Part of the Team

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Einige Tage vergingen in denen ich weder Kontakt zu Sasuke noch zu Kakashi hatte. Auch Akatsuki hatte das Dorf bisweilen gemieden, ebenso gab es keine Anzeichen dafür, dass sich dies in nächster Zeit ändern würde. Doch je mehr Zeit verging, desto mehr Sorgen bereitete mir der vorübergehende Frieden. Ich wusste, dass sie sich im Verborgenen auf etwas Großes vorbereiteten. Auf etwas, wovon wir keine Ahnung hatten was es war. Die ganze Ninja Welt lief förmlich blind in einen Krieg hinein. Und einer der Gründe dafür war ich. Meine Existenz trieb die Welt, die ich kannte seit ich ein kleines Mädchen war, in den Abgrund. Bisher hatten alle versucht das schlechte Gewissen von mir fernzuhalten, mir einzureden versucht, dass das alles nicht meine Schuld sei. Doch allmählich bahnten sich die bisher tief in mir vergrabenen Emotionen und Gefühle ihren Weg an die Oberfläche und drohten mich endgültig durchdrehen zu lassen. Das Letzte, was ich wollte, war, dass jemand zu Schaden kommen würde. Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst war, wusste ich auch, dass es unmöglich war, all die Menschen da draußen zu beschützen. Die Ellbogen auf dem Fensterbrett abgestützt, sah ich hinunter in die vollen Gassen meines Heimatdorfes. Alles war normal. So schien es zumindest. Nur wenige wussten wie es eigentlich um unsere Welt stand. Und in meinen schwachen Momenten wünschte ich mir, ich würde nicht dazugehören. Ich beobachtete die schwangere Frau, die selbstzufrieden über ihren Bauch strich, während sie ihren kleinen Sohn an der Hand führte und sich ihren Weg durch die Massen bahnte. Vermutlich befand sie sich auf dem Weg nach Hause, wo ein liebender Ehemann mit dem bereits gekochten Abendessen auf sie wartete. Wie gerne hätte ich ihre Unwissenheit gegen mein Kopfchaos eingetauscht.
Zu den mutigsten Bewohnern dieses Dorfes zu gehören, eine Kunoichi zu sein, das war immer mein größter Traum gewesen. Ein Traum, den ich, seit ich denken kann, mit meinem Vater geteilt hatte. Doch jetzt wo ich erwachsen war, schien die Bürde diesen fortzuführen um ein hundertfaches schwerer als früher. Ich legte den Kopf in meine Hände und seufzte laut auf. „Das ist alles eine absolute Katastrophe", murmelte ich, bevor ich mich von dem Geschehen unter mir abwendete und das Fenster schloss. Die Weste von der Stuhllehne nehmend, zog ich diese über und vergewisserte mich ein letztes Mal, dass ich alles bei mir trug. Mein Blick wanderte zum Wecker auf dem Nachttisch. Vielleicht würde heute der Tag sein, an dem ich endlich mal pünktlich zu einem Treffen erscheinen würde.


"Geht es dir gut? Oder bist du krank?", fragte Shikamaru ungläubig, als ich zur vereinbarten Uhrzeit vor dem Büro des Hokage stand.

"Witzig", gab ich zurück, ohne eine Miene zu verziehen.

"Da hat jemand aber schlechte Laune."

Ich gab nichts auf seinen Kommentar, aber er hatte recht. Nach Scherzen war mir am heutigen Tag tatsächlich nicht zumute. Die Nerven, die ich benötigte, um Shikamarus speziellen Humor über mich ergehen zu lassen, waren mir heute nicht geschenkt worden.

„Kein guter Tag", erklärte ich mit kurzen Worten. Mehr benötigte es nicht um ihm zu signalisieren, dass er seine Sprüche für den restlichen Tag besser für sich behielt. Shikamaru nickte daraufhin und schwieg fortan, bis der Rest unseres Teams eingetroffen war. Sobald wir vollzählig waren, betraten wir das Büro von Tsunade.

„Du wolltest uns sprechen?" Asuma sprach als Erster.

Tsunade hatte uns den Rücken zugewandt, den Blick dabei aus dem Fenster gerichtet, sprach sie mit ruhigem und bestimmtem Tonfall.

„Ich werde euch auf eine Mission schicken."

Ich blinzelte. Eine Mission. Das klang mehr wie ein Versuch mich so weit wie möglich vom Dorf fernzuhalten. Dabei hatten wir erst vor ein paar Tagen gemeinsam beschlossen, dass die Priorität auf dem Schutz unseres Dorfes lag.

„Aber du hast doch gesagt...", setzte ich an, doch bekam nicht die Chance meine Worte zu Ende zu führen.

„Ich weiß, was ich gesagt habe, Yuriko." Die bisher vorherrschende Sicherheit in ihrer Stimme schwand. Irgendwas stimmte nicht.

„Ist das auch wirklich deine Entscheidung?" Mir war bewusst, dass ich meine Kompetenzen mit einem derartigen Vorwurf weit überschritt. Doch jeder wusste, dass mir eine Hierarchie und deren Regeln niemals den Mund verbieten würde.

„Yuriko", ermahnte mich Choji und auch Shikamaru warf mir einen ‚Du hältst jetzt besser die Klappe' - Blick zu.

„Nichts Yuriko...", ich trat einen Schritt nach vorne, „ich kann doch nicht etwa die Einzige sein, die findet, dass dieser ganze Mist zum Himmel stinkt."

„Yuriko!" Jetzt war es Asuma, der mich am Arm zurückzog und mit Nachdruck sprach. „Du wartest am besten draußen."

„Was?!" Seine Worte überrumpelten mich, noch nie hatte mein ehemaliger Lehrer auf diese Art mit mir gesprochen, geschweige denn mich fortgeschickt.

„Du hast mich schon verstanden", als ich keine Anstalten machte zu gehen, legte er nochmal nach: „Das war keine Bitte!"

Ich sah in die vielen Gesichter, die mich umgaben. Hilfesuchend blickte ich zu Shikamaru, aber auch dieser wendete sich von mir ab. Auf Unterstützung konnte ich hier nicht bauen.

„So ist das also...", murmelte ich, ehe ich das Zimmer verließ und die Tür lautstark hinter mir schloss.



Ich hatte mich auf der Holzbank vor dem Gebäude niedergelassen und kritzelte mit einem kleinen Stock Schriftzeichen in den hellen Sand. Als ich hörte, wie eine Tür ins Schloss fiel, hob ich den Kopf, nur um in die ernst dreinblickenden Gesichter meiner Teamkameraden zu blicken. Die Wut, die in mir brodelte, ließ sich kaum in Worte fassen.

„Was sollte das schon wieder?!" Der Vorwurf kam von Shikamaru, der sich vor mir aufbaute und mein Kunstwerk im Sand damit zerstörte.

"Ich war noch nicht fertig", gab ich entnervt zurück. Den Stock beiseite werfend, lehnte ich mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Diese ganze Scheiße nervt mich. Und dass es keinen außer mir nervt, macht mich einfach nur wütend. Es scheint als würden alle ihre Augen vor der Wahrheit verschließen." Meine Worte trieften vor Verachtung, doch diesmal hatte ich kein schlechtes Gewissen. Es musste einfach mal gesagt werden.

Asuma trat nach vorne auf mich zu und setzte sich, mit gesundem Abstand, neben mich auf die Bank.

„Ich weiß...-„

„Wenn du jetzt sagst, dass du weißt wie schwer es ist, muss ich wohl oder übel kotzen, Asuma. Denn keiner von euch scheint wirklich zu kapieren, wie sich das alles hier für mich anfühlt!"

Ich vergrub den Kopf in den Händen, hielt den Schrei, der sich in meiner Kehle breit machte, allerdings zurück. So viel Schwäche war ich nicht bereit zu offenbaren, also riss ich mich zusammen und sah sie alle erhobenen Hauptes an.

"Denkt ihr ich wirklich ich merke nicht, dass alle versuchen mich vor Unheil zu bewahren."

"Du bist so ein verdammter Dickkopf. Das nervt allmählich."

"Was nervt dich nicht, Shikamaru?!" Die Lautstärke meiner Stimme war mittlerweile derart angestiegen, dass selbst die vorbeilaufenden Bewohner uns einen fragenden Blick zuwarfen.

"Du hast mal dazugehört!", platzte es aus ihm heraus, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und innehielt. Tief atmete er ein, ehe er mich über seine Schulter hinweg ansah, um anschließend ohne ein weiteres Wort zu gehen.

Perplex von seiner Reaktion, sah ich ihm stumm hinterher, Asuma riss mich dabei aus meiner Trance.

"Du bist ein Teil unseres Teams. Ein wichtiger noch dazu..."

"Und genau an diesem Punkt macht ihr einen Fehler", ich wand mich ihm zu, "indem ihr mich von allem fernhalten wollt, behandelt ihr mich wie eine Ausgestoßene." Meine Stimme hatte sich beruhigt, als ich nun aufstand und in die zwei verbleibenden Gesichter blickte. Choji hatte es mal wieder die Sprache verschlagen. Mit Situationen wie diesen konnte er noch nie umgehen. „Ich will mich wieder als Bewohner dieses Dorfes und als vollwertiges Mitglied unseres Teams fühlen", kurzerhand stand ich auf, „Im Moment schieben mich alle nur von der einen Ecke in die andere. Immer auf der Suche nach einer Möglichkeit, um mich aus der Schussbahn zu holen."

„Niemand will dir etwas Böses."

„Nur weil etwas in bester Absicht getan wird, bedeutet es nicht, dass es auch richtig ist."

The LegacyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt