Painkiller

Door AlloraFiore

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Enthält mehrere Teile, die alle hier zu finden sind. Teil 1: Abgeschlossen Teil 2: Abgeschlossen Teil 3: Abg... Meer

Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
48. Kapitel
49. Kapitel
50. Kapitel
51. Kapitel
52. Kapitel
53. Kapitel
54. Kapitel
55. Kapitel
56. Kapitel
57. Kapitel
Painkiller 2
1. Kapitel
2. Kapitel
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33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
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41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
48. Kapitel
49. Kapitel
50. Kapitel
51. Kapitel
52. Kapitel
Charaktere Q&A
Charakter-Interview
Painkiller 3: Plan Tropea
1. Kapitel
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3. Kapitel
4. Kapitel
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6. Kapitel
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17. Kapitel
18. Kapitel
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30. Kapitel
31. Kapitel
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37. Kapitel
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42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
48. Kapitel
49. Kapitel
Painkiller 4
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
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33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel

17. Kapitel

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Door AlloraFiore

«Hast du sie angerufen?» «Sie mich.» Ich fiel erschöpft in den Beifahrersitz und hielt mir mein Gesicht. Ich fühlte Schuld. Es war Schuld, welche mich nun einnahm. Warum hatte ich mich verletzlich gezeigt und Mom um Hilfe gebeten? 

Ich wusste doch, dass sie danach nie mehr für mich da sein würde. Selbst dieses Mal hatte sie kaum eine Ahnung gehabt, was sie zu tun hatte. «Ich hoffe, euer Gespräch war okay.» Ich blieb kurz still, bis wir den Parkplatz vom Krankenhaus verlassen hatten und schaute dann mit wässrigen Augen auf und nach von auf die Straße. 

«Ich hab' mich wie ein verdammtes Baby verhalten und nach Hilfe gefragt... Ich könnte mich dafür köpfen.» «Wieso? Ist es nicht menschlich, dass man bei der eigenen Mutter Schwäche und Gefühle zeigt?» Was? Ich drehte mich zu ihm und sah ihn fassungslos an. «Nein?!», konterte ich. «Nein, ist es nicht.» 

«Aber sicher doch, Dario. Du willst gar nicht wissen, wie oft ich heute noch in den Armen von meiner Mutter weine und mit ihr über alles rede.» Er sah kurz zu mir rüber und lächelte sanft. Ich trug den verwirrtesten Blick des Jahrtausends. «Ja, schön für dich. Aber meine Mutter und ich sind nicht so nah. Waren wir noch nie und wir werden es nie sein.» 

«Dabei hättet ihr so viel zu bereden.» «Geht ja nicht mit ihr. Mit ihr kann man kaum reden.» Lex seufzte und sah mich entschuldigend an, «Nimm das jetzt nicht persönlich, aber ich habe das Gefühl, dass es eher an dir liegt, dass ihr zwei nicht miteinander reden könnt. Du hast verdammt große Angst davor, wieder von ihr verlassen zu werden. Du hast Angst davor, ihr zu zeigen, was in dir vorgeht.» Ich schwieg und dachte nach. 

Rileys Nachricht lenkte mich für einige Sekunden sogar ab und ich notierte mir mental, ihr gleich noch zurückzuschreiben. Sie hatte gefragt, ob alles okay war, weil sie mich wieder aus der Notaufnahme flüchten gesehen hatte. «Ich bin mittlerweile 16 Jahre alt. Ich habe es bis hierhin auch ohne sie geschafft.» 

Lex parkte vor dem Wohnheim, schloss aber das Auto nochmals ab und drehte sich wieder zu mir. «Findest du? War es denn einfach, bis hier hinzukommen?» Mein Blick wurde tadelnd. Er wusste ganz genau, dass ich mein Leben hasste und kein bisschen Stolz auf meinen Werdegang war. «Du brauchst mir jetzt nicht zu sagen, dass ich anders geworden und es einfacher gewesen wäre, wenn ich sie in meinem Leben gehabt hätte.» 

«Das will ich nicht sagen, Dario. Und du bist perfekt so wie du bist, aber ich wünsche mir für dich einfach eine gesunde oder zumindest normale Beziehung zu deiner Mutter. Du brauchst sie.» Ich rüttelte an der Autotür und wollte raus, doch Lex ließ mich nicht. «Eigentlich möchte ich dir nur sagen, dass es okay ist, bei der eigenen Mutter Kind zu sein. Egal, wie alt du schlussendlich sein wirst. Ihr Kind bist du mit 6, 16 und verdammt nochmal auch noch mit 30.» Er schnallte sie ab und langte nach seinem Handy. 

«Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass ich vielleicht gar nicht ihr Kind sein möchte?», zischte ich dann und versuchte, die Tränen aus meinen Augen zu reiben. «Denkst du, ich wünsche mir eine Mutter wie sie? Klar, brauche ich sie, aber es ist zu gefährlich, sie zu brauchen. Sie kann jede verdammte Minute verschwinden. Sie braucht nur einmal zurück an die Nadel und dann ist sie wieder weg. Da halte ich sie lieber auf Abstand, bevor das ganze Theater wieder von vorne losgeht!» 

Lex' Augen lauerten auf mir und er legte den Kopf dann etwas schief, als er seufzte, «Und was ist mit dir? Könnte dir nicht dasselbe passieren? Du könntest zurück zu den Pillen und dann? Dann verliert sie ihren Sohn auch wieder.» Ich hatte genug und rüttelte wieder an der Tür. Ich wollte aus diesem scheiß Auto raus. «Mach die Tür auf.» 

Ich schluckte schwer und rieb mir nervös den Nacken. «Lass mich raus, Lex!» Er schaute mich aber bloß traurig an, denn er wusste, dass er recht hatte. Er hatte verdammt nochmal recht. Ich war schlussendlich genau wie meine Mutter. Ich hatte die Drogen vorgezogen. Ich hatte sie über meine Familie, meine Freunde und mich selbst gestellt. Genau wie sie selbst. 

Aber das wollte ich nicht einsehen und zugeben. Das war meine größte Angst: So zu enden wie Mom. Ich war nicht wie meine Mutter! «Machst du die Scheiße extra?! Lass mich raus!» Meine Stimme brach und ich sank tiefer in meinen Sitz und versuchte das Beben in meiner Brust zu drosseln, weil mir so schlecht wurde. 

Lex blieb aber einfach still und wartete. «Ich bin nicht wie meine Mutter, okay?! Ich bin kein versiffter Junkie, der jetzt auf heile Welt macht und so tut, als wäre nie etwas gewesen! Ich bin nicht so!» «Das habe ich nicht gesagt, Dario...» «Aber du hast es gemeint!» «Habe ich nicht. Du bist derjenige, der es meint. Das ist, was du wirklich von dir selbst hältst.» 

«Bitte lass mich einfach aus diesem verfickten Auto raus!» Ich zeigte auf ihn und dann auf das Haus. «Okay.» Er öffnete das Auto und ich schwang die Tür auf, um in einer Eile ins Haus und direkt nach oben in mein Zimmer zu gehen. 

Karin kam mir im Flur verunsichert entgegen, denn sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich nicht in die Notaufnahme gehen würde. «Lex kommt. Er ist noch im Auto.» Sie wollte nachfragen, was los war, doch die schwarze Furie jagte an ihr vorbei und mir hinterher. Roxy hatte Karin beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht. 

Oben im Zimmer drehte ich das Schloss um und sah mich wieder in meinem Zimmer um. Es stimmte. Wieso konnte ich Mom nicht verzeihen, obwohl ich dasselbe getan hatte? Ich wusste, wie ihre Seite aussah. Ich wusste, wie schwer es war, über die Drogen hinwegzukommen. Ich wusste verdammt nochmal, wie es sich anfühlte, das Monster zu sein. 

War ich denn echt auch eins? Und wenn nicht, hätte ich auch eins werden können? Noch ein größeres als Mom? Was, wenn ich auch beim Heroin geblieben wäre? Was wenn? Was wenn ich tatsächlich genau wie Mom war? Selbst dieser Calvin hatte mich Junkie genannt... Ich war aber kein Junkie, oder? 

Ich-, Ich-, Ich fischte nach meinem Handy und wählte Gios Nummer. Während ich darauf wartete, dass sie ranging, lief ich mir den Daumennagel kauend, mein Zimmer auf und ab und Roxy folgte mir auf Schritt und Tritt. Sie blickte stets zu mir auf, in mein Gesicht. 

«Rio? Hi. Wieso rufst du mich noch so spät an?» «Bin ich wie Mom?» «Huh? Was? Dario?» «Giorgia, bin ich wie Mom?» Mein Hals ging wieder zu und ich fürchtete mich vor der Antwort. «Wieso? Was ist los?» «Bitte antworte mir einfach. Bin ich wie Mom?» «Was meinst du mit, wie Mom?» 

Ich setzte mich auf mein Bett, doch konnte es nicht ertragen, ruhig dazusitzen, weshalb ich gleich wieder aufstand und mit Tränen auf den Wangen aus dem Fenster schaute. «Reden wir von ihrer Persönlichkeit oder von den Drogen? Ich meine, Dario, wenn du wie Mom wärst, wärst du liebevoll, gutherzig, aufgestellt und sensibel. Mom ist ein guter Mensch und hat ein sehr großes Herz. Mom ist, nebst den ganzen Drogen, loyal, sogar lustig und so ein offener Mensch. Wenn wir darüber reden, dann ja, Rio, du bist in vielen Hinsichten wie Mom. Dein Herz ist riesig, du bist loyal und liebevoll. Du bist einer der gutherzigsten Menschen, die ich kenne und-» 

Ich verlor ein Schluchzen und hielt mir die Stirn, als ich mich zu Boden setzte und an meinem Bett anlehnte. «Wieso weinst du? Dario? Ist etwas mit Mom passiert? Habt ihr euch gestritten?» «No...» «Was ist dann los?» Ich hatte das alles gar nicht gewusst. Ich wusste nicht, was für ein Mensch Mom war. Ich kannte sie nicht so, wie Gio es tat. 

Ich hatte nicht gewusst, dass Mom-, Ich hatte komplett vergessen, dass sie auch nur ein Mensch war. Ich wusste doch ni-, «Wieso ist mir das nie aufgefallen? Ich wusste das nicht.» «Vielleicht, weil ihr euch beiden noch nie eine Chance gegeben habt.» Ja, weil ich es nicht konnte. Ich konnte vor Mom nicht loslassen und die Vergangenheit in der Vergangenheit liegen lassen. 

«Und was die Drogen betrifft, kann man nie zwei Menschen miteinander vergleichen, Dario. Nur weil Mom an der Nadel war und uns dann nie beistehen konnte, heißt das nicht, dass du dasselbe mit deinen Freunden getan hast. Du bist Dario und fertig.» Mir entfloh ein Wimmern und ich presste meine Augen fest zu, weil ein Schmerz durch meine Adern fuhr, den ich nicht mehr in Worte fassen, weder noch ertragen konnte. 

«Ich bin mir sicher, du und Mom würdet euch super verstehen, wenn ihr die ersten Hürden überkommen konntet. Für meinen Geschmack dann eher schon zu gut, aber ja.» Gio lachte ein wenig, doch merkte, dass ich nicht darauf einging. Ich hing noch immer an der Tatsache fest, dass ich keine verdammte Ahnung hatte, wer meine Mutter war. 

«Rio, ich hatte auch eine Riesenangst davor, mich mit Mom auszusprechen und den Kontakt mit ihr aufzubauen, aber es lohnt sich. Es heilt und hilft. Sie war nicht immer da, doch sie ist es jetzt und ich weiß, du wirst es bereuen, wenn sie es irgendwann nicht mehr sein wird und du dich nie mit ihr aussprechen konntest.» Ich blieb still und schaute Roxy zu, wie sie sich auf meinen Schoß schlängelte. 

«Trau dich. Du musst die Vergangenheit nicht vergessen, du musst Mom auch nicht verzeihen, aber sie kennenlernen ist das Mindeste, was du für dich selbst tun kannst.» «Wieso? Dann lerne ich sie kennen, ich lerne sie lieben, doch zugleich verabscheue ich sie, weil sie uns verlassen hat.» «Du musst nicht mehr lernen, sie zu lieben, Dario. Du liebst sie. Genauso wie ich es tue. Du musst sie zu verstehen lernen. Aber das liegt an dir. Du musst wollen.» 

Gios Worte brannten sich in mein Gedächtnis und ich hing auch den ganzen nächsten Morgen beim Frühstück an ihnen fest. Lex sah mich vorsichtig an und stupste mich an der Schulter an. «Okay?», fragte er nur nach und ich nickte gedankenversunken. 

Ivy neben mir hatte die beste Laune überhaupt. Die raffte gar nicht, dass sie aus Versehen meinen Kaffee trank. Eigentlich sollte ihr das doch auffallen. Vor allem, weil ich keinen Zucker reinpackte. Nicht so wie sie. «Ach, Dario.» Sie lehnte sich an mich an und kicherte, «Der Herzschmerz vergeht schon noch.» 

Ich nickte nur wieder und rührte mein mittlerweile aufgeweichtes Müsli um. «Hier, deine Tabletten.» Lex hielt mir meinen Behälter, der mit Mo bis So beschriftet war, hin. Karin hatte es vorgeschlagen, damit ich mir das Zeug, ohne großen Aufwand am morgen einwerfen konnte. Der Stimmungstabiliserer war ein Pain zum Schlucken, aber mit Wasser kriegte ich den auch runter. 

«Weißt du, was ich getan habe, als ich mich von meinem Freund getrennt habe?» Ich schüttelte meinen Kopf und schaute rüber zu Ivy, die wieder ein Schluck von meinem Kaffee nahm. Ich musste mich räuspern, denn ich hatte das Gefühl, die Tabletten steckten mir noch im Hals fest. 

Karin lächelte interessiert und forderte Ivy dazu auf, es zu erzählen. «Ich bin in derselben Nacht noch feiern gegangen und hab' mir zwei Typen gegönnt.» Ja, da hatte sie mich verloren. Was hatte ich auch anderes erwartet? «Und das findest du eine gesunde Umgehensweise für eine Trennung?», fragte Karin nach. 

Ivy schüttelte den Kopf. «Nein, nein. Bereut hab' ich es aber überhaupt nicht. Ich hatte eine verdammt geile Nacht und an meinen Exfreund habe ich auch nicht mehr gedacht. Also, Dario...» Sie packte meine Schulter und zeigte verspielt auf mich, «Wenn's hart auf hart kommt und du sie nicht mehr vergessen kannst, geh' einfach eine andere bumsen.» 

«Aha», murmelte ich nur und widmete mich wieder meinem Müsli, das ich kaum essen mochte. Lex lachte zwar, doch er sah mich prüfend an. So als würde er doch irgendwie Respekt davor haben, dass ich schlussendlich zu solchen Mitteln greifen würde. Ich meine... Das würde ich niemals tun. Selbst, wenn ich es wollen würde...Ich konnte gar nicht und Noè war das einzige Mädchen, das ich in meinem Bett liegen haben wollte. 

«Dir geht's danach zwar noch schlimmer, aber dafür hattest du' ne geile Zeit.» Ich sah auf und nahm ihr meinen Kaffee weg. Ich wollte auch noch ein bisschen davon trinken, sonst würde ich gleich wieder mit dem Gesicht voran ins Bett fallen. «Ich passe», meinte ich nur und nahm einen Schluck. 

«Okay, okay.» Sie lehnte sich verspielt in ihre Rückenlehne und grinste, «Sag mir ruhig, wenn du's dir anders überlegst. Bin immer down.» Huh? Ich sah genauso schockiert drein, wie es unsere Betreuungspersonen taten. 

Wir alle wussten, dass Ivy nur einen Witz machte, doch die heilige und manchmal doch strenge Karin musste es trotzdem noch erwähnen, «Ihr beide wisst, dass wir das im Haus nicht dulden.» Ich winkte nur ab und schaute der immer noch lachenden Ivy, die die Küche verließ, schmunzelnd hinterher. Was ein Charakter... Wenigstens hatte sie mich aufmuntern können. Ein wenig, zumindest. 

Lex 'und Karins Blicke lagen beide auf mir und sie sahen mich vielsagend an, als ich meine Augen von der überdrehten Ivy löste und kopfschüttelnd seufzte. Ich realisierte, wieso sie mich so ansahen, und sah sie tadelnd an. «Nicht eurer ernst.» 

Ich trank meinen Kaffee aus und schüttelte wieder den Kopf. «Wird nicht passieren. Niemals», meinte ich dann und stellte mein noch halbvolles Müsli in das Waschbecken und die Tasse gleich daneben. Ich verließ die Küche und hörte Lex fragen, «Wo gehst du hin?» Einfach, weil ich, ich war, musste ich es sagen; «Auf Ivys Zimmer.» 

Bei Gott, ich hatte die Stühle von Karin und Lex noch sie so laut über den Boden schleudern gehört. «Dario!» Ich verlor ein Lachen, bog oben dann aber ab, um mein eigenes Zimmer zu betreten. Ich erinnerte mich daran, dass ich Riley noch nicht geantwortet hatte, weshalb ich das kurz hinter mich brachte und dann an Noès Nummer hängenblieb. 

Ihr Profilbild. Ich war noch immer drauf. Das Foto hatte, denke ich, entweder Melina oder Haley gemacht. Wir saßen beisammen auf einem Stein beim Marble und Noè hatte sich unter meinen Pullover gewürgt, weil es frisch gewesen war. Es sah so aus, als wäre ich ein Känguru mit Baby, aber ihr Grinsen und ihre Freude darauf übertraf alles und jeden. 

Ich spielte mit dem Gedanken, ihr zu schreiben, aber war es hierfür nicht noch zu früh? Ich meine, brauchten wir jetzt nicht Abstand, weil wir uns frisch getrennt hatten? Wie funktionierte das? Ich wollte sie aber trotzdem sehen. Ich wollte fragen, wie es ihr ging und was sie machte. Ich musste wissen, ob sie okay war. 

Rumgrübelnd begann ich mich für den Tag bereitzumachen und unter der Dusche hatte ich dann sogar die Zeit vergessen. Aber ich schaffte es doch noch beizeiten zu Timo ins Studio. Ich war nur 10 Minuten zu spät. Er hieß es natürlich nicht für gut, aber ja, wenigstens war ich da. «Ich dachte mir, heute schauen wir Bodypiercings an, okay?» Ich nickte nur und zog mir meinen Hoodie über den Kopf. 

Hier drinnen war es schon ziemlich warm und man konnte dank meiner alten Armbänder, die ich zurückergattert hatte und auch den neuen von Noè und den anderen, nichts sehen. Also zumindest bis Mitte Unterarm. Alles darüber kam von einem Skateboard-Unfall. He he... Auch die symmetrischen Linien... 

«Was stellst du dir unter Bodypiercings vor?» Ich zuckte mit den Schultern und nickte Kev zu, der einen Kunden auf dem Stuhl hatte. Er tätowierte seine Wade. «Bauchnabel», fing ich an, doch als Timo mir einen Fakenippel auf den Tisch haute, hielt ich etwas überrascht inne. «Ja, der auch. Aber nebst dem Bauchnabel sind die Nippel mega angesagt.» 

Allein beim Gedanken daran zogen sich meine ein. Ich rieb mir geniert über die Brust und betrachtete den Gumminippel. Ich gab mir Mühe. Echt, ich versuchte bei der Sache zu bleiben und ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob das nach einer Trennung normal war, doch alles erinnerte mich an Noè... Sogar der verfickte Gumminippel. Ich sollte mich schämen. 

Lex holte mich nach Feierabend ab und zerrte mich gleich mit ins Fitnessstudio. Ich hatte schon lange kapiert, was hier ablief. Die versuchten mich so krass zu beschäftigen, dass ich gar nicht mehr dazu kam, an Noè zu denken, doch da unterschätzen sie mein Hirn bei Weitem. Das konnte an Vieles gleichzeitig denken. Ich hatte nicht umsonst eine Persönlichkeitsstörung, einen Schaden und Paranoia. 

«Die haben Ivy neue Medikamente verschrieben», fing Lex an und ich musste lachen, «Was du nicht sagst. Bin ja kein Experte oder so, aber wenn der Patient anfängt Sex anzubieten, sollte man sich Sorgen machen und die Wirkung der Tabletten zumindest ein bisschen hinterfragen.» Lex musste auch auflachen, doch korrigierte meine falsche Haltung mit einem unschönen Boxer gegen meine Schulter. «Nicht den Fokus verlieren.» 

Ich verdrehte tadelnd die Augen und versuchte mich zu konzentrieren. «Und wenigstens geht es ihr jetzt besser.» Ja, immerhin. Meine Medikamente legten mich lahm. Mental und... Körperlich. Dass das mit Noè in der Dusche überhaupt funktioniert hatte, war mir heute noch ein Rätsel. Na ja... 

Vielleicht hatten wir einfach einen guten Zeitpunkt erwischt, denn laut Ärzte hatte ich einen eher tiefen Libido von Natur aus... Ich weiß, Fachbegriffe und so. Einfach verpackt: einen tiefen Sexualtrieb. Ich bekam einen Boxhandschuh ins Gesicht und zuckte erschrocken und verwirrt zurück. 

Lex deutete auf mich, «Bei der Sache bleiben.» «Ja ja, bin ja da.» Er testete mich, in dem er ausholte, doch ich konnte ausweichen und mich verteidigen und wagte es sogar, ihm eine zu boxen. Getroffen hatte ich das Gesicht und er rieb sich über die Wange. «Du machst das Boxen gerne, was?» 

«Wie kommst du darauf?» «So viel Elan habe ich bei dir schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen.» «Ach, ich wollte dir schon seit gestern Nacht eine reinhauen.»

Ach, diese Stimmungsschwankungen von Dario... Einmal depri, dann angepisst, dann wieder sarkastisch... Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ermüdend so eine Persönlichkeitsstörung ist...

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