt mir Fotos von ihm und Mona. Bei einem davon, küssen sie sich innig. Das setzt mir einen gewaltigen Stich ins Herz, was ich versuche zu verstecken.

«Das ist ein Fake!»

«Was Fake?!? Schau auf das Datum, Louis.»

Es war genau eine Woche später, an dem Tag bin ich aus dem Krankenhaus geflohen und mir ein Tattoo gestochen habe. An jenem Tag, an dem ich Mona geküsst habe. An jenem Tag, an dem ich meine Gefühle zugelassen habe, mich in sie zu verlieben.

«Weisst du auch weshalb Paper Heart eine Lesung in einem Krankenhaus veranstaltet haben oder besser gesagt dich als Opfer ausgewählt haben?»

Ich schüttle den Kopf.

«Um das Image von ihr aufzubessern, weil sie ein paar Monate zuvor ein Paparazzo spitalreif zusammengeschlagen hat. Aber das weisst du bestimmt.... Sie hat es dir bestimmt erzählt, wie dass sie an einer Schreibblockade leidet, die achso arme Mona. Das ist ihre Masche! Sie will Mitleid haben... Und dieses Event ist alles für ihr Image. Du bist nur eine Marionette in ihrem abgekarteten Spiel.»

Meine Wut breitet sich aus, bis zur Haut und dringt aus den Poren. Mein Kopf glüht wahnsinnig. «Verpisst dich, du verdammtes Arschloch!»

«Ah jetzt bin ich das Arschloch?! Die Wahrheit ist schon schmerzhaft, wenn man es nicht selbst von der Person erfahren musst. Jetzt weisst du wie ich mich gefühlt habe. Als ich von dir erfahren habe...»

«Verpisst dich! Geh mir aus meinem Blickfeld.», zische ich.

Und dann ist er weg. Wortlos verschwunden, genauso wie meine Gefühle zu Mona.

BEFORE YOU SAY GOODBYE | 🇩🇪Where stories live. Discover now