36 | Andere Liga

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Farido

Mit meinem Schlüssel in der Hand Jogge ich die Treppen meines Wohnhauses herunter. Aurora ist vor knapp zwei Stunden los. Mittlerweile ist es schon nach 20Uhr und ich will mir bei der Dönerbude um die Ecke was zu essen holen. Kurz nach dem ich die Haustür geöffnet habe kommt mir das aufgeregte Bellen eines Hundes entgegen.

Nein, nicht das irgendeines Hundes sondern das von Snikkerz. Geschockt blicke ich auf den kleinen Welpen herunter. Neben ihm Sitz Aurora auf den Treppenstufen im Eingangsbereich, ihr Kopf lehnt an der Hauswand.

Sitzt sie seit zwei Stunden hier?! Es Regnet und ist eiskalt. Dazu trägt sie wie vorhin als sie meine Wohnung verlassen hat nur den Trainingsanzug. Sofort beuge ich mich zu ihr herunter. Anscheinend ist sie eingeschlafen. Durch die Kälte sind ihre Lippen blau angelaufen. Sie muss doch frieren immer hin sind ihre Klamotten fast vollständig durchgeweicht. Snikkerz kuschelt sich an ihr Bein als wollte er sie wärmen. Wo verdammt ist Raf? Sollte er Aurora nicht abholen? Ohne noch länger nachzudenken streiche ich ihr über den Arm und versuche sie zu wecken: „Hey kleine, aufwachen!" verschlafen öffnet sie ihre Augen. „Warum sitzt du noch hier sollte dein Vater dich nicht abholen?" frage ich sie direkt. „Ja, aber er ist nicht zur verabredeten Zeit aufgetaucht also hab ich mich hier hingesetzt um zu warten und bin anscheinend eingeschlafen." erzählt sie mit zitternder Stimme. „Komm erst mal mit hoch du wirst sonst noch krank!" bestimmt ich und schließe mit meinem Schlüssel den ich immer noch in der Hand halte die Tür wieder auf.

Die kleine folgt mir zitternd. Sofort lege ich meinen Arm um sie um ihr wenigstens ein kleines bisschen Wärme zu spendenden. Wo ist Raf? Er kann doch seine Tochter nicht einfach sitzen lassen, vor allem nicht bei dem Wetter! Oben in der Wohnung angekommen befehle ich ihr als erstes das sie ins Bad gehn soll um warm zu Duschen. „Handtücher sind im Schrank und ich leg dir ein
paar warme Klamotten vor die Tür. Während du duschen bist koche ich dir einen Tee sonst wirst du noch krank." mit einem schwachen Nicken befolgt sie meiner Anweisung und kurz darauf höre ich auch das rauschen des Wassers. Da die Klamotten aus meiner Kollektion die ich ihr mit gegeben hab auch komplett durchnässt sind suche ich ihr einen dicken Pullover und eine Jogginghose aus meinem Schrank und lege es ihr vor die Tür.

Plötzlich ertönt hinter mir ein leises tapsendes Geräusch auf dem Parkettboden. Snikkerz! Schnell hole ich ein Handtuch aus dem Gästebad und trockne den kleinen Welpen ab. Als er dann endlich wieder trocken ist setze ich ihn auf die Couch wo er gleich wieder einschläft.

Ich gehe in die Küche um heißes Wasser für den Tee anzusetzen. Während nun das Wasser kocht versuche ich Raphael zu erreichen doch es geht immer nur die Mailbox ran. Wo ist der Typ?

Gerade gieße ich den Tee in eine Tasse da betritt auch schon Aurora die Küche. Sie zittert immer noch. „Hier dein Tee! Komm wir gehn ins Wohnzimmer da kannst du dich hinlegen." mit den Worten reiche ich ihr die Tasse. Ohne ein Wort folgt sie mir und legt sich zu ihrem kleinen Welpen auf die Couch. Schnell schnappe ich mir eine der Decken und lege sie über die beiden. „Weißt du wo Papa ist?" fragt sie mit Tränen in den Augen. „Nein kleine er geht auch nicht ans Telefon." beichte ich ihr. „Was ist wenn ihm was passiert ist! Was wenn er einen Unfall hatte oder so?" fragt sie und unzählige Tränen laufen über ihre Wangen. Sofort ziehe ich sie in meine Arme. „Es wird schon nichts sein!" versuche ich sie zu beruhigen doch glaube mir nichtmal selbst. Sonst wäre er ja hier. „Vielleicht ist er ja zuhause auf der Couch eingeschlafen!" überlege ich. „Aber drei Stunden? Ich meine klar kann man solange schlafen aber Papa doch nicht!" meint sie und hat recht das würde nicht zu Raf passen. Wieder fließen Tränen über ihre Wangen. „Was ist wenn ihm doch was passiert ist ich hab ihn doch gerade erst wieder! Ich kann ihn doch nicht schon wieder verlieren. Das schaffe ich nicht." flüstert sie vollkommen aufgelöst.

Sie tut mir so unglaublich leid. Sie hat soviel erleben müssen, natürlich geht sie da vom schlimmsten aus. Ich hoffe für Raf das es einen guten Grund gibt warum er nicht hier ist. Aurora erleidet fast einen Nervenzusammenbruch. Sie hört garnicht mehr auf zu weinen. Verständlich wenn man bedenkt das Raf alles mögliche passiert sein kann. Ich mach mir natürlich auch Sorgen. Raphael Ragucci ist die wahrscheinlich zuverlässigste Person die ich kenne. Das passt nicht zu ihm, da muss was los sein.

Langsam beruhigt sich Aurora wieder. Sie ist immer noch komplett unterkühlt und wirkt auch nicht sehr gesund. „Wie wärs, du legst dich hin und schläfst etwas während ich mal zu euch nachhause fahre vielleicht ist er wirklich nur eingeschlafen?!" schlage ich vor.

„Ich komm mit!" legt sie sofort fest. „Nein das wirst du nicht, dir gehts nicht gut, also gehe ich so mit dir nirgendwo hin. Sobald ich etwas weis ruf ich dich an okay." immer noch nicht ganz einverstanden stimmt sie trotzdem zu. „In meiner Jackentasche ist der Schlüssel für die Tiefgarage und die Tür vom Loft!" meint sie und kuschelt sich tiefer in die Decke.

Keine zehn Minuten später sitze ich in meinem Auto auf dem Weg zu Raf's Loft. Ich versuche noch einige Male ihn zu erreichen doch es geht immer nur die Mailbox ran. Es darf nichts passiert sein das darf einfach nicht das würde erstens Aurora nicht verkraften und zweitens hätte Raf das nicht verdient. Was auch immer es ist.

Nach 15 Minuten Fahrt bin ich endlich angekommen. Mit der kleinen Fernbedienung für die Tiefgarage öffne ich das Tor. Ich parke mein Auto und will so schnell wie möglich hoch zum Loft. Auf dem Weg ins Treppenhaus fällt mir auf das Rafs Autos alle vollständig sind. Das heißt er müsste rein Theoretisch da sein. Mit schnellen Schritten Jogge ich ich die Treppe hoch. Oben angekommen schließe ich die Tür auf und betrete das Loft. Sofort fällt mir auf das im Wohnzimmer Licht brennt.

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