VIERUNDSIEBZIG - ICH

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Mein Kopf brummt. Ich weiss, dass ich heute einen üblen Kater haben werde. Seit der Uni bin ich nicht mehr so betrunken gewesen.

Alkohol trinke ich meistens entweder in Kombination mit einer köstlichen Pizza oder ich verzichte liebend gern darauf. Was gestern überhaupt nicht der Fall war.

Ich habe meinen Kummer versucht in Alkohol zu ertränken. Gebracht hat Letzen Endes nichts, ausser üble Kopfschmerzen, Übelkeit und noch mehr Kummer. Mir gehts beschissen. Es fühlt sich momentan so an, als würde mir jemand das Herz herausreissen. Und das tut höllisch weh.

Ich habe mein Handy ein dutzend Mal in der Hand gehalten und mit dem Gedanken gespielt, Louis einfach anzurufen. Doch ich kann es einfach nicht. Will nicht hören, dass ich eine dumme Kuh wäre oder sonstige Beleidigungen, die mich nur noch mehr verletzen. Seine Worte haben tiefe Wunden hinterlassen, die erstmals geheilt werden sollen.

Stattdessen ich wähle ich die Nummer meiner besten Freundin und beobachte die Kopfschmerztablette in meinem Glas. Ganz langsam löst sie sich im Wasser auf und hat etwas Beruhigendes an sich. Für einen Augenblick bin ich abgelenkt.

Es würde mir gegen meinen Schmerz helfen. Ob es wohl ein Heilmittel gegen Liebeskummer gibt? Würde ich diese dann auch einnehmen wollen? Und was ist mit dir, würdest du die Tablette gegen Herzschmerz nehmen?

Ich lasse meine Gedanken schweifen. Mal wieder. Würde ich doch nur nicht so viel nachdenken. Mittlerweile habe ich auch die Brühe getrunken, aber es geht mir gleich beschissen wie zuvor. Die Tablette hat nichts gebracht.

Jedenfalls warte ich schon eine Viertelstunde auf den Rückanruf von Sofie. Ich bin müde vom Warten, vom Kummer und schlichtweg einfach vom ganzen Leben. Mir fehlt Energie, die durch meinen Körper pumpen soll und mich auf den Beinen hält. Liebend gern würde ich die Decke über den Kopf ziehen, mich im Bett verkriechen und warten bis es Abend wird.

Mein Handy klingelt. Endlich!

Ich nehme es entgegen.

«Hi Sofie!»

«Meine Güte... hi Mona! Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mir Sorgen um dich gemacht hatte. Mach das nie wieder, hast du verstanden?!?»

«Tut mir leid, was gestern passierte ist!», entschuldige ich mich und kann mich an nichts erinnern. Ich habe einen typischen Filmriss à la Hollywood.

«Weshalb hast du dich volllaufen lassen?», will sie später wissen.

«Ich... Louis...», stottere ich.

Und schon wieder ist der Wasserdamm gebrochen und Krokodilstränen rinnen über meine Wange.

«Soll ich nach New York kommen?»

Ich schüttle verzweifelt den Kopf und bemerke, dass Sofie meine Gestik gar nicht sieht. Blöd!

«N-nein, i-ch.»

«Dann komm nach Hause! Ein bisschen Ablenkung und Schweizer Luft könnte dir guttun.»

Sofie wiederholt mehrmals, in verschiedenen Varianten, was sie eben gesagt hat. Und sie hat recht, vielleicht würde mir eine Reise in die Schweiz guttun.

«Ich komme nach Hause...», schluchzte ich verzweifelt.

BEFORE YOU SAY GOODBYE | 🇩🇪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt