Ace

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Es war bereits nach Mitternacht, als ich in schnellem Tempo durch die stillen Straßen Konohas ging. Die Hände zu Fäusten geballt, steuerte ich an der Kreuzung rechts um die Ecke und in die darauffolgende Gasse. Zwei Treppen auf einmal nehmend, eilte ich in das dritte Stockwerk und kam vor einer vertrauten Tür zum Stehen. Ich hob den Arm und klopfte gegen das hölzerne Material. Schritte näherten sich den Flur entlang bis zur Tür, ehe mir geöffnet wurde.

„Was stimmt nicht mit dir?", platzte es wutentbrannt aus mir heraus.

„Hallo Yuriko, es freut mich ebenfalls dich zu sehen. Was genau führt dich denn zu mir?"

Am liebsten hätte ich Sasuke sein breites Grinsen aus dem Gesicht geschlagen, so wütend machte mich seine überhebliche Art in diesem Augenblick. Er war in den Türrahmen gelehnt und fuhr sich mit einer Hand durch das zerzauste Haar. Vermutlich hatte er längst geschlafen.

„Du weißt ganz genau, weshalb ich hier bin...", gab ich zurück und ging ohne zu fragen an ihm vorbei in seine Wohnung.

Nachdem er die Tür hinter uns beiden geschlossen hatte, folgte er mir in sein Wohnzimmer, wo ich aufgebracht auf und ab lief.

„Setz dich doch erstmal und komm runter."

"Runterkommen?", wiederholte ich seine Worte.

Sasuke stand im Raum und sah mich aus müden Augen hinweg an, doch das Lächeln auf seinen Lippen war immer noch nicht verschwunden.

"Kannst du mir bitte erklären, was so witzig ist?" Ich stemmte die Hände in die Hüften, während ich auf eine Antwort wartete.

"Nichts", sagte er kurzerhand, ehe er einen ernsteren Gesichtsausdruck aufsetzte und auf dem beigen Sofa Platz nahm. "Also, sag schon was du sagen willst."

"Ich fasse es nicht, dass du mit Kakashi geredet hast", wieder übermannte mich die Wut, "Du hattest kein Recht dazu!"

"Sagt wer?" Dass er derart ruhig und gelassen blieb, machte mich nur noch wütender.

"ICH", schrie ich ihn an. "Du machst alles kaputt."

"Ich mache alles kaputt?!", Sasuke erhob sich und kam auf mich zu, bis uns nur noch ein paar Zentimeter voneinander trennten. "Das machst du schon selbst, Yuriko!" Die Ruhe, die seine Stimme bisher ausgestrahlt hatte, war verschwunden. "Du willst dir einfach nicht eingestehen, dass du etwas für mich empfindest."

"Das ist nicht...-", ich sah zu Boden, weil mir die Stimme versagte, noch ehe ich den Satz zu Ende sprechen konnte.

"Wahr?", beendete er diesen für mich und hob vorsichtig mein Kinn an, bis wir uns in die Augen sahen.

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und meine Hände wurden schwitzig, als ich die Intensität seines Blickes völlig in mir aufnahm. Nicht nur einmal erwischte ich mich selbst dabei, wie meine Augen für den Bruchteil einer Sekunde zu seinen Lippen huschten. Sein Daumen begann federleicht über meine Wange zu streicheln und ich wusste, dass er meine Blicke bemerkt hatte.

"Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gerne ich dich gerade küssen würde."

Seine ehrlichen Worte brachten mich zum Schlucken. Dass er den Abstand zwischen unseren Gesichtern immer weiter verringerte, ließ mich nur noch nervöser werden. Sasuke hielt den Blickkontakt dabei weiterhin aufrecht. Er wartete auf eine Reaktion meinerseits, aber ich konnte nichts anderes tun als ihn anzustarren. Etwas in mir wartete darauf, dass es endlich geschah. Doch der andere Teil in mir, rief sich Kakashis Gesicht vor Augen. Ich konnte das nicht tun, also legte ich meine Hand auf seine Brust und schob ihn bestimmend von mir. Sogleich ließ er von mir ab. Ohne ein Wort drehte ich mich auf dem Absatz um, ich musste so schnell es ging hier raus.

"Yuriko! Warte!" Ich konnte spüren, wie sich Sasukes Finger um mein Handgelenk schlossen. Ganz sanft, als hätte er Angst ich könnte zerbrechen, wenn er fester zudrücken würde.

"Lass mich in Zukunft einfach in Ruhe." Der Ton in meiner Stimme zeigte keinerlei Anzeichen der Wut, die ich bis vor ein paar Minuten noch verspürt hatte. Ich hatte meine Emotionen völlig im Griff, als ich meine nächsten Worte wählte. "Ich empfinde nichts für dich. Akzeptier das endlich."

Sobald die Worte ausgesprochen waren ließ er meinen Arm los. "Du weißt, dass das eine Lüge ist", rief er mir hinterher, als ich durch die Wohnungstür spazierte und sie, ohne mich nochmal nach ihm umzusehen, hinter mir ins Schloss zog.


Das maskierte Akatsuki Mitglied, das sich selbst den Namen Madara Uchiha gegeben hatte, sah sich im Kreis um, viele seiner Verbündeten waren nicht mehr übrig. Noch dazu, war ihm eins seiner wichtigsten Mitglieder abhanden gekommen. Er hatte viele Stücke auf Sasuke Uchiha gehalten und ihm deshalb vermutlich viel zu schnell vertraut. Ein fataler Fehler, wie sich im Nachhinein herausgestellt hatte. So hatte er nicht nur ihn, sondern auch Yuriko verloren.

"Was ist mit dem Mädchen?", wollte Sasori von seinem Anführer wissen. Schließlich war der ursprüngliche Plan nur mit ihr ausführbar.

"Wir werden sie uns einfach zurückholen...", kam die Antwort von Kisame, der mit seinem Schwert in der Ecke saß, "und den Neunschwänzigen gleich dazu."

"Nicht so hastig, Kisame", ermahnte ihn Madara und verpasste dessen Selbstüberzeugung somit einen Dämpfer.

"Aber...-"

"Nichts, aber", schnitt er ihm erneut das Wort ab. Er breitete die Arme demonstrativ aus. "Im Moment haben wir nicht die Mittel, um sie uns zu holen. Also warten wir."

"Und worauf?" Bisher hatte kaum einer die Gestalt wahrgenommen, die sich im hinteren Teil des Raumes aufgehalten hatte. Die Person, dessen Name bisher keiner laut ausgesprochen hatte, trat aus dem Schatten und nahm die Kapuze vom Kopf.

"Den richtigen Zeitpunkt", half Madara seiner ungeduldigen Gefolgschaft auf die Sprünge.

"Und wann soll dieser gekommen sein." Sasori hatte das ewige Katz und Maus Spiel langsam satt. Das konnte man dem Tonfall seiner Stimme entnehmen. Er wurde ungeduldig. Aber wer ungeduldig ist macht Fehler und diese konnten sie sich zum jetzigen Zeitpunkt definitiv nicht mehr leisten. Ihre Kampfkraft hatte sich bereits um mehr als die Hälfte minimiert, noch ein Fehltritt und der Plan wäre endgültig zum Scheitern verurteilt.

"Wenn ich das sage." Der maskierte Uchiha schaute jedem bestimmt in die Augen, um deutlich zu machen, dass er es ernst meinte. Es würde kein Finger gerührt werden. Nicht solange er es nicht wollte. "Außerdem habe ich noch ein Ass im Ärmel", war alles, was er sagte, ehe er den Kreis der Besprechung verließ und die Verbindung kappte.


"Was mache ich nur", sprach das unbekannte Akatsuki Mitglied zu sich selbst, sobald auch er die Verbindung unterbrochen hatte. Niemand der Anwesenden war in Madaras Vorgehensweise eingeweiht worden. Auch er nicht. Alles was er sicher wusste, war, dass er Ruhe geben müsste. Denn obwohl er dem kaltblütigen Uchiha nicht im Geringsten vertraute, hatte er keine Wahl als abzuwarten. Schließlich könnte er zu jeder Zeit seine wahre Identität preisgeben und somit alles zunichte machen. Das durfte unter keinen Umständen passieren. Ansonsten wäre alles verloren. Als er sich auf dem Stuhl in seinem kleinen Versteck niederließ, nahm er das gerahmte Bild von dem kleinen Beistelltisch und strich darüber. Die Freude und Liebe, die das Foto ausstrahlte, erfüllte ihn mit tiefer Traurigkeit. Er hatte vergessen, wann und wie es so weit kommen konnte. Doch er würde alles dafür geben, dass es wieder in Ordnung kommen würde.

"Ich verspreche es dir", sprach er zu dem Bild, während er mit dem Finger darüber strich, "...ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue."

The LegacyWhere stories live. Discover now