Reconstruction

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Am nächsten Morgen weckte mich ein sanftes Streicheln am Hinterkopf. Ich öffnete langsam die Augen. Mein Kopf lag auf meinen Armen gebettet und mein Oberkörper halb auf dem Bett. Aber es war nicht mein Eigenes. Da war immer noch das Streicheln. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah Kakashi an. Er sah mich ebenfalls an. Seine Hand fuhr durch meine braunen Haare, die sich über das Bettlaken ergossen. "Du bist wirklich süß, wenn du schläfst." Mein Herz machte einen Satz. Sofort erhob ich mich und sah ihn an. "Ist das ein Traum?" Ich streckte meine Hand nach ihm aus und legte sie an seine Wange. Es fühlte sich verdammt echt an. Unter seiner Maske zeichnete sich ein Lächeln ab. "Ist es nicht." Ohne darüber nachzudenken fiel ich ihm um den Hals. Wieder kamen mir die Tränen, aber diesmal aus Freude. Ich vergrub den Kopf in seiner Halsbeuge. Kakashi erwiderte die Umarmung und schloss seine Arme fest um meinen Oberkörper, ehe er sanft meinen Rücken auf und ab streichelte. "Ich dachte ich hätte dich verloren", flüsterte ich. Ich baute Abstand auf und sah ihn an. Mit seinem Daumen wischte er mir eine Träne von der Wange, dann legte er seine Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich, bis sich unsere Nasenspitzen berührten. In seinem Blick lag alles wonach ich mich schon so lange sehnte. Er strich mir das Haar aus dem Gesicht. Die Sanftheit seiner Berührung ließ mich erschaudern. "Yuriko..." Ich unterbrach ihn. "Merke dir was du sagen willst, aber zuerst hole ich Yuna." 

Ich stand im Türrahmen, während Yuna Kakashi untersuchte. "Ich würde dich gerne noch ein paar Tage zur Beobachtung hier behalten, Kakashi. Ansonsten ist soweit alles in Ordnung. Gott sei Dank." Sie boxte ihm gegen den Arm. "Jage uns nie wieder solch einen Schrecken ein! Hast du verstanden." Er nickte. Meine beste Freundin lächelte. "Sehr gut." Dann kam sie auf mich zu und zog mich am Arm. "Und du wirst mitkommen. Ich muss deine Schulter neu verbinden." Ich versuchte zu widersprechen. "Aber..." - "Nichts da aber...du wirst mitkommen. Ende der Diskussion." Es hatte keinen Sinn gegen sie zu protestieren, auch wenn ich eigentlich mit Kakashi reden wollte. Ich saß auf einer Liege und wartete darauf, dass Yuna meinen Verband endlich wechselte. Nach einiger Zeit kam sie dann mit Mullbinden zurück. "Entschuldige. Im Moment herrscht hier pures Chaos." Mein Blick war auf meine, im Schoß gefalteten Hände gerichtet. "Es tut mir so leid, Yuna." Ihre Hände legten sich auf meine. "Es gibt nichts was dir leid tun müsste. Ich verstehe dich. Wäre es Shikamaru gewesen..." Sie schüttelte den Kopf, um solch negative Gedanken direkt wieder loszuwerden. "...ich hätte genauso reagiert", beendete sie ihren Satz. Von der Anrichte nahm sie sich eine Schere und schnitt den Verband vorsichtig damit auf. Es tat immer noch weh. "Ich bin so vorsichtig wie möglich, aber ich werde die Wunde jetzt nochmal reinigen müssen." Den Tupfer tränkte sie in einer Flüssigkeit, ehe sie ihn auf den Schnitt drückte. Ich verzog das Gesicht. Das brannte heftiger, als ich gedacht hätte. Danach legte sie ihre Hände darauf und benutzte ihr medizinisches Chakra, um die Schmerzen zu lindern. Sogleich entspannte ich mich etwas. Yuna lächelte. "Besser?" - "Viel besser", erwiderte ich. "So", sagte sie nach einiger Zeit und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Es ist besser, aber immer noch nicht vollends abgeheilt. Du solltest es die nächsten Tage ruhiger angehen lassen." Meine beste Freundin wirkte erschöpft. Kein Wunder, arbeitete sie, seit des Angriffs schließlich auf Hochtouren. "Wann hast du das letzte Mal geschlafen, Yuna?" Sie zuckte mit den Schultern. "Das ist unwichtig. Andere Dinge haben jetzt Priorität." Die Mullbinden vom Tisch nehmend, begann sie meine Schulter neu zu verbinden. "Du wirst ihn in ein paar Tagen selbst abnehmen können." Ich nickte nur. Yuna klatschte zufrieden in die Hände, als sie fertig war. "Wie neu." Ohne ein Wort, stand ich auf und schloss sie in meine Arme. "Was würde ich nur ohne dich tun?" Sie erwiderte die Umarmung und lachte. "Das frage ich mich auch." 

Nachdem Yuna mich versorgt hatte, wollte ich unbedingt wieder zu Kakashi. Wurde aber auf dem Weg dahin aufgehalten. "Yuriko." Naruto kam winkend auf mich zu gerannt. "Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht." Ich freute mich ihn zu sehen, aber jetzt hatte ich wirklich andere Prioritäten. "Ja, ich bin auch froh wiederhergestellt zu sein." Er zog mich am Ärmel meines Oberteils. "Ich bin leider nicht nur zum Plaudern hier. Tsunade will uns beide sofort sehen." - "Aber..." Ich streckte die Hand nach der Türklinke aus. Naruto duldete keine Widerworte und zerrte noch stärker. "Nichts aber, du weißt doch wie Oma Tsunade ist." Dieser Tag war wirklich verflucht. 

Naruto und ich standen vor Tsunade, die mehr als ernst dreinblickte. "Ich habe euch zwei zu mir rufen lassen." Was sie nicht sagte. Wäre sie nicht, dann wäre ich jetzt sicher woanders gewesen. Sie stand auf, ging langsam um ihren Tisch herum und lehnte sich an die Kante. "Euch beiden ist nicht ganz klar, was ihr eigentlich geleistet habt oder?" Der Anflug eines Lächelns war auf ihrem Gesicht zu erkennen. "Ihr zwei habt dieses Dorf vor dem Untergang bewahrt. Dafür wollte ich euch meinen tiefsten Dank aussprechen." Ich hob abwehrend die Hände. "Eigentlich gilt der Dank Naruto. Er hat Nagato aufgespürt und ihn besiegt." Naruto legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich eng zu sich. "Sei nicht so bescheiden, Yuriko." Prinzessin Tsunade unterbrach uns. "Wie auch immer. Jedenfalls konnte durch euch Schlimmeres verhindert werden." Sie sah mich an. "Das bedeutet aber nicht, dass die Gefahr bereits gebannt ist." - "Ich weiß", stimmte ich ihr zu. Wir wussten immer noch nicht was Akatsuki genau im Schilde führte, außerdem würden sie weiterhin alles daransetzen, um mich zu töten. Naruto grinste und rieb sich den Hinterkopf, ehe er mir auf die Schulter klopfte. Die rechte Schulter. "Den Rest schaffen wir auch noch." Sofort breitete sich ein stechender Schmerz in meinem gesamten Arm aus. Ich drehte mich zu ihm und packte ihn am Kragen. "Du Idiot, das ist die verletzte Seite!" Im Hintergrund lachte Tsunade. Wir sahen sie beide fragend an. "Was ist?" Das Lachen verstummte und ihr Ausdruck wurde wieder ernst. "Nichts und jetzt geht schon. Ich habe noch wichtige Dinge zu erledigen." Was für Dinge sollten das wohl sein? Die Flasche Sake in ihrer Schublade? Aber ich wollte mich nicht beschweren, so konnte ich wenigstens direkt zurück auf die Krankenstation.

Ich betrat Kakashis Zimmer ohne zu klopfen. "Entschuldige, der Hokage wollte mich sprechen." Gai und Yamato sahen mich an, als ich den Raum betrat. Verlegen schaute ich zu Boden. "Oh, ich wusste nicht, dass du Besuch hast." Gai hielt mich auf, als ich auf dem Absatz kehrt machte. "Bleib doch hier. Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen, dass mein ewiger Rivale demnächst wieder fit für ein Duell ist." Er klopfte Kakashi auf die Schulter. "Hab ich Recht?" Kakashis Blick wirkte nicht amüsiert. "Wenn du das sagst, Gai." Der lachte. "Also gut." Er zog Yamato am Arm. "Wir sind hier dann überflüssig." - "Ich bin doch gerade erst gekommen...", protestierte Yamato, aber es war zwecklos. Gai zerrte ihn ohne Rücksicht nach draußen. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Kakashi sah mich an und deutete auf meine Schulter. "Du hast ganz schön was abbekommen." Ich winkte ab und nahm auf dem Stuhl neben seinem Bett Platz. "War nicht schlimm." Sein Blick wurde ernster. "Da habe ich aber was anderes gehört." Seine Hand griff nach meiner. Die Berührung fühlte sich stark und so sanft zugleich an, dass mir der Atem stockte. Zum Glück fand ich meine Stimme wieder. "Es ist wirklich nicht der Rede wert, Kakashi." Eigentlich wollte ich unbedingt mit ihm reden, aber jetzt wo ich ihn vor mir hatte konnte ich es nicht. Mir fehlte der Mut und ich hatte Angst.

Ich war ein Feigling. Kakashi war vor einigen Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Davor hatte ich ihn oft besucht, aber nie ging es über normale Gespräche und ein paar flüchtige Berührungen hinaus. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, schlenderte ich durch das Dorf. Der Wiederaufbau lief gut, nicht mehr lange und es sollte alles wiederhergestellt sein. Eine Horde Kinder rannte direkt vor mir über den Weg. Ich blieb stehen, schaute ihnen hinterher und musste unweigerlich lächeln. Mein Spaziergang endete an meinem üblichen Aussichtspunkt, wo ich mich ins Gras setzte und meinen Blick über meine Heimat schweifen ließ. Ich stützte mich nach hinten auf meinen Armen ab und sah zum Himmel. Lange hatte ich die Wolken schon nicht mehr beobachtet und vergessen welch beruhigende Wirkung es auf mich hatte. "Da bist du also." Ich drehte mich um und erblickte Kakashi. Er trug keine Shinobi Weste, sondern nur seinen dunklen Pullover, den er hochgekrempelt hatte. Sein Anblick alleine raubte mir bereits den Atem und ließ mein Herz höher schlagen. Mit einer geschmeidigen Bewegung ließ er sich neben mir nieder und legte sich auf den Rücken. Völlig unerwartet griff er nach meiner Hand und zog mich in seine Arme. Mein Kopf war auf seine Brust gebettet und sein Arm um meine Schulter geschlungen. Ich konnte seinen kräftigen Herzschlag hören. Mit seiner freien Hand strich er mir eine Strähne hinters Ohr, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte. Ich machte keine Anstalten mich aus seiner Umarmung zu lösen, viel zu sehr genoss ich seine Nähe und die Geborgenheit, die er ausstrahlte. Wir sagten beide nichts, aber das mussten wir auch gar nicht. 


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