Painkiller

By AlloraFiore

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Enthält mehrere Teile, die alle hier zu finden sind. Teil 1: Abgeschlossen Teil 2: Abgeschlossen Teil 3: Abg... More

Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
48. Kapitel
49. Kapitel
50. Kapitel
51. Kapitel
52. Kapitel
53. Kapitel
54. Kapitel
55. Kapitel
56. Kapitel
57. Kapitel
Painkiller 2
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
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16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
48. Kapitel
49. Kapitel
50. Kapitel
51. Kapitel
52. Kapitel
Charaktere Q&A
Charakter-Interview
Painkiller 3: Plan Tropea
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
48. Kapitel
49. Kapitel
Painkiller 4
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
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10. Kapitel
11. Kapitel
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32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel

14. Kapitel

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By AlloraFiore

Ich kam kaum klar. Echt, ich stand durchgehend unter Strom und verlor mich inert Sekunden im Teufelskreis meiner eigenen Gedanken. Kelly meinte, dass es daran lag, weil ich meine Lieblingsperson verlassen und sie mich zutiefst enttäuscht hatte. 

Um ehrlich zu sein, hatte ich mich bis heute noch nie richtig mit den ganzen Faktoren und Versionen von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung befasst. Ich meine, warum auch? Anscheinend gab es 12 Symptome, die auf BPS verwiesen, man musste jedoch nur 5 oder 6 von diesen haben, um damit diagnostiziert zu werden. 

Meine nächste Frage war dann natürlich gewesen, wie viele von den 12 ich hatte... Ich hatte keine Antwort bekommen. Und da Kelly mir keine Antwort gegeben hatte, hatte ich nun mal das gemacht, was Noè immer getan hatte. Ich hatte mich an Google gewandt und Shit, in beinahe jedem Reddit-Thread wurde einem geraten, den Borderliner zu verlassen oder zu rennen, wenn sie sich nicht helfen ließen. Dass Noè da trotzdem noch bei mir geblieben war... 

Die 12 Symptome fand ich auch recht schnell; 1. Krasse Stimmungsschwankungen, ein Kippen inert Stunden, wenn nicht sogar Minuten. 2. Kleinigkeiten in große, schlimme Probleme umwandeln und sich eine Ewigkeit daran festhalten. Shit, kommt mir nicht bekannt vor... 3. Das bestehende Gefühl von Leere. Kein Kommentar. 4. Wutanfälle und Rage. Ich fühle mich angegriffen. 

5. Die Angst, verlassen zu werden. Sagt mir nichts... 6. Instabile Beziehungen. Keine Ahnung, aber ich denke, das war ein Symptom, das mir nicht so bekannt war. Klar, sprang ich gerne mal von Freundschaftskreis zu Freundschaftskreis, aber mittlerweile hatte ich mich von allen zurückgezogen. Eventuell sollte ich mich mal wieder bei Riley oder Quinn melden. 7. Unklares und schlechtes Selbstbild. 8. Instabiles Leben. Der Wechsel von Jobs, Schulen, Hobbys und Freunden. 

9. Impulsives, selbstzerstörerisches Verhalten. Jup... 10. Selbstverletzendes oder suizidales Verhalten. 11. Paranoia. War ich paranoid? Und 12. Die Verbindung zur Realität verlieren. Dissoziieren... Joa, würde mir da jetzt wahrscheinlich 10 von 12 Punkten geben. Was meint ihr? 6 und 8 passen nicht so, aber der Rest kommt sicher mal ab und zu vor. 

Ich traute mich kaum, mehr darüber zu lesen, weil ich Angst hatte, mich danach nur noch mehr zu hassen. Diese ganzen Hilfeseiten, die einem sagten, wie man mit einem Borderliner umzugehen hatte, ließen mich krank fühlen. So als wäre ich eine spezielle Spezies, die gefährlich und nicht des Lebens wert war. 

Aber was eine Lieblingsperson war, musste ich mir doch durchlesen, denn Kelly meinte, Noè könnte meine sein. Borderliner hatten also gerne eine Lieblingsperson, die ihr ganzes Leben einnahm. Sie stellen diese Person auf ein Podest, aber schlugen sie Sekunden später, wenn diese etwas falsch machte, gerne auch wieder runter auf die Knie und reagierten über. 

Wir brauchen deren Aufmerksamkeit. Ihre Taten und Aktionen können den ganzen Tag, wenn nicht sogar die Wochen und Monate eines Borderliners und dessen Emotionen und Selbstbild formen. Wir lieben diese Person, denken, sie sei perfekt und wollen jede freie Minute mit ihnen verbringen. 

Wir vermissen sie, wenn sie nicht da ist und wir krachen zu Boden, wenn sie uns verletzt und enttäuscht. Wir leben mit konstanter Angst, diese Person zu verlieren oder interpretieren Kleinigkeiten, die diese Person tut, bis tief ins Detail... Wie damals in Italien, als Noè mich darum gebeten hatte, mit ihr zu kochen und nach meinem Nein, die Augen verdreht hatte. Scheiße Alter, ich war danach an die Decke gegangen und hatte mich wie ein kompletter Vollidiot verhalten... 

Ich schloss den Tab und begann zu tippen: Können Menschen mit BPS über ihre Lieblingsperson hinwegkommen? Keine Ahnung, was ich erwartete, aber alles, was ich fand, war; mit der richtigen Unterstützung und Strategie war es definitiv möglich. Strategie? Das hörte sich so dumm an... 

Ich schlug Lex' Laptop zu und schaute auf in den Fernseher, der von Ivy kontrolliert wurde. Sie knabberte an Crackern. «Was hat denn der Laptop gemacht, dass du den so zuknallst?», fragte sie leise auflachend und schaute rüber zu mir. Ich saß in der anderen Ecke des Sofas. «Mir nicht die richtige Antwort gegeben.» 

«Was hast'e gegoogelt?» «Die 12 Symptome von Borderline...» Sie legte die Cracker weg. «Die haben für kurze Zeit auch mal gedacht, dass ich es haben könnte. Aber hab' nur 3 von diesen 12 Dingern. Lucky me...» «Fick dich», verdrehte ich nur die Augen und legte den Laptop auf das kleine Kaffeetischen vor uns. 

«Wie viele hast du?» «Genug.» Ivy rutschte zu mir rüber und lehnte sich grinsend an mich ran. «Sag. 5?» «Keine Ahnung, das wechselt immer, aber 10 von denen kommen mir schon fett bekannt vor.» Ivy zog scharf Luft ein und ließ sich wieder zurück ins Sofakissen fallen. «Schon krass, was mit unserem Hirn passiert, wenn man es traumatisiert.» 

Ich nickte nur und zückte nach meinem Handy. Weil es Routine war, suchte ich direkt Noès Chat. Keine neuen Nachrichten. Sie ließ mich also wirklich in Ruhe. Ich meine, ich hatte sie darum gebeten, aber es zerriss mich innerlich, sie nicht neben mir zu haben. Aber das, was passiert war, hatte mir genau bestätigt, dass ich kaum jemandem trauen konnte, ohne schlussendlich doch hintergangen oder zumindest verletzt zu werden. 

Könnte Noè mich vielleicht auch einfach nur für ihren Wunsch, in die Welt der Psychologie einzutauchen, benutzt haben? Nein, oder? Das war zu krank. So weit würde sie doch niemals gehen und ich tauchte hier bloß einfach nur tiefer in meine Paranoia ein. 

Es war nicht normal für mich, hier im Heim bei den anderen zu chillen, doch allein oben im Zimmer ging's nicht mehr. Ich konnte nicht mehr allein sein, ohne im Selbsthass zu ertrinken, mich und meine Entscheidungen zu hinterfragen und auf dumme Ideen zu kommen. Was tat ich also? Ich mischte mich unter die Leute. Bis eben war ich mit Ivys Betreuungsperson, Karin im Garten gewesen und hatte ihr beim Jäten zugesehen. 

«Hast dich von Noè getrennt, oder?» «Jup...» «Schade. Find' sie echt'ne coole Socke. Ich muss mich echt mal noch bei ihr entschuldigen für vorgestern. Hab' sie ja richtig mies angemacht und sie ist so lieb geblieben.» Ich hob meinen Blick an und sah Ivy in die Augen. Ich deutete auf die Kratzer in meinem Gesicht und hob eine Augenbraue an. «Und ich? Krieg' ich keine Entschuldigung?» 

Sie begann zu grinsen und lehnte sich an meiner Schulter an. Wir verstanden uns eigentlich echt gut, wenn da nicht unsere Krankheiten wären, welche uns manchmal das zivile Leben erschwerten. «Du weißt doch, dass ich es nie so meine. Plus, du hast mich auch verletzt.» Sie zeigte auf den Bluterguss unter ihrem Kehlkopf. Selbstschuld. «Passt schon», winkte ich dann ab. 

Ich hatte kein Bock mehr auf Ivy und wo Lex, war wusste ich gerade nicht, weshalb ich nach oben in mein Zimmer ging und dort Roxys Geschirr holen ging. Es war zwar schon etwas später, aber ein kleiner Spaziergang würde uns beiden nicht schaden. Ich konnte ihre Pfoten über den Boden fetzen hören und zog ihr unten im Flur das Zeug an. Ihre Rute schwang wild hin und her und knockte beinahe den Schirmständer um. 

«Wo gehst du hin, Dario?» Karin kam schnell rein ins Haus und sah mich vorsichtig an. «Ich gehe eine kleine Runde mit Roxy. Die muss eh noch raus und ich habe langweile.» «Okay... Weiß Lex davon?» Ich schüttelte meinen Kopf. «Weiß nicht, wo er ist.» «Warte, ich schreibe ihm, dass du rausgehst. Wann bist du wieder da?» «Geh nur ganz kurz raus. In knapp einer halben Stunde bin ich wieder da.» Karin nickte und schaute auf die Uhr. «Passt für mich. Bau keinen Mist.» «Ja ja...» 

Ich verzichtete auf eine Jacke und schlüpfte in meine Turnschuhe. Fuck, der Muskelkater machte sich jetzt schon bemerkbar. Es war doch erst ein Tag vergangen. «Andiamo, Roxy», schnippte ich und sie trabte zufrieden neben mir her. Mir entfloh ein genervtes Seufzen, als ich beim Verlassen der Straße gewohnheitsbedingt in meiner Hosentasche nach einer Kippenpackung suchte. Man, gewisse Dinge konnte ich einfach nicht abschütteln. 

In der Nähe vom Park leinte ich Roxy dann ab und schaute ihr gedankenversunken hinterher, wie sie jeden Stein, jede Ecke und gefühlt jeden Baum beschnupperte und sich so verhielt, als wäre sie auf die Drogenspur ihres Lebens getroffen und musste sie unter allen Bedingungen ausfindig machen. Sie fand dann auch welche. Ja, und zwar in der Bauchtasche einer eher verängstigten Riley, die verwirrt nach dem Besitzer des Hundes suchte. 

Sie sah sich unsicher um und traf dann auf meine Augen. «Dein Köter?» Ich nickte nur und versuchte das verspielte Schmunzeln von meinen Lippen zu verdrängen. «Ist das ein Drogenspürhund, oder was?» «Sie war mal für ganz kurz einer.» Riley schob Roxy weg und gab sich geschlagen. «Ja, Shit. Sie hat mich erwischt», lachte sie auf und begann sich einen Joint zu bauen. 

Ich suchte nach ihrer Klicke, doch stellte fest, dass sie allein war. «Allein hier?» Sie rollte das Papier zwischen ihren Fingern hin und her und nickte konzentriert. «Ich mag meine Mädels echt, aber manchmal ist ein Abend allein auch mal nötig. Du? Auch?» Ich deutete auf Roxy und zuckte mit den Schultern. «Nicht ganz, aber ja.» 

Kurze Stille brach ein, bis Riley etwas ansprach, «Ist herumgegangen, dass du vor einer Weile beinahe draufgegangen wärst.» Ich schaute meinem Hund hinterher und überlegte mir, wie ich darauf antworten sollte. «Kann passieren...» «Pass auf, Alter. Nur weil es passieren könnte, muss es das nicht.» Da hatte sie auch wieder recht. 

Sie zündete den Joint an und zog einmal daranund es ging nicht lange, bis sie ihn mir auch hinhielt. Mein Hals wurde trocken. «Ich mach' mir selbst einen, gib her.» Riley nickte und gab mir ihre Sachen. Ich hockte mich zu ihr auf die Parkbank und begann zu bauen. 

«Du hast mit dem anderen Zeug aber aufgehört, oder?» Ich nickte nur und befeuchtete das Paper mit meiner Zunge. «Ja, hat alles nur schwerer gemacht.» «Ja, kann nice sein, aber in Kombi mit Traumata kommt der Scheiß nie gut. Hab' auch mit dem Koksen aufgehört.» Ach, schön. 

Ich rollte den Joint zwischen meinen Fingern hin und her und betrachtete ihn für einige Sekunden, bis ich ihn Riley hinlegte und mir die Nase rieb. «Kein Bock?», fragte sie nach und ich schüttelte den Kopf, «Hab' mit Weed auch aufgehört. Ich nehme und rauche nichts mehr. Wollte nur wieder mal einen bauen», grinste ich verlegen. Echt, allein das Bauen war etwas, was ich manchmal vermisste. 

Riley schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und nahm den Joint zu sich und rauchte ihren weiter. «Gut, gut. Du warst in der Entzugsklinik, oder?» «Ja, 8 Wochen.» «Krass. Hat's dir geholfen? Ich bin jetzt 4 Tage clean und ja... Ich glaube, so'ne Klinik könnte mir auch echt dabei helfen.» 

«Keine Ahnung, ich denke, die Klinik ist gut für den Anfang, aber danach liegt es halt an dir.» Ich blickte rüber in ihre Augen und erblickte ein sanftes Glitzern in ihnen. «Sieh mal einer an. Dario Corrado spricht weise Worte. Hast du's also ganz geschafft?» Hatte ich das? Eher nicht. «No, ist echt'ne schwere Sache, aber ja... Kann mir halt nichts mehr erlauben, sonst wartet das Juvi auf mich.» 

Roxy hatte den Park nun fertig passiert und hockte sich zu uns hin. «Deine Kleine ist sicher stolz, was?» Mein Herz wurde schwer, doch ich nickte nur. Hoffentlich schon. Wenn sie nicht damit beschäftigt war, meine Geheimnisse weiterzuerzählen, war sie sicherlich stolz auf mich... 

Es trat wieder Schweigen ein und ich musste mich echt am Riemen reißen. Riley beim Rauchen zuzusehen, war ein verdammter Trigger. Ich wollte auch. «Soll ich aufhören?» Sie hielt den Joint hoch und ich schüttelte nur den Kopf. «Überlebe es schon.» Sie lachte nur leise und trat den Joint dann doch aus und warf den Rest weg. 

«Das Zeug ist teuer», deutete ich, doch sie zuckte daraufhin bloß mit den Schultern. «Ist eine Klinik auch. Und ich bin nicht so ein Monster, das dich wieder zum Rauchen treiben will.» Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich langsam wieder zurücksollte. Ansonsten würde Karin Drama schieben und Lex gleich auch. 

«Wie geht's Giorgia?» «Weißt nicht. Sie ist seit paar Wochen weg. Gefällt ihr aber echt, denke ich.» Ich sah der Schwarzhaarigen an, dass sie noch eine Frage hatte, aber zögerte. Da ich aber nicht den ganzen Abend Zeit hatte, räusperte ich mich und stand auf. Ich musste gehen. 

Roxy sprang direkt auf und begann um mich herumzuhüpfen. «Wir sehen u-» «Rio, könntest du mir helfen?» Ich nahm einen verwirrten Gesichtsausdruck an. «Wobei?» «Könntest du einen deiner Sozialheinis fragen, wie ich an so ein Hilfeprogramm komme?» Ich-, eh, okay. «Du kannst auch einfach in die Notaufnahme gehen und dann dort-» 

«Ich hab' das Geld nicht und meine Eltern schon gar nicht und ich-, keine Ahnung, wenn ich irgendwie von den Sozialheinis aufgenommen werde, habe ich da mehr Chancen.» «Riles... Du bist doch schon 19, oder? Die von mir helfen dir da nur bis 18. Wie das bei Erwachsenen ist, weiß ich nicht. Aber ich könnte beim Vater von Noè nachfragen. Der hat meine Mutter einweisen lassen, glaube ich.» 

Riley stand etwas verkrampft und zittrig auf und sah zu mir auf. «Denkst du, er könnte helfen?» «Weiß ich nicht, aber ja, ich frag' mal nach.» Sie begann schüchtern zu lächeln und langte nach meiner Hand. «Danke, Dario.» 

Ich nickte unbeholfen und zog meine Hand etwas geniert zurück. Ich wusste nicht mit dieser Zuneigung und Dankbarkeit umzugehen. «Kein Ding, ich schreib' dir, was ich herausfinde.» Sie nickte und lief dann mit mir zusammen noch bis zum Ende des Parks, wo wir uns voneinander verabschiedeten. 

Dass Riley nun plötzlich auch auf die cleane Schiene wollte, kam mir komisch, doch ich wollte das nicht wirklich hinterfragen. Vielleicht war etwas passiert oder so. Und sie hatte mir in der Vergangenheit nie etwas zuleide getan, weshalb das Nachfragen bei Marco das Mindeste war, was ich für sie tun konnte. 

Roxy stupste meine Handfläche an und ich schaute zu ihr runter. «Was ist?» Sie begann zu winseln und ich zuckte zusammen, als ich zwei Stimmen streiten hörte. Ich sah mich um und bemerkte, dass ich bei der Wiese vor dem Leuchtturm war. «Er hat mich deswegen verlassen! Nur weil du deine Fresse nicht halten konntest, hat er mich verlassen!» 

Ich leinte Roxy an und hielt ihr das Maul warnend zu. Wehe, sie würde einen Ton von sich geben. Dann würde ich sie ins Meer werfen. «Zugegeben, du warst diejenige, die die Fresse nicht halten konnte, Noè.» «Tabea! Du bist meine beste Freundin! Wenn ich dir etwas im Vertrauen und in einer Stresssituation sage, dann weil ich auf die zähle und dich brauche! Weißt du, was du angerichtet hast?!» 

Roxy wollte bellen, doch ich packte ihre Schnauze und sah sie nochmals warnend an. «Was ist los?! Wieso benimmst du dich auf einmal so? Ist etwas passiert? Und wieso immer Dario? Was hat er getan? Was hast du für ein Problem mit ihm?» Stille. Tabea blieb still. Es vergingen lange 30 Sekunden, bis ich ein Seufzen hören konnte. «Es tut mir leid, Noè. Es war falsch. Ich weiß ni-» 

«Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, sondern bei Dario! Du hast sein Geheimnis vor Melina und Haley rausgehauen. Das ist so ein schwieriges Thema und man soll es nicht einfach locker nach Lust und Laune herumerzählen. Ich habe es dir nur gesagt, weil wir in der Schule auf Harmony gestoßen sind und ich deswegen einen verdammten Wutanfall bekommen habe!» 

Ich hörte mein Mädchen verkrampft schlucken. Ihre Stimme war weinerlich. «Ich weiß, dass ich es dir nicht hätte erzählen sollen und ich habe auch Mist gebaut, aber-, er ist die Wände hoch. Er hasst mich jetzt. Ich bin komplett am Ende.» Das Atmen wurde mit der Sekunde schwerer und ich ging zu Roxy in die Hocke und streichelte ihr übers schwarze Fell. 

Der Schmerz in ihrer Stimme machte es mir gerade nicht sehr einfach, bei meiner Entscheidung zu bleiben. «Tabea, wenn etwas los ist, kannst du mir das erzählen. Was ist dein Problem mit Dario? Hat er etwas getan?» «Er-,» Schritte ertönten und das Knirschen der Kieselsteine unter dessen Schuhe jagte mir einen verdammten Schrecken ein. 

«Da bist du ja. Babe, ich warte schon 10 Minuten. Was habt ihr denn so Wichtiges zu besprechen?» Ich kannte diese Stimme und versuchte mich an seinen Namen zu erinnern. Tabeas Freund... Klein... Nein, nicht Klein. Wieso dachte ich automatisch an Unterhosen? Ach, ja! Calvin. Sein Name war Calvin. «Eh-, wir sind gleich fertig», stammelte Tabea. 

«Hi, Cal», murmelte Noè nur und Roxy verlor beinahe wieder ein Bellen. Verdammte Scheiße, ich wusste doch selbst, dass Noè dort war. Roxy musste das nicht ganz Marblehead ankündigen. «Gut, du weißt, dass ich heute Abend nicht ewig Zeit habe.» «Ja, sorry.» 

Die Neugier war so stark. Ich wollte sie sehen. Alle drei, aber vor allem Noè. Doch ich traute mich nicht, um die nächste Ecke zu schielen. Und als Tabea sich dann von ihrem Freund mitnehmen ließ, konnte ich Noè zusehen, wie sie müde los schlenderte und tief in ihren Gedanken ein Kieselstein nach dem anderen wegkickte. 

Und dann schaltete es dem Hund an der Leine komplett aus. Roxy begann laut zu bellen und winseln und riss sich von mir los. Sie jagte auf Noè zu und sprang sie mit schwingender Rute an. Geil. Danke, Roxy. 

Es vergingen keine 20 Sekunden, da lagen die verweinten Augen von Noè auf mir. Ich nickte ihr unbeholfen zu und schob meine Hände in meine Hosentaschen, als ich mich zu ihr stahl. «Fuck, Alter. Bin ich jetzt schon so fertig, dass ich Halluzinationen von dir bekomme oder bist du's echt?», fragte sie schniefend nach. 

Ich meine, sie hatte mich bereits gesehen. Wegrennen zog nicht mehr. Ich blieb vor ihr stehen und sah runter in ihre rot unterlaufenen Augen. Sie sah mich an. «Du bist's echt...» «Jup... Ich wollte nicht lausch-» Noè winkte ab und sah sich etwas beschämt um. «War ja vielleicht ganz gut, dass du's gehört hast. Bist mit Roxy unterwegs, was?» Alles, was ich auf die Reihe bekam, war ein verlegenes Schulterzucken. 

«Du hättest es ihr gar nie sagen dürfen», wagte ich dann aber doch und ich legte meinen Kopf schief. «Ich weiß... Tut mir leid.» Sie presste ihre Lippen zu einer Linie zusammen und seufzte. «Denkst du, wir können jetzt darüber reden? Ich pack's ohne dich kaum, Dario. Ich vermisse dich.» Ich wusste nicht, ob ich darüber reden wollte oder nicht. 

Ich war so unsterblich fest in dieses Mädchen verliebt und würde ihr gefühlt alles verzeihen, doch ich wollte nicht naiv sein und ihr so schnell vergeben. Was, wenn sie mir in Zukunft wieder dasselbe antun würde? «Weiß nicht...» 

Roxy wusste sich mittlerweile wieder zu benehmen und hockte sich brav neben Noè hin. «Ich-», fing ich an, doch ein Gekreische ertönte. «Hör doch endlich auf! Stopp! Du machst mich fertig! Ich kann das nicht mehr! Lass mich los!» Noè schaltete direkt auf Alarmstufe rot um und drehte sich hektisch zu den Parkplätzen um. «Tabea?!» 

Ich konnte nicht allzu viel sehen, doch genug, um zu dem Paar, das bei den Autos stritt, zu eilen. «Calvin! Lass sie los! Was ist los?!» Noè packte Tabeas Freund von hinten an und versuchte, ihn von Tabea zu lösen. Sie weinte und ihr lief Blut vom Mundwinkel. «Lass sie los! Calvin!» Noè sprang ihm auf den Rücken und krallte sich an seinen Armen fest, dessen Hände Tabea verletzten. 

«Noè, misch' dich da bitte nicht ein! Das ist eine Sache zwischen Tabea und mir!» Er schubste Noè grob weg und ich ließ Roxys Leine los, um dazwischenzugehen. Noè zog an ihm. «Hilf ihr, Lio!» Ich schlang einen Arm um Calvins Hals und löste ihn eher grob von Tabeas Körper und schubste ihn dann schroff neben dem Auto zu Boden. 

«Verpiss dich!», schimpfte ich und hielt seinem Blick stand, als er kochend aufstand und versuchte mich einzuschüchtern. Ich zeigte in die Dunkelheit. «Mach's dir einfach und verschwinde!» Ich packte ihn an seiner Schulter und schob ihn in Richtung Bürgersteig. 

«Was mischst du dich da jetzt auch noch ein?!» «Weil mir danach ist! Jetzt verzieh' dich!» Ich schob ihn weiter weg und erst als ich mir sicher war, dass er nicht mehr zurückkommen würde, wandte ich mich an Noè, die mit einer schluchzenden Tabea in den Armen am Auto angelehnt auf dem Boden kauerte. 

«Hey, Taby? Rede mit mir. Was war das? Wieso hat er dich so angepackt?» Ich tätschelte Roxys Kopf und kniete mich zu den beiden hin. «Bist du okay?», fragte ich nach und suchte ihre Augen. Sie sah mich bloß an und schluchzte weiter. 

«Das war nicht das erste Mal, oder?», stellte ich fest und blieb an ihrem Schlüsselbein hängen, das verdächtig blau und grün war. Noè verlor auch ein Schluchzen und umarmte ihre beste Freundin noch doller.

Hmm...

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