Grief of a friend

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Ich beobachtete die Blätter der Bäume, wie sie sich im Wind bewegten, während die Sonne durch die Baumkronen strahlte. Nichts an diesem Tag deutete darauf hin, welch schlechte Nachrichten wir soeben von Tsunade bekommen hatten. Narutos Lehrer Jiraiya war im Kampf mit Akatsuki gestorben. Ich kannte ihn nicht sonderlich gut, aber sein Tod ging mir trotzdem nahe. Naruto hatte die Botschaft des Kröteneremiten nicht gut aufgenommen und war einfach verschwunden. Ich konnte erahnen wie er sich fühlte, weshalb ich seine Reaktion nachvollziehen konnte. Er brauchte jetzt erstmal etwas Zeit für sich. Tsunade wollte es sich nicht anmerken lassen, aber auch sie hatte die Nachricht sehr getroffen. Schließlich war er lange Zeit ihr Teamkamerad gewesen und laut vielen Gerüchten wohl auch mehr als das. Jetzt fragte ich mich wie es für mich wäre, wenn Kakashi etwas zustoßen würde. Ich verwarf den Gedanken sofort. Der Kröteneremit hatte uns eine Botschaft mitgegeben, eine, die Jiraiya ihm kurz vor seinem Tod in den Rücken geritzt hatte. Es waren verwirrende Zahlenkombinationen. Shikamaru und Yuna saßen bereits darüber und versuchten es selbst zu entziffern, weil das Expertenteam sich keinen Reim darauf machen konnte. 

Ich öffnete die Tür zur Bibliothek. Die beiden waren nebeneinander über das Foto auf dem Tisch gebeugt. Die Hände in den Hosentaschen ging ich zu ihnen rüber. "Und? Schon was Neues?" Simultan schüttelten sie den Kopf. Ich nahm das Foto kurz in die Hand, hatte aber selbst keine Ahnung was das bedeuten sollte. "Habt ihr schon mal Tsunade um Rat gefragt?" Yuna nickte. "Sie weiß nicht, was das Schema dahinter sein könnte." Ich seufzte und dachte nach. "Kakashi kannte ihn doch auch. Vielleicht weiß er was." - "Du könntest doch sicherlich mal mit ihm reden?", fragte Shikamaru mich. Abwehrend hob ich die Hände. "Wieso ich? Mach das doch selbst." - "Du weißt, dass ich jetzt ein Jonin bin. Ich stehe also über dir." Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Das bedeutet aber nicht, dass du mich jetzt rumkommandieren kannst." Er lachte. "Doch, genau das bedeutet es. Also mach schon." Shikamaru drückte mir ohne Vorwarnung eine Kopie des Bildes in die Hand. "Ich danke dir für deine Unterstützung." Als Antwort zeigte ich ihm den Mittelfinger, ehe ich die Tür etwas lauter ins Schloss fallen ließ. Manchmal würde ich ihm am liebsten den Hals umdrehen und vermutlich hätte ich es längst getan, wären wir nicht seit Jahren sehr gute Freunde gewesen. Außerdem war da immer noch Naruto, der es mehr als verdient hatte, zu wissen, was die letzte Botschaft seines Lehrers zu bedeuten hatte.

Ich fragte im Dorf nach Kakashi, doch keiner konnte mir genau sagen, wo er war. Also beschloss ich am alten Trainingsplatz vorbeizuschauen. Ich erspähte ihn, auf einem Ast liegend, die freie Hand hinter seinem Kopf verschränkt, während er mit der anderen sein Buch hielt und las. "Hast du kurz einen Moment?" Er hob die Hand und bedeutete mir still zu sein. Ich wartete ein paar Sekunden, ehe er das Buch zuklappte und sich mir zuwandte. "Entschuldige, aber ich wollte das Kapitel noch beenden. Was gibt es?" Das Bild in den Händen, hielt ich es ihm hin. Er sprang vom Ast und kam auf mich zu. "Shikamaru schickt mich." Sein Blick traf meinen. "Ich weiß." - "Woher?", fragte ich. "Du gehst mir aus dem Weg, warum solltest du mich also freiwillig aufsuchen." Erwischt. Ich ließ mir nichts anmerken. "Kannst du dir auf die Botschaft von Jiraiya vielleicht einen Reim machen?" Er nahm das Bild, sah sich die Zahlen genau an und überlegte. "Ich kannte ihn zwar, aber nicht so gut, dass ich sagen könnte welche Bedeutung das Ganze haben könnte. Ihr solltet Naruto fragen, er war lange mit ihm unterwegs. Er kennt seine Eigenarten besser als jeder andere." Ich sah zum Himmel. "Das habe ich befürchtet. Aber ich kann ihm damit jetzt nicht zur Last fallen." Kakashi gab mir das Foto zurück. "Tut mir leid, dass ich keine große Hilfe war." - "Schon in Ordnung. Trotzdem danke für deine Zeit", sagte ich und griff nach dem Foto, doch er ließ nicht los. "Wir müssen reden, Yuriko. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, das weiß ich. Aber..." - "...Du sagst es. Es ist der absolut schlechteste Zeitpunkt", bestimmend riss ich die Botschaft an mich und ging. 

Naruto aufzusuchen, versuchte ich über Stunden hinweg hinauszuzögern. Aber wir mussten wissen, was Jiraiya herausgefunden hatte und da er vermutlich der Einzige war, der die Nachricht entschlüsseln konnte, blieb mir nichts anderes übrig als über meinen Schatten zu springen und mit ihm zu reden. Als ich vor seiner Tür stand, hob ich die Hand und hielt einen kurzen Moment inne, ehe ich vorsichtig klopfte. Niemand öffnete. Ich versuchte es erneut und wartete. Nichts. Scheinbar war er nicht zu Hause. Ich suchte im Dorf nach ihm, aber auch bei Ichiraku war er nicht aufzufinden. Letztendlich fand ich ihn am Ufer des Flusses auf einer Bank sitzend. Ich zögerte, denn ich wusste selbst nicht genau, was ich sagen sollte. Sein Anblick rief so viele Erinnerungen in mir wach. Erinnerungen, die zu viel Schmerz verursachten, wenn ich an sie zurückdachte. Langsam ging ich auf ihn zu und nahm neben ihm Platz. Sein Kopf war gesenkt. Die blonden Haare hingen ihm ins Gesicht. Tränen liefen ihm die Wangen hinab und benetzten den Asphalt. Ich sagte nichts, sondern saß einfach nur da. "Er hat das nicht verdient, Yuriko." Überrascht, dass er von selbst das Wort an mich richtete, sah ich ihn an. Dann senkte ich ebenfalls den Blick. "Ja, ich weiß." Die Trauer, die in seiner Stimme lag, zerbrach mir das Herz, weil ich ganz genau wusste wie sich das anfühlte. "Das Gefühl, dass sich in deiner Brust breit macht, wird noch lange anhalten. Da will ich dir nichts vormachen, Naruto. Aber es wird besser werden", ich hob den Blick zum Himmel, "Jiraiya ist für seine Überzeugungen und Träume im Kampf gefallen, mit der Hoffnung, dass du diese übernimmst und seinen Weg weitergehst." Ich stand auf und kniete vor ihm. „Er war mehr als nur dein Lehrer und du mehr als nur ein Schüler für ihn." Naruto sah zu mir auf, als ich meine Hände auf seine legte. „Die Menschen, die wir lieben und die uns etwas bedeuten, werden nie wirklich weg sein, denn sie leben weiter..." ich deutete auf die Stelle an seiner Brust, wo ich seinen Herzschlag wahrnahm. „...und zwar hier drin." Ich spürte wie mir ebenfalls eine Träne über das Gesicht lief. „Er wird immer über dich wachen, Naruto. Selbst jetzt, in dieser Sekunde, sind seine Augen auf dich gerichtet. Und ich bin mir sicher, dass er unheimlich stolz auf dich ist." Meine Hände schlossen sich fester um seine und drückten sie sanft. „Ich weiß, dass du Zeit brauchst, aber Jiraiya hätte auch gewollt, dass du weiter für den Frieden kämpfst, an den er so fest geglaubt hat. Lass dich nicht von der Trauer zerfressen." Ich legte das Foto neben ihm auf der Bank ab und ging.

Die letzten Wochen und Monate war so viel passiert. Gutes aber auch viel Schlechtes. Als ich heute wieder die Bibliothek aufsuchte, versuchte ich mich mental auf weitere schlechte Nachrichten vorzubereiten. Die Tür öffnend, erblickte ich außer Shikamaru und Yuna noch Naruto und Kakashi. Ich blieb im Türrahmen stehen. Naruto sprach mit Shikamaru, der mit einem Stift etwas auf Papier kritzelte. Ich ging zu ihnen und stellte mich neben Yuna. "Habt ihr was?" - "Wir kommen voran, dank Narutos Tipp", sagte meine beste Freundin. Ich sah ihn an. Er schaffte es einfach immer wieder mich zu beeindrucken. Kakashi tauchte zu meiner Linken auf. "Du hast also mit ihm geredet?" - "Ich habe ihm nur einen kleinen Schubs gegeben", sagte ich mit einem Schulterzucken. Ich bin hier überflüssig. Ich winkte zum Abschied, bevor ich durch die Tür ging. "Meldet euch, wenn ihr etwas herausgefunden habt."

Ich hatte mich mit Shuriken und Kunai in den Wald zurückgezogen, um meine Wurftechnik zu verbessern und den Kopf freizubekommen. Mit jedem Mal wurden meine Würfe aggressiver und die Einschnitte in den Bäumen tiefer. Seit dem Zeitpunkt, an dem ich von Jiraiyas Tod erfahren hatte, plagte mich mein Gewissen. Schließlich war Akatsuki auch hinter mir her. War ich also mitverantwortlich für das was hier vorging?! Für die Shinobi, die ihre Leben ließen?! Oder für das was noch auf uns zukommen würde?! Ich hätte es Naruto nicht mal übelgenommen, wenn er mich gehasst hätte für das was passiert war. Während ich meine Gedanken sortierte, spürte ich die Anwesenheit eines weiteren Chakra. Ohne zu Zögern warf ich ein Shuriken nach hinten. Sasuke stand am Baum, das Shuriken war nur wenige Millimeter von seinem Gesicht entfernt in der Rinde eingeschlagen. Er zuckte nicht mal der Wimper. Mit ernster Miene sah ich ihn an. "Immer noch zu knapp." Sein Erscheinungsbild hatte sich verändert. Sasuke trug jetzt einen schwarzen langen Mantel, der mittlerweile zum Markenzeichen der Akatsuki Organisation geworden war. Ich deutete darauf. "Wie es aussieht hast du deine Meinung jetzt wohl geändert. So nebenbei...rot steht dir nicht." Er kam einen Schritt auf mich zu, wohingegen ich einen zurück machte. "Ich habe keine Lust auf Spielchen, Yuriko." - "Wer spielt von uns beiden denn die Spielchen", gab ich schnippisch zurück. "Du hast dich wirklich gar nicht verändert." Wenn ich mich nicht täuschte, konnte ich so etwas wie ein Lächeln seine Lippen umspielen sehen. Ich fixierte ihn mit meinem Sharingan. „Ich wünschte, ich könnte dasselbe zu dir sagen." Meine Worte schienen ihn überhaupt nicht zu treffen. Völlig gleichgültig war seine Miene, während er meinem eisernen Blick standhielt. Er machte mich so wütend. Immerzu tauchte er auf und verschwand plötzlich wieder. Hinterließ mir irgendwelche Hinweise und versuchte mich von Gefahr fern zu halten. „Was genau willst du von mir, Sasuke?" Meine Stimme war lauter geworden. Ohne Vorwarnung tauchte er hinter mir auf. Er war so nah, dass ich seinen Herzschlag spüren konnte. Seine Hand legte sich auf meinen nackten Oberarm, ehe er sich vorbeugte. „Ich will nicht, dass dir etwas geschieht." Seine Stimme war nur ein Flüstern in meinem Ohr. Ich glaube, du hast ihm mehr bedeutet, als er sich selbst eingestehen will. Noch ehe ich etwas erwidern konnte, war Kakashi da und griff Sasuke an. Der wich auf den Ast eines Baumes aus. Kakashi stellte sich schützend vor mich. „Geht es dir gut?" Ich konnte immer noch nicht realisieren, was so eben passiert war. „I-Ich denke schon", stammelte ich. Sasuke sah auf uns herab. „Mein ehemaliger Lehrer, Kakashi Hatake. Denkst du wirklich, du könntest es noch mit mir aufnehmen?" Der silberhaarige Jonin legte sein Auge frei. „Ich werde nicht zulassen, dass du etwas tust, was du im Nachhinein bereust." Er schloss seine Fingerzeichen und stürzte sich mit seinem Chidori auf ihn. Sogleich tauchte ein Typ mit orangefarbener Maske und Akatsuki Mantel auf, durch den Kakashis Angriff ohne jeglichen Schaden hindurch glitt, ehe er sich den ebenfalls überraschten Sasuke schnappte und verschwand. 

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