EINUNDSECHZIG - ICH

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Da sitze ich wieder an einer Glasfront, jedoch rund mehrere hundert Meter höher, genauer gesagt im 25. Stockwerk und geniesse den Ausblick. Davon kann ich einfach nie genug bekommen. Es ist einfach so wunderschön.

Von oben betrachtet, sind manche Probleme so ziemlich klein. Wie es wohl Louis ergangen ist, frage ich mich und ich sehe ihn genau vor mir, wie er mich anlächelt. Sein Lächeln lässt meine Knie weich werden und mein Herzschlag beschleunigt sich.

Die Tür geht auf und Parker betritt das Zimmer. Unter dem Arm trägt er einen Laptop.

Er sieht müde aus. Nach und nach werden den schwarzen Stühlen besetzt. Jedoch der Platz zu meiner rechten bleibt frei. Tom hat sich immer neben mich gesetzt, wo er wohl ist?

«Guten Morgen zusammen! Schön, dass Ihr so kurzfristig an dieser Sitzung teilnehmen konntet! Da Mona dieses Meeting einberufen hat, übergebe ich ihr sehr gerne das Wort.»

«Herzlichen Dank nochmals für Euer Kommen. Es ist nicht selbstverständlich. Wie Ihr bereits wisst, sind wir mit der Fortsetzung von Shadow Light beschäftigt.»

«Entschuldige! Wo ist Tom eigentlich?», unterbricht mich Mia, meine Lektorin.

«Oh, ich habe es völlig vergessen zu erwähnen. Tom hat sich unbezahlten Urlaub genommen. Ihm sei alles zu viel geworden, weshalb er sich vorläufig zurückziehen muss. Ich hoffe, dass wir alle gut miteinander kommen werden, solange er abwesend ist.», informiert uns Parker.

Tom ist alles zu viel geworden? Was sollte ich denn bitte sagen? Weisst du, wie schwer mir die Entscheidung gefallen ist? Es war nicht die feine Art via Telefon Schluss zu machen. Ich hatte ehrlich gesagt auch keine andere Wahl, weil ich ihn nicht mehr sehen wollte.

«Bitte fahre fort, liebe Mona!»

Ich nicke.

«Wie Ihr bereits wisst, sind wir mit der Fortsetzung von Shadow Light beschäftigt.»

«Du bist vorläufig damit beschäftigt, wir sind im nächsten Schritt dann an der Reihe.», schmunzelt Parker.

«Ihr tragt auch einen grossen Teil dazu, was uns zu einem Team macht. Jedenfalls will ich damit sagen, dass Teamwork nur dann funktioniert, wenn jedes Zahnrad in die richtige Richtung dreht. Und bei uns ist es nicht der Fall. Ich ... ich habe eine Schreibblockade. Ich kann mich nicht konzentrieren und mir fällt auch gar nichts mehr ein. Ich weiss nicht, wie ich sie auflösen kann und wenn mir nicht bald etwas einfällt, kann ich meine Karriere bald an den Nagel hängen.», sage ich verzweifelt, sehe in die Runde und starre in gleichgültige Gesichter.

Was werden sie bloss dazu sagen?

Werde ich jetzt gefeuert?

Nach einer Weile steht Parker auf und kommt zu meiner Seite. Plötzlich legt er mir kumpelhaft eine Hand auf meine Schulter.

«Und was ist daran so schlimm? Jeder steckt mal in der Zwickmühle fest und weiss nicht weiter, dass kann passieren. So ist das Leben!»

«Und ich habe mir im Vorfeld solche Sorgen darüber gemacht, dass ihr mich...»

«Ich hätte dich nicht unter Druck setzen sollen. Das war nicht fair von mir. Bitte entschuldige!»

Ich bin sprachlos... und betrachte mein Team mit offener Kinnlade.

Jetzt kommt Mia zu Wort. «Magst du dich noch an unser erstes Treffen in der Schweiz erinnern?»

Ich nicke heftig. «Na, klar! Nachdem mich Parker eines Abends überrumpelt hat, hat sich mein Leben um 180 Grad gekehrt und ich erinnere mich sehr gerne daran zurück.

«Erinnerst du dich auch an meine Frage, weshalb du mit Shadow Light begonnen hast?», will Mia wissen.

Ich schüttle den Kopf. «Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Sorry!»

«Du hattest mir damals geantwortet, dass Schreiben genau das ist, was dein Herz zum Rasen bringt, weshalb es ein Versuch wert, ins unbekannte Gewässer zu springen und lernen zu schwimmen.»

«Das habe ich so gesagt?»

Wie seltsam berühren mich diese Worte.

Ich bin echt sprachlos.

«Das habe ich so gesagt?», wiederhole ich erneut.

Parker und Mia bejahen fast gleichzeitig.

«Du bist nicht ohne Grund zu uns gestossen, Mona. du hast eine unglaubliche Gabe, dafür Worte zu finden! Glaub doch mal an dich, denn wir tun es schon seit deiner Veröffentlichung auf Wattpad!», muntert Parker mich auf.

«Und Ihr seid mir nicht böse?»

«Nein, warum denn? Wir verfassen einfach eine Pressemitteilung und teilen den Medien mit, dass sich der zweite Teil etwas verzögert.»

Ich erhebe mich schlagartig vom Stuhl und umarme Mia und Parker stürmisch.

«Danke! Ihr seid die Besten! Und jetzt entschuldigt mich, Louis wartet auf mich.»

«Louis? Ist das nicht der Krebspatient, den du so abgöttisch hasst?»

«Ha! Parker, da bin ich mittlerweile anderer Meinung.... Ich habe mich in ihn verliebt.»

«Da dann los... Und wegen dem zweiten Teil besprechen wir ein anderes Mal.»

BEFORE YOU SAY GOODBYE | 🇩🇪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt