The Truth

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Takashi rieb sich den Nasenflügel und nahm seufzend auf einem der Stühle Platz. Der Kreis war noch nicht vollständig. Madara hatte das Treffen zwar einberufen, hielt aber scheinbar nicht viel davon pünktlich aufzuschlagen.
„Deine Tochter hat ein ganz schön freches Mundwerk bekommen", stellte Kisame fest.
„Sie ist ganz schön taff", schloss sich Sasori an. „Das wird ihr nur nichts nützen."
Das Gesäusel ging im langsam auf die Nerven, also versuchte er es mit aller Macht auszublenden.

Takashi dachte an den Tag zurück, an dem alles bergab gegangen war. Es war eine Mission, die der damalige Hokage, Hiruzen Sarutobi, noch eingeleitet hatte. Kakashi Hatake war das jüngste Anbu Mitglied und der talentierteste Shinobi dem Takashi Uchiha je begegnet war. Dass ein halbwüchsiger Teenager seine Truppe leiten würde, war ihm, gemessen an dessen Ausnahme-Talent, also völlig egal. Seinen anderen Teamkollegen ging das alles jedoch gehörig gegen den Strich. Die Erinnerungen sprudelten über ihn herein, als er seine Augen schloss und sich im Stuhl zurücklehnte...

„Er ist noch ein Kind", beschwerte sich Haru, der neben Takashi stand und seine Ausrüstung überprüfte, „ich werde doch nicht Befehle von einem pubertierenden Kind entgegennehmen, geschweige denn befolgen."
„Haru!", mahnte Yakumo ihren alten Schulkollegin, während sie sich an Takashi klammerte. Sie ließ es sich nicht anmerken, aber die Mission machte ihr Sorgen. Das Ziel war klar: Akatsuki finden. Allerdings wusste sie nicht, ob sie das auch wirklich wollte. Die schlechte Stimmung, die gerade herrschte, machte die Situation nicht besser. Betrachtete man nur das Alter, dann war Kakashi beinahe noch ein Kind. Jedoch war er stärker als jeder der Anwesenden. Die einzige Ausnahme bildete Takashi, aber dieser respektierte sowohl die Entscheidung des Hokage, als auch den jungen Teamführer.
„Wenn wir es darauf ankommen lassen, würdest du ziemlich alt neben dem Teenager aussehen", verteidigte Takashi den frischgebackenen Jonin und fiel seinem Kollegen in den Rücken.
Haru ließ abwertend die Zunge schnalzen, doch ein weiterer Kommentar aus seinem törichten Mund blieb aus.
„Dachte ich mir." Takashi grinste, als er seinem überheblichen Freund auf die Schulter klopfte und ihn damit endgültig zum Schweigen brachte. Diesen Kampf hatte Haru eindeutig verloren. Es war nur ein weiterer Punkt auf seiner Liste der Niederlagen. Auch Yakumo biss sich auf die Unterlippe, um ihr Lachen zurückzuhalten.
„Dass du ihn derart vorgeführt hast wird er dir nicht verzeihen, das weißt du oder?", flüsterte sie ihrem Mann zu, dessen Grinsen daraufhin nur noch breiter wurde.
„Ich weiß, aber irgendwer musste ihn schließlich auf den Boden der Tatsachen zurückholen." Takashi schlang einen Arm um Yakumo und drückte einen Kuss auf ihre Schläfe.
„Jedenfalls weiß ich jetzt wessen Mundwerk unsere Tochter geerbt hat", sagte sie schließlich und hakte sich unter. Mit ihrer Bemerkung lag sie vollkommen richtig. Die Schönheit hatte ihre Tochter Yuriko definitiv von ihrer Mutter, aber die schlagfertige Art, hatte sie ohne jeden Zweifel von ihrem Vater mitbekommen. Es war das erste Mal, dass sie gezwungen waren, ihre Tochter über einen derart langen Zeitraum alleine zu lassen. Doch eine Wahl hatten sie nie gehabt. Shinobi zu sein, bedeutete manchmal eben auch Dinge zu tun, die einem missfielten. Das wussten sie selbst. Aber auch Yuriko war dieses Pflichtbewusstsein von Anfang an mitgegeben worden, weshalb sie verständnisvoll reagiert hatte, als ihre Eltern den Auftrag erhalten und ihr die Botschaft überbracht hatten.
Yakumos Gedanken kreisten um ihre geliebte Tochter, während sie sich auf die Mission vorbereitete. Ihr selbst war es nicht bewusst, doch Takashi erkannte sofort, wenn sie etwas bedrückte. Ihre in Falten gelegte Stirn verriet sie jedes Mal.

„Ihr geht es bestens. Sie ist ein großes Mädchen", versuchte er seiner Frau die Sorgen, die ihr ins Gesicht geschrieben standen, zu nehmen. Schließlich mussten beide mental und körperlich vollkommen anwesend und fokussiert sein, diese Mission würde alles andere als ein netter Spaziergang werden. Dessen war sich Takashi vollkommen sicher.

Das Team-Kakashi war bereits einige Zeit unterwegs, als Takashi zu dem jungen Anführer aufschloss.

„Ist das deine erste Mission, die du selbst leitest?", versuchte er ein Gespräch anzufangen. Kakashi Hatake gehörte jedoch nicht zu den Menschen, die sehr mitteilsam waren. Er gab nur ein zustimmendes Grummeln von sich.

"Nimm dir die Worte der anderen nicht so zu Herzen. Sie müssen sich nur daran gewöhnen." Takashi gab sich wirklich Mühe, um dem Jungen ein gutes Gefühl zu vermitteln. Dass es nicht einfach war die ganzen negativen Kommentare und das leise Getuschel auszublenden, wusste er.

"Es ist mir egal", antwortete er betont lässig, während er den Uchiha skeptisch beäugte. Er wusste nicht so recht, wie er den Mann neben sich einschätzen sollte. Von den vielen Geschichten, die sich um den legendären Namen Takashi Uchiha angesammelt hatten, wollte er sich nicht blenden lassen. Kakashi verließ sich dabei lieber auf sein eigenes Urteilsvermögen. Der Uchiha lächelte freundlich, als der silberhaarige Junge zu ihm rübersah.

„Das ist gut." Takashi machte keine Anstalten seinen ursprünglichen Platz in der Truppe einzunehmen, stattdessen leistete er dem jungen Missionsführer noch eine ganze Weile Gesellschaft...

War dies die Wahrheit, der ich mich nun stellen musste? Ich saß am kalten Boden der Zelle, in die mich scheinbar mein eigener Vater, den ich bis vor kurzem noch für tot gehalten hatte, gesperrt hatte. Zudem war er ein vollständig anerkanntes Mitglied einer Organisation, deren Ziel es war mich zu beseitigen. Das alles war zu viel. Die Erkenntnis, dass mein bisheriges Leben auf Lügen aufgebaut worden war und ich derart von meinem eigenen Vater verraten wurde, drehte mir den Magen um. Ein weiteres Mal an diesem
Tag übergab ich mich über den steinigen Boden. Mittlerweile hatte sich mein Mageninhalt endgültig verabschiedet.
„Kakashi", flüsterte ich zu mir selbst und wischte mir mit dem Handrücken über den Mund. „Wo bist du nur..."
Es war lächerlich mich auf etwas zu verlassen, was nie passieren würde. Wer sollte mich schon finden, wenn keiner wusste, wo ich mich aufhielt. Bis die anderen meine Abwesenheit bemerken würden, würde es mit Sicherheit schon zu spät sein. Die Tränen bahnten sich an die Oberfläche und schossen mir in die Augen. Du musst stark sein, Yuriko. Genau das waren die Worte meines Vaters gewesen, als er mit meiner Mutter deren vermeintlich letzte Mission angetreten hatte. Ob sie davon gewusst hatte? Eine Antwort darauf konnte ich nicht geben. Ich wusste überhaupt nichts mehr.
Den Kopf in den Händen vergraben, weinte ich und ließ alles einfach raus. Meine schluchzenden Geräusche hallten von den Wänden wider, während ich mich immer wieder fragte, wieso das alles geschehen musste.
Ich weiß nicht wie viel Zeit verging, bis meine Tränen getrocknet waren und ich mich gesammelt hatte. Alles, was ich wusste, war, dass ich dringend einen Weg finden musste, um hier rauszukommen. Meine Beine waren wackelig, als ich mich aufrichtete und begann die felsige Wand abzutasten. Irgendeinen Weg musste es geben. Den gab es immer. Ich durfte nur nicht aufgeben.

Sarutobis sorgfältig ausgewählter Trupp an Ninjas, kam einige Stunden später an ihrem Zielort an. Kakashi deutete mit einem Handzeichen an, dass sie sich noch bedeckt halten sollten, während sie vorsichtig dem vermeintlichen Aufenthaltsort näherten. Es war ein großer Felssprung, an dessen Fuß sich, mit bloßem Auge kaum wahrnehmbar, ein Eingang befand. Die Truppe versteckte sich gebückt hinter den Büschen und beobachtete die schmale Felsspalte ganz genau. Nach einiger Zeit wurde Haru ungeduldig. Er wollte nicht länger in der Sonne schmoren und auf einen Augenblick warten, der nie kommen würde. Auf Gelegenheit wartete man schließlich nicht, man verschafft sie sich. Eine Devise, nach der er bisher ganz gut gelebt hatte. Mit einer Hand am Waffengürtel, immer bereit sein Kunai zu zücken, begann er seine Deckung langsam aufzugeben. Ein bestimmter Griff um seinen Unterarm ließ ihn jedoch innehalten. Takashi blickte ihm entgegen, die Hand weiterhin fest um seinen Arm  geschlossen.
„Das lässt du besser, Haru", ermahnte er seinen hitzköpfigen Teamkollegen, dessen instinktive Fehlentscheidungen sie schon des Öfteren in Schwierigkeiten gebracht hatten, „etwas an der Sache hier ist faul." Takashi hatte ein ungutes Gefühl. So als hätten sie nie die Kontrolle über diese Situation gehabt. Zu seinem Leidwesen hielt auch Kakashi nichts davon weiterhin abzuwarten.
„Auf mein Kommando werden wir das Versteck gemeinsam stürmen."
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist", äußerte Takashi erneut seine Bedenken.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage", Haru entriss sich dem festen Griff des Uchihas neben ihm, „aber ich stimme dem Grünschnabel zu. Die Offensive ist hier die richtige Wahl."
Doch keiner der beiden wusste, dass sie damit das Schicksal aller besiegelt hatten.

The LegacyWhere stories live. Discover now