Chains of Darkness

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Keines meiner Jutsus war stark genug, um die steinige Wand zu durchbrechen. Es kam mir vor, als läge ein starker Schutz darauf, der es mir unmöglich machte ihr auch nur einen Kratzer hinzuzufügen. Frustriert ballte ich meine Faust und schlug mehrmals auf das harte, raue Material ein. Blut klebte am grauen Stein als ich mich beruhigte hatte und die Hand zurückzog. Schlaff hing mein Arm nun seitlich an meiner rechten Körperhälfte herunter, dabei tropfte das frische Blut von meinen Fingerknöcheln auf den Boden. Den zunehmenden Schmerz spürte ich kaum, dafür strömte zu viel Adrenalin durch meinen Körper. Den Rücken zur Wand ließ ich mich auf den Boden sinken. Die Zeit schien still zu stehen, als herrschte in dieser Zelle eine andere Zeitzone, in welcher die Sekunden viel langsamer verstrichen als in der Welt da draußen. Ich wünschte meine Genjutsu Fähigkeiten wären besser als nur mittelmäßig, dann hätte ich zumindest eine kleine Erfolgschance auf Flucht gehabt. Doch mit Madara, meinem Vater und dem Überbleibsel der Akatsuki als Gegner lägen selbst diese nur bei ein Prozent. Und auch nur dann, wenn ich sehr optimistisch darüber nachdachte. Mit meinen derzeitigen Fähigkeiten standen meine Chancen also gleich null. Dass ich ihnen derart hilflos ausgeliefert war frustrierte mich nur noch mehr. Es mir so gezielt vor Augen geführt zu haben, war dabei definitiv keine Hilfe gewesen.
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Kakashi klopfte mit Nachdruck an die Tür des Mannes, von dem er dachte, dass er ihn nie freiwillig aufsuchen würde. Doch hier stand er nun, die Hände in den Taschen seiner dunkelblauen Hose vergraben, wartend darauf, dass sein Klopfen gehört wurde. Einige Sekunden verstrichen, in denen der silberhaarige Ninja einige Male darüber nachdachte auf dem Absatz kehrt zu machen und zu verschwinden. Doch als er  das Gesicht von Yuriko vor seinem inneren Auge sah, biss er die Zähne zusammen und wartete geduldig. Ein Licht leuchtete im Rahmen des Fensters auf und Schritte näherten sich der Tür, vor welcher Kakashi immer noch verharrte, bis sie schließlich geöffnet wurde. Sasuke blickte verwundert drein, die Augen leicht aufgerissen, weil er nicht damit gerechnet hatte, Kakashi zu solch später Stunde vor seiner Tür zu erblicken. Ehrlich gesagt hätte er es auch zu keiner anderen Zeit erwartet. Seine überraschte Reaktion war also durchaus nachvollziehbar.

"Was machst du denn hier?" Der Uchiha dachte über das Gespräch nach, dass die beiden geführt hatten. Eigentlich hätte es ihm klar sein müssen. Kakashi Hatake würde nicht so einfach Kleinbei geben. "Ich habe meine Worte ernst gemeint, Kakashi."

"Tsk", Kakashi schnalzte mit der Zunge. Eine Eigenart, die ihm gar nicht ähnlich sah. "Deswegen bin ich nicht hier."

Sasuke lehnte sich in den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Weshalb solltest du sonst herkommen?" Er zog fragend die Augenbraue nach oben.

"Sie ist verschwunden."

Sasukes Anspannung kehrte zurück, seine Sinne auf höchster Alarmbereitschaft.

"Wie verschwunden?"

"Unauffindbar."

"Bist du dir sicher?"

Kakashis Nicken gepaart mit seiner todernsten Miene, ließ dem schwarzhaarigen Uchiha das Blut mit in den Adern gefrieren. Die Lage war wirklich ernst. Er zögerte keine Sekunde, sondern schnappte sich so schnell wie möglich seine Shinobi Weste und die Waffentaschen, die er auf dem Ablagetisch neben der Tür platziert hatte.

"Wie sieht der Plan aus?"
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Die Kälte kroch allmählich meine Beine hinauf, Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus und ich begann zu frösteln. Die Hände über meine nackte Haut reibend, hoffte ich mir etwas Wärme spenden zu können, doch das Ergebnis war enttäuschend. War es plötzlich so viel kälter geworden? Ich nahm einen tiefen Atemzug und beobachtete die kleinen Wölkchen die vor meinem Gesicht tanzten, als ich die Luft wieder aus meinen Lungen entweichen ließ. Die Temperatur war definitiv gefallen. Weitere Minuten vergingen, in denen ich das Gefühl bekam, dass es stetig kälter wurde. Außerdem fiel mir das Atmen plötzlich schwerer. Die Luft wurde dünner und dünner, während mich die Müdigkeit langsam überkam. Ich war mir sicher, dass ich jeden Augenblick das Bewusstsein verlieren würde, versuchte mich jedoch mit aller Macht dagegen zu wehren. Erfolglos.

Ich blinzelte, als ich zu mir kam und bemerkte, dass ich mich nicht mehr im selben Raum befand. Mein Blick schweifte umher. Diese Höhle war um einiges größer, als die Abstellkammer, in der ich mich bisher befunden hatte. Ich wollte mich aufrichten, doch weder meine Arme noch meine Beine gehorchten mir in diesem Augenblick.
„Lass das lieber bleiben, Liebling", hörte ich jemanden hinter mir flüstern. In dem tiefen, warmen Tonfall erkannte ich meinen Vater wieder.
„Wieso? Damit ihr mich leichter töten könnt?! Auf keinen Fall!" Mit aller Macht versuchte ich gegen das Jutsu anzukämpfen, das mich scheinbar bewegungsunfähig machte.
„Du wirst dir nur weh tun." Ein weiterer Versuch mich von meinem Widerstand abzubringen. „Es ist zwecklos."
Ich konnte ihn nicht sehen, da er direkt hinter mir stand. Seine Position konnte ich jedoch anhand seines starken Chakras ausmachen.
„Vertrau mir bitte, Yuriko."
„Dir vertrauen?!" Ein abfälliges Lachen entwich meiner Kehle. „Wie sollte ich dir jemals wieder vertrauen können..."
„Vielleicht wirst du mich verstehen, wenn ich dir von jenem Tag der Mission erzähle."
Ich wollte seine Ausreden nicht hören, denn nichts was er zu sagen hatte, könnte ihn je wieder zu etwas anderem als einen Verräter machen. Doch die leise innere Stimme in mir, die den Vater in ihm so sehnlichst vermisst hatte, wollte die Hand nach ihm ausstrecken, also ließ ich ihn vorerst gewähren. Die darauffolgende Stille von meiner Seite, nahm er als Anlass um fortzufahren.
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Takashi hatte sich mehr als deutlich gegen die Offensive ausgesprochen, doch nur seine Frau hatte ebenfalls hinter seiner Meinung gestanden. Kakashi und Haru wollten lieber Jäger als Gejagter sein und dabei half es nichts, dass Takashi glaubte, dass sie längst die Gejagten waren.
„Mir gefällt das ganz und gar nicht", sagte Yakumo mit zittriger Stimme und zupfte an dem Saum von Takashis Shinobi Weste.
„Ich weiß...mir auch nicht." Der Blick und die Haltung des Uchiha waren wachsam, während er zusammen mit Yakumo das Schlusslicht der Truppe bildete. Allen voran waren Kakashi und Haru, die selbstsicher auf den Fuß des Felsens zuliefen. Nichtsahnend folgte ihnen der Rest der Gruppe.
Gemeinsam erreichten sie den Eingang der Höhle, in der sich das vermeintliche Versteck der Akatsuki Organisation befinden sollte. War es wirklich die richtige Wahl hineinzugehen? Takashi bezweifelte es. Doch er hatte nicht die Befehlsgewalt und würde er sich über die von Hiruzen Sarutobi festgelegte Befehlskette hinwegsetzen, hätte das schwere Folgen. Nicht nur für sich. Auch für den Rest seiner Familie. Yuriko mit eingeschlossen. Seine Möglichkeiten waren begrenzt. Alles was er tun konnte war, das zu beschützen, was ihm am wichtigsten war. Er sank den Blick leicht, Yakumos Finger klammerten sich derart fest an den Stoff seines Ärmels, dass ihre Knöchel bereits weiß hervortraten. Takashi wusste, dass sie fürchterliche Angst hatte, also tat er das einzige, was ihm in diesem Moment einfiel. Vorsichtig schlang er den Arm um ihre Schulter, drückte sie fest an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.
"Ich liebe dich mehr als mein Leben", flüsterte er ihr zum Abschluss zu. Seine Worte bereiteten Yakumo eine Gänsehaut, zu sehr fühlten sie sich nach einem Abschied an.
Takashi war sich sicher, dass es bereits zu spät war, um der Falle, in die sie blindlings hineingelaufen waren, zu entkommen. Auch Yakumo hatte die starken Chakraflüsse, die sie umzingelten, bereits wahrgenommen. Das neue Ziel dieser Mission war für beide klar: Am Leben bleiben.
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Ich ballte die in Fesseln gelegten Hände zu Fäusten.
"Was ist mit Mutter geschehen?"
"Sie hat ihr Leben gegeben...für dich."
Mit den Tränen kämpfend, wand ich mich auf dem steinernen Altar, rüttelte an den metallischen Ketten, doch es tat sich nichts. Die Erkenntnis, dass es keinen Ausweg mehr für mich gab, wurde immer präsenter. Doch mein Wille zu kämpfen blieb ungebrochen. So leicht würde ich mich nicht ergeben.
"Du kannst sie nicht lösen. Spar dir deine Kräfte." Vaters Stimme war lauter geworden, er musste ein paar Schritte näher an mich herangetreten sein.
"Wieso hast du das zugelassen", schrie ich. Ich wollte verstehen, weshalb er Mutter einfach so hat sterben lassen. Wollte verstehen, wie es je so weit hatte kommen können.
"Ich war noch nicht fertig, Yuriko."

The LegacyWhere stories live. Discover now