Ein Nachruf an meine Lieblingsjunkies

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Es gibt Charaktere, die man gerne umarmen würde.

Manche auch mit Draht.

Um den Hals.

Sehr fest.

Und dann gibt es Charaktere wie Charlie, Tonic, Dimmu, Pin Pin und Øyriøn, zu denen man eine Art Hass-Liebe aufbaut und sich am Ende in einem persönlichen Kampf zwischen Todesdrohung und Heiratsantrag wiederfindet. Manchmal habe ich es gehasst, Prayer For The Addicted weiterzuschreiben, so ehrlich bin ich, denn im Grunde genommen habe ich mit diesem Buch die Existenz von fünf unschuldigen Menschen zerstört.

Charlie habe ich zum Opfer von Missbrauch und Vergewaltigung gemacht.

Tonic zum lieblosen Arsch, der von der Liebe gehasst wurde.

Dimmu ist dank mir eine kaltblütige Mörderin.

Pin Pin musste meinetwegen eine Armputation durchstehen.

Und Øyriøn ist durchweg am Arsch.

Doch ich mag meine fünf Verrückten. Ich könnte auch so weit gehen und behaupten, dass ich sie alle irgendwie liebe. Auch, wenn sie eigentlich ganz und gar nicht liebenswert sind.

Ja, zu Beginn wollte ich Tonic etwa in der Mitte des Buches töten, weil ich ihn so sehr verachtete, doch über die Zeit, als ich erkannte, wie realistisch er wirkte, brachte ich es nicht mehr übers Herz, denn eigentlich war er nur auf der Suche nach ein wenig Glück und ich fand, dass es mir nicht lag, das Leben eines Mannes zu beenden, nur weil wir unsere Differenzen hatten.

Es ist schwer, Menschen zu verstümmeln, an denen man hängt und eine Qual, jemanden ins Gefängnis zu werfen, dem man im Grunde genommen nur das Beste wünscht. Es ist erdrückend, die traumatische Kindheit einer Person zu beschreiben, deren flehendes Weinen man im Schlaf hört und es kann belastend sein, die eigenen Gedanken auf einen herzensguten Kerl zu projizieren.

Ich wollte das beste für meine liebsten Junkies und machte ihnen das Leben zur Hölle. Dennoch bin ich stolz auf das, was ich schrieb. Das Leid, das ich in Worte fasste. Den Hass, der nicht in die Zeilen passte. Die Zerstörung, die ich zu verantworten hatte und die Verwirrung, die ich hinterließ. Den Schmerz, mit dem ich Gemälde schuf. Meine hässlichen Künste, mit denen ich mich erhielt.

Dieses Buch hat weder Moral noch Anstand. Es ist alles, was man zu hassen vermag und ruft dennoch zur Versöhnung auf. Es sorgt für Konflikte und Freudentränen.

Vielleicht habe ich mit diesem Buch meinen Verstand verloren, doch das war es wert. Was ist schon von vorn herein angeknackstes Gedankengut gegen die Erzählungen des Zerfalls?

Man könnte unter Umständen so viel hinein interpretieren, doch im Endeffekt soll es nur abschrecken, denn ich erzeuge mit Ekel eine Atmosphäre. Doch nur durch meine Person allein wäre das niemals möglich gewesen. Ich möchte mich bedanken.

Dank ThrashHeart19 trägt Shelby  ihren Namen und auch den ein oder anderen Charakterzug mit Stolz.

KK5338 verdankt die Punkprinzessin ihren Beruf.

SchattenPoesie_x hat mich mit kreativen Kommentaren inspiriert.

Die Affäre von Tonic und Charlie hat durch hoffnungslos123 mehr Tiefe bekommen, wenn du verstehst, was ich meine.

Und __Madame__Panda__ wurde nie müde, Tonic zu hassen.

Es war ein ständiges Auf und Ab, Prayer For The Addicted zu schreiben und schließlich auch zu beenden, doch ich bin mit meinen Jungs und Mädels gewachsen, vielleicht auch ein wenig daran kaputt gegangen, dass sie sich selbst zerstörten, doch ich stehe zu diesem Buch. Mit jeder Faser meiner Kohlseele.

Die üblichen Verdächtigen [✓]Where stories live. Discover now