86| Deliriumsgelaber №25 - Tonic

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Ihr Name war Oksana.

Sie fiel so tief.

Und ich konnte sie nicht fangen.

Ihr Zeug ist nicht gestreckt.

Es waren so viele junge und doch schon gebrochene Leute im Park, da hab ich eine Ex-Freundin meinerseits getroffen und sie Charlie vorgestellt. Die zwei scheinen sich recht gut zu verstehen. Kein Wunder, Oksana spricht verdammt schlechtes Deutsch und Charlie hatte Russisch in der Schule. Ich hab den Scheiß gleich wieder abgewählt, denn so einen Mist hab ich schließlich in meinem Leben noch nie gebraucht. Ja, ich wusste schon damals, dass ich es auch ohne diese Bildung schaffen werde, denn ich bin ein Überlebenskünstler.

Oksana lacht.

Und Charlie schweigt.

Er ist so viel schöner.

Wenn er glücklich ist.

Wir hatten alle je zwei Schuss hinter dem alten Imbiss, den sie schließen mussten, weil der Inhaber starb und man seine Leiche erst fand, als sie schon so unangenehm roch. In meiner alten Wohnung ist mir das auch mal passiert. Damals hab ich mit Oksana zusammengelebt und sie war gegen das Heroin. Wie das Leben so spielt, heute teilen wir uns die Nadel. Ich kann sie kaum ansehen, denn ich hab diese Frau auf demselben Tisch gefickt, auf den Charlie sein Bier gestellt hat. Sie hat im selben Bett geschlafen wie er, an meiner Seite und ich hab mich nie so richtig zu Hause gefühlt. Charlie macht mich glücklich und ich brauche Oksana nicht mehr. Sie und ihre aufgespritzten Lippen, die ich bezahlt hab.

Aus, der Traum vom Model.

Nur die Figur blieb.

Fickbar, vielleicht.

Eher ein Schatten ihrerselbst.

Die schöne Oksana, hab ich sie früher genannt, weil ich fand, dass das zutrifft. Ich hätte eigentlich eine Brille gebraucht, denn die Frau, die vor mir ins Gras kotzt, ist innerlich tot. Da ist nicht ein Funken Leben in ihren einst so blauen Augen. Ich hab sie auf ein paar Laufstegen gesehen und sie unmittelbar danach flachgelegt. Meist auch im Auto. Dort, wo Charlie seine Katze angeschnallt hat. Und mit der Zeit kamen die Knochen. Sie müsse ja mithalten mit den anderen Models, hatte Oksana mir erklärt und sich den Finger in den Hals gesteckt. Die Ärzte waren besorgt und ich dachte mit dem Schwanz. Øyriøn hat schon Recht, ich bin ein Egorammler.

Charlie lächelt.

Er ist so unschuldig.

Und ich bin ein Idiot.

Wenn ich ihn gehen lasse.

Ich muss wieder an diesen einen, verdammten Tag denken, an dem Oksana mich hat sitzen lassen. Sie ging einfach und nahm auch ihren blauen Pelzmantel mit. Heute hat er so eine ausgeblichene Farbe und ist voller Brandlöcher, aufgrund von Zigaretten. Und ich weiß heute nicht mehr, ob ich geheult hab, denn ich hab es verdrängt. Ich wollte nie wieder so verletzt werden und deshalb war ich es von da an, der sich nicht mehr meldete. Der, der keinen Grund mehr darin sah, sich gegenüber anderen respektvoll zu verhalten, weil ja sowieso keiner höflich zu mir ist. Und dann kam Charlie. Unterschwellig hab ich ihn wahrscheinlich schon immer irgendwie geliebt, es mir nur nicht eingestehen wollen.

Ich weine tonlos.

Und schmachte.

Charlie ist mein Retter.

Bitte bleib bei mir.

Nun kennt ihr auch Tonics Trauma

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Nun kennt ihr auch Tonics Trauma. Er wurde verlassen. Oksana ist übrigens eine Metapher, könnt ihr euch vorstellen, wofür?

Die üblichen Verdächtigen [✓]Where stories live. Discover now