BEFORE YOU SAY GOODBYE | 🇩🇪

EINS - ICH

Allerdings, muss ich mich an eine Geschichte halten, die ich erzählen kann. Eine, die nicht, wie alle anderen, als Staubfänger in den hintersten Reihen eines Buchregals steht. Sie sollte spezieller sein. Etwas, das tief aus dem Innersten eines Schriftstellers kommt und mehr verdient, als nur einen wertvollen Platz auf dem Nachttisch.

Andere in meinem Alter besuchen Diskotheken, Bars und jegliche Restaurants, die reichlich etwas für junge Erwachsene zu bieten haben. Wenn es nun keinen Tropfen Bier mehr gibt, wird stattdessen Tequila auf Ex getrunken. Vom rauchenden Freund zieht der Qualm in die Nase und man will den Geruch als Nichtraucher am liebsten eindämmen. Je nachdem, wo die Nachtschwärmer auch sind und wie viel Zigaretten- oder Alkohol intus haben, so bleibt nur noch für sie die Tanzfläche übrig – ein wildes Herumtreiben der Clubgänger.

Es ist berstend voll, viele recken ihre Hände in die Höhe und bewegen diese mit den Klängen aus den Lautsprechern.

Stattdessen sitze ich Zuhause an meinem Schreibtisch und starre schon wieder auf den Monitor meines Laptops. In meinem Zimmer flackert das Licht. Nur die Schreibtischlampe wirft lediglich einen Lichtstrahl in den sonst so dunklen Raum. Rund um mich herum wird es allmählich still. Zu still, denke ich und höre bloss mein eigenes Tippen auf der sonst schon schmalen Tastatur.

Normalerweise kann ich noch die Bewegungen meiner Familie teilweise mitverfolgen, obwohl die Tür geschlossen ist.

«Wie lange würde ich noch für diesen einen Absatz Zeit vergeuden?»

Sekunden, Minuten oder doch noch weitere undenkbare Stunden?

«Mona, reiss dich gefälligst zusammen!», denke ich.

Das kann doch nicht wahr sein – nur ein einziges Mal einen vernünftigen Satz zu schreiben, ohne bei jedem zweiten Wort die Löschtaste zu drücken.

Ich starre den leidenschaftslos blinkenden Cursor im Word-Dokument an.

«Was ist bloss los mit mir?»

Schreiben – ist nicht nur ein Hobby oder Arbeit, es ist mein Seelenheil. Ich weiss nicht, ob ich noch ein Buch schreiben werde; das wird die Zeit zeigen.

Weisst du, warum ich für diese Leidenschaft brenne?

Einer völlig unbekannten Person Flügel zu schenken und ihm dabei Einlass zu gewähren, in deine eigene Fantasiewelt einzutauchen - in eine Welt, in der alles möglich ist. Man ist wie man ist, weil man anders nicht sein kann.

Ausserhalb von meiner ach so perfekten Welt, ungefähr der Rest von der Erdkugel, kennen bereits alle meine Texte in- und auswendig, ausser diejenigen, die sich innerhalb meiner Umlaufbahn befinden.

Niemand aus meinem Bekanntenkreis weiss nicht, dass ich wirklich jeden Abend die ein und dieselbe Beschäftigung nachgehe, nämlich Texte auf meinem Wattpadprofil zu veröffentlichen.

Und egal über welches Thema ich auch zu schreiben vermag. Ob es jetzt Geschehnisse aus meiner Vergangenheit, banale Dinge aus dem Alltag oder unerfüllte Zukunftsträume sind. Ich bringe alles aufs Papier, was mir gerade durch den Kopf geht.

Als Schreibjunkie kann ich mich locker bezeichnen. Ich liebe das Schreiben und kann einfach nicht damit aufhören.

Und wenn es nun doch alle Bewohner meines Planeten erfahren, dann würde ich mich bestimmt lächerlich machen. Ich bin ein absolut anderer Typ Mensch, der sich dauernd Gedanken darüber macht, was andere von einem halten. Ein Leben mit angezogener Handbremse. Manchmal wünsche ich mir ein solch grosses Selbstbewusstsein wie mein Bruder Vincent zu haben. Sein Ego reicht mindestens bis zum Mond oder auch sogar noch weiter.

So bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als alles zu verheimlichen und zu schweigen, wie ein Grab.

Den Kopf schüttle ich, als würde ich die Gedanken abwerfen wollen.