Andere Liga | RAF Camora

70 | Andere Liga

Adriana

„Die Chance steht zur Zeit 50/50." erzählt der Arzt mit mitleidiger Stimme. Bei den Worten drückt Raf meine Hand.

„Die Op dauert einige Stunden. Sie können während dessen im Warte Bereich Platz nehmen." meint der Arzt und fordert uns somit auf den Behandlungs Raum zu verlassen.

Auf dem Weg zu den Jungs flüstert Raf immer wieder vor sich hin. „Sie darf nicht sterben!" seine Stimme klingt so gebrochen das es mir im Herzen weh tut. Unser Engel schwebt in Lebens Gefahr. Ich weiß nicht was wir ohne sie machen würden.

Bei den anderen angekommen springen sie sofort alle auf. „Zum Glück geht es dir gut!" meint John und zieht Raf in eine Umarmung. „Ich wünschte es hätte mich getroffen!" antwortet dieser nur. „Was meinst du?" fragt jetzt Tyga mit zitternder Stimme nach. Raphael erzählt allen was der Arzt gesagt hat und auch ihm laufen einige Tränen über die Wange.

„Was ist wenn sie es nicht überlebt?"

„Die kleine ist eine Kämpferin, sie schafft das." spricht Farido ihm Mut zu. Doch erklingt selbst nicht sehr überzeugt.

Wir sitzen nun schon seit einer Stunde hier und wissen immer noch nichts über Auroras Zustand. Mittlerweile berichten auch schon die Medien über den Unfall. Doch das interessiert uns gerade alle am wenigsten. Mein Blick schweift durch die Gruppe und bleibt an Nathan hängen. Nach kurzem überlegen, setze ich mich auf den Platz neben ihn.

„Du liebst sie oder?" frage ich um meine Vermutung zu bestätigen. Mit immer noch gesenktem Kopf nickt er. Ich kann mir vorstellen wie schwer das ganze für ihn ist. Plötzlich sehe ich wie Tränen auf den Boden des Wartebereiches Tropfen.

„Sie schafft es doch oder?" fragt er mit leiser Stimme. „Ich... ich weis es nicht." sage ich ehrlich.

Wir werden von der Dame vom Empfang unterbrochen. „Ich muss einige von ihnen bitten nachhause zu gehn sie sind zu viele und es gibt noch andere Angehörige oder Patienten die hier warten." meint sie zickig.

Natürlich ist die Aufforderung verständlich doch man kann das ganze doch freundlich rüberbringen.

Nach langem hin und her haben sich Alex, Anton, Maxwell, Marten, Pascal und Joshi zum gehn breitschlagen lassen und nehmen Snikkerz mit. Natürlich nur unter der Bedingung das wir ihnen sofort bescheid geben wenn es etwas Neues gibt.

Nach einer weiteren Stunde taucht plötzlich die Polizei auf.
„Wer von ihnen ist Herr Ragucci?" fragt einer der beiden mit abschätzenden Blick. Ohne ihnen einen Blick zu würdigen hebt Raphael kurz seine Hand.

„Herr Ragucci, wir würden ihnen gerne ein paar Fragen zum Unfall stellen." spricht er weiter.

„Ich finde es echt unverschämt das sie jetzt in dieser Situation hier auftauchen. Wir bangen gerade um das Leben unserer Tochter!" spreche ich jetzt den Beamten an und erhebe mich dabei von meinem Platz um wieder zu Raf zu gehen. Auch von den anderen kommt ein zustimmendes nicken.

„Es tut uns leid das wir sie in so einer unangenehmen Situation befragen müssen aber leider ist das Vorschrift." meldet sich der zweite nun zum ersten Mal zu Wort.

„Schon okay!" wendet sich Raf an mich und beantwortet darauf hin die Fragen der beiden Polizisten. Als die beiden dann mit ihrer Befragung fertig sind frage ich nach dem anderen Autofahrer.

„Der Herr ist zurzeit in Gewahrsam. Er hat nur leichte Verletzungen, ist jedoch stark alkoholisiert. Das hat höchst wahrscheinlich zum Unfall geführt." erzählt der freundlichere von beiden mit einem mitleidigen Ton.

Plötzlich springt Raphael auf und Boxt mit den Worten: „Ich bring den Bastard um!" gegen die Wand. Sofort lege ich ihm meine Hand auf den Arm in der Hoffnung ihn beruhigen zu können. Auch die anderen Jungs sind stark angespannt.

„Ich versicher ihnen er wirde seine gerechte Strafe bekommen." meint nun der andere Polizist trocken.

„Dafür müssten sie erst die Todes Strafe wieder ein führen!" knurrt John.

„Halten sie sich zurück. Sie ist ja immer hin noch nicht gestorben!" meint der Polizist herablassend. Wir alle sehen ihn fassungslos an, auch sein Kollege. Jetzt ist es Jonas der aufspringt und den Mann bedrohlich ansieht: „Sie sollten besser gehn!" flüstert er in einem scharfen Ton.

„Entschuldigen sie das Verhalten meines Kollegen. Wir melden uns bei neuen Infos oder wenn wir weitere Fragen haben. Gute Besserung und viel Glück ihrer Tochter!" mit den Worten schiebt der andere Polizist seinen Kollegen aus der Notaufnahme.

„Und da fragen manche noch was unser Problem mit den drecks Bullen ist!" gibt Jonas schnaufen von sich.

„Bitte nicht solche Ausdrücke! Wir sind in einem Krankenhaus!" schimpft ihn eine ältere Krankenschwester aus.

Danach wendet sie sich an mich und Raf. „Da ihre Tochter zurzeit im OP ist sind hier ihre persönlichen Sachen." erzählt sie und hält uns eine Plastik Tüte entgegen. Ich kann darin Auroras Handy und ihre Klamotten erkennen. Doch ein was sticht mir besonders ins Auge. Es ist die Kette welche ich ihr geschenkt habe. Vorsichtig öffne ich die Tüte und Angel die Kette heraus. Ihre Klamotten sind voll mit Blut und es sammeln sich wieder Tränen in meinen Augen. Als ich sie endlich erfasst habe ziehe ich es schnell raus und lege die Tüte wieder zur Seite.

Ohne Worte betrachte ich die Kette. Bis ich mein Tränen überströmtes Gesicht in Raphaels Pullover vergrabe.

„Ich will nicht das ihr was passiert." flüster ich.

„Ich auch nicht Amore! Ich auch nicht..." mit den Worten drückt er mir einen Kuss auf den Ansatz.

Ich hab mich wieder ein bisschen beruhigt und lasse meinen Blick mal wieder über die anderen gleiten und bleibe diesmal an Tyga hängen, auch ihr Gesicht wird von Tränen geziert während sie mit dem Ärmel ihrer Jacke spielt. Auch für sie ist es unglaublich schwer, die beiden sind beste Freundinnen. Es ist einfach für uns alle schwer, Aurora ist uns allen in der kurzen Zeit so sehr ans Herz gewachsen.

Es nun schon fünf Stunden vergangen und unsere Nerven liegen blank. In wenigen Minuten sollte die OP eigentlich vorbei sein. Mittlerweile haben wir auch schon Dienstag was heißt das Aurora's und Raf's Song bereits online ist. Doch der eigentliche Grund unserer Zusammenkunft ist in den Hintergrund gerückt.

Plötzlich öffnet sich die Tür zu den OP-Saals und mehrere Ärzte und Schwestern kommen durch die Tür. Ich erkenne sofort den Arzt von Aurora. Nach einem kurzen Stop am Desinfektionsspender kommt er nun auch auf uns zu.