Renegade

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Schon wieder lag ich wach, starrte an die Decke und dachte an das Gespräch mit Kakashi zurück. Sofort konnte ich spüren wie sich mein Puls beschleunigte. Ich versuchte die Erinnerung daran wegzuschieben. Frustriert setzte ich mich auf den Rand des Bettes und vergrub den Kopf in den Händen. Solche Dinge waren alles andere als hilfreich für die Ordnung, die ich versuchte in meinem Kopf zu schaffen.  

Am nächsten Morgen hörte ich ein Klopfen an meiner Fensterscheibe, ich öffnete langsam die Augen. Ich saß auf meinem Stuhl, den Kopf auf dem Tisch abgelegt. Ich musste doch noch für ein paar Stunden eingenickt sein. Draußen standen Naruto und Sai. Halb verschlafen öffnete ich das Fenster. "Leute, ist das euer Ernst? Es gibt so etwas...das nennt sich Tür. Die benutzen normale Menschen für gewöhnlich." Naruto zog mich am Arm. "Wir haben jetzt keine Zeit für sowas. Wir werden von Oma Tsunade erwartet." Nachdem ich mich schnell umgezogen hatte, machten wir uns zu dritt auf den Weg zum Hokage. Die anderen warteten bereits auf uns. Tsunade stand am Fenster, Kakashi und Asuma daneben. Ich nickte Asuma zu, ehe mein Blick zu Kakashi wanderte, ich brach den Augenkontakt jedoch gleich wieder ab. Wir anderen standen in einer Reihe vor ihnen. "So, da jetzt alle da sind können wir ja beginnen. Also, ich hatte gestern ein Team losgeschickt, um eine Spur zu verfolgen. Wir haben die Vermutung, dass Sasuke Uchiha vor ein paar Tagen im Dorf war. Hinata, Shino und Kiba haben daraufhin die Fährte aufgenommen und versucht sie zu ihm zurückzuverfolgen. Sie konnten ihn in einem Versteck aufspüren, aber eure Aufgabe wird es sein, das Versteck zu durchsuchen und ihn zurückzubringen." Ich wechselte einen kurzen Blick mit Yuna. Sie dachte dasselbe, das wusste ich. Ich hätte schwören können, dass es Sasuke war, der in meinem Zimmer stand. Also hatte ich Recht gehabt. Er war es, der in jener Nacht bei mir gewesen war. Das würde auch erklären, weshalb sich dieser Traum nicht wie einer angefühlt hatte. Das lag ganz einfach daran, dass es keiner war. Sasuke hatte mich in einem Gen-Jutsu festgehalten, um mich auf diese Weise zu warnen. Ich erinnerte mich an Narutos Worte. Ich glaube du hast ihm mehr bedeutet, als er sich selbst eingestehen wollte. Konnte das alles noch verwirrender werden?! "Yuriko?" Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Tsunade sah mich fragend an. "Laut dem Krankenbericht bist du wieder in Ordnung. Stimmt das?" Erst verwunderte mich ihre Aussage, dann wurde mir klar, dass Yuna den Bericht doch zu meinen Gunsten hat ausfallen lassen. Ich nickte. "Ja meinem Arm geht es bestens." Prinzessin Tsunade setzte sich. "Nun gut. Ich werde allerdings nicht alle von euch auf die Mission schicken. Nach einem Gespräch mit Asuma und Kakashi habe ich eine Entscheidung getroffen. Auch unter dem Aspekt das Shikamaru weiterhin ausfällt wird aus Team Asuma nur Yuriko mit auf die Mission aufbrechen. Sie wird Yunas Platz einnehmen. Ihr werdet heute Abend aufbrechen." Als wir gehen wollten, hielt sie mich zurück. "Könnte ich dich einen Moment unter vier Augen sprechen?" - "Natürlich." Alle anderen verließen daraufhin das Büro. Tsunade holte Luft. "Ich weiß, dass du extreme Fortschritte gemacht hast. Das ist einer der Gründe wieso ich diese Entscheidung getroffen habe." Ich sah sie aus zusammengekniffenen Augen heraus an. "Der andere ist Kakashi Hatake nicht wahr?" Sie beantwortete meine Frage nicht, stattdessen fuhr sie fort. "Ihr müsst trotzdem vorsichtig sein. Akatsuki ist immer noch da draußen. Bleibe wachsam. Das ist alles was ich dir sagen wollte." Ohne ein weiteres Wort ging ich. Vor dem Gebäude warteten Shikamaru, Yuna und Naruto. Ich ging zu Shikamaru. "Und du hast dich mal wieder gekonnt aus dem Ganzen rausgeredet." Er lachte und zuckte mit den Schultern. "Was soll ich sagen. Mein Bein ist eben noch nicht verheilt." Mein Blick wanderte zu Yuna, ehe ich sie in den Arm nahm. "Ich weiß, dass du in deinem Bericht nicht ganz ehrlich warst." Sie sah mich unschuldig an. "Ich würde sowas nie machen. Du weißt doch. Ich handle formal..." - "...und ethisch immer korrekt", vollendete ich ihren Satz. "Pass bitte auf diesen Chaoten auf", sagte ich an sie gewandt, bevor ich Shikamaru leicht gegen den Brustkorb boxte. Dann zog ich Naruto an seiner Jacke hinter mir her. "Und wir zwei haben jetzt was zu erledigen." Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen wie Shikamaru seinen Arm um Yuna legte, während sie uns nachblickten. 

Bis zu unserer Mission waren es noch einige Stunden. Naruto schlenderte mit mir zusammen durch die Straßen. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah nachdenklich zum Himmel. Dann verzog er die Lippen zu einem breiten Grinsen. "Dieses Mal habe ich wirklich ein gutes Gefühl. Dieses Mal schaffen wir es und bringen ihn nach Hause." Im Gegensatz zu Naruto hatte, bereitete mir unser Auftrag eher Sorgen. Von einem guten Gefühl konnte also keine Rede sein. Eigentlich wusste ich gar nicht, was ich von der ganzen Sache halten sollte, geschweige denn, ob wir überhaupt in seine Nähe kommen würden. Sasuke war stark geworden, vermutlich stärker als Naruto und ich zusammen. Außerdem hatte er sich verändert. Die Werte und Vorstellungen, die wir, als Ninjas von Konoha, in uns trugen, waren für ihn schon lange nicht mehr von Bedeutung. Ich konnte Narutos Blick auf mir spüren. Er legte mir einen Arm um die Schulter. "Ich weiß, dass du Zweifel hast. Aber zerbreche dir nicht zu viel den Kopf. Es wird schon gut gehen. So und jetzt muss ich dringend was essen." Naruto nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. "Na los, wir gehen jetzt eine Nudelsuppe essen. Die Rechnung geht auf dich." 

Sobald die Sonne untergegangen war, brachen wir, das neu zusammengestellte Team Kakashi, zu unserer Mission auf. Seit gestern hatte ich noch kein Wort mit ihm gewechselt, dabei hatten wir endlich begonnen normal miteinander umzugehen. Auch wenn Tsunade mich wegen meiner Fortschritte ausgewählt hatte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass der Hauptgrund ein anderer war. Und dieser war direkt vor meiner Nase. Ich fragte mich, ob ich es wirklich verdient hatte oder ob ein anderer nicht die bessere Wahl gewesen wäre. Der Weg zum Versteck war weit, weshalb wir auf halber Strecke eine Pause einlegten. "Wir werden die restliche Nacht hierbleiben und brechen kurz nach Sonnenaufgang wieder auf. So kann jeder wenigstens noch etwas schlafen." - "Ich halte Wache", meldete ich mich freiwillig. Meine Schlafprobleme würden mich sowieso wachhalten, da konnte ich genauso gut aufpassen. Ich bezog Posten auf einem Baum in der Nähe so wie wir es immer handhabten, so hatte ich eine gute Sicht auf die anderen und konnte das Areal in jede andere Richtung weitläufig überblicken. Auf dem Ast sitzend, die Beine frei baumelnd, sah ich zum Mond. Ich konnte hören wie Naruto und Sai sich um einen Schlafplatz stritten. Die zwei waren wirklich anstrengend, und trotzdem waren sie mir mittlerweile ans Herz gewachsen. Zu meinem Glück war nach kürzester Zeit Ruhe eingekehrt, das Einzige, was ich, neben Grillen zirpen und dem Rascheln der Blätter, noch hören konnte, war Narutos Schnarchen. Wenn meine Schlaflosigkeit mich nicht schon wachgehalten hätte, dann wäre es mit Sicherheit Naruto gewesen, der mich in den Wahnsinn getrieben hätte. "Bist du sicher, dass du nicht doch etwas schlafen willst?" Kakashi stand, die Hände in den Hosentaschen vergraben, neben mir. "Nein, schon in Ordnung. Bei dem Lärm wäre das sowieso unmöglich." Ich zwang mich zu einem Lächeln. Er ließ sich neben mir nieder. "Willst du mir jetzt sagen was mit dir los ist?" Seine Anwesenheit war mir mehr als bewusst. "Ich bin etwas neben der Spur im Moment. Die Sache mit Sasuke ist nicht ganz einfach." Das war zumindest keine Lüge. "Außerdem zweifle ich daran, dass ich es mit ihm aufnehmen kann. Das letzte Mal hat es mir ja schließlich bewiesen." Das war ebenfalls nicht gelogen. Ich stützte mich nach hinten ab, dabei berührte ich Kakashis Hand. "Entschuldige." Ich wollte sie zurückziehen, doch er hielt mein Handgelenk fest. "Du bist so viel stärker als du denkst." Seine Stimme war ruhig und für einen kurzen Augenblick war es völlig still, sogar Naruto hatte aufgehört zu schnarchen. "Ich lasse dich dann mal wieder alleine", sagte er, meine Hand aus seinem Griff entlassend, ehe er ging und mich zurückließ. 

Wir waren, kurz nachdem die Sonne aufgegangen war, weitergezogen. Es war nicht mehr weit, also verlangsamten wir das Tempo etwas, um besser auf unerwartete Angriffe reagieren zu können. Schließlich könnte Sasuke sich auch außerhalb des Versteckes aufhalten. "Kannst du schon etwas spüren, Yuriko?" Ich konzentrierte mich, konnte aber bisher keine anderen Chakraflüsse außer der, die zu uns gehörten, wahrnehmen. "Nein, bisher nichts." Sai behielt von oben den Überblick, doch auch er konnte bislang nichts auffälliges entdecken. "Meint ihr er ist überhaupt noch dort", äußerte ich meine Bedenken gegenüber Naruto und Kakashi. "Er ist da. Ich weiß es." Die Entschlossenheit in Narutos Stimme war verblüffend, ich hoffte wirklich, dass er Recht behalten würde. Kurze Zeit später erreichten wir den Eingang einer Höhle. Das war so gar nicht das, was ich erwartet hatte. "Das soll es sein? Ich dachte Verstecke wären etwas mehr...nun ja...versteckt. Das hier wirkt eher wie eine Einladung." Sai lachte und gesellte sich zu mir. "Ich mag dich, du bist irgendwie witzig." Kakashi übernahm das Wort. "So Schluss mit dem Gerede. Es wird jetzt wirklich Ernst. Ich will, dass sich alle konzentrieren. Wir werden uns in zwei Teams aufteilen und den Unterschlupf nach Sasuke durchkämmen. Sai geht mit mir...und Naruto, du gehst mit Yuriko. Bitte seid vorsichtig, denn auch wenn Sasuke einmal euer Freund war..." er sah speziell Naruto und mich an. "...er ist ein abtrünniger Ninja. Er wird nicht davor zurückschrecken euch zu töten, wenn es sein muss." Wir wussten bereits, dass es nicht leicht werden würde. "Seid ihr bereit?" 'Wir nickten alle. "Dann mal los."


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