46| Deliriumsgelaber №12 - Øyriøn

98 26 7
                                    

Ich starr auf den Brief vor mir. Shelby wird ihn sicher lesen, wenn sie zurückkommt, denn ich bin 'n schwacher Redner, aber unschlagbar am Papier. Außerdem bin ich schon wieder high vom down sein. Ich verleib mir den Text nochmals ein, er is perfekt. Fast so perfekt wie sie's is, wobei ich ihr Maß an Perfektion niemals auch nur von hinten sehen würd. Die Worte des Briefes verschwimmen vor meinen Augen trotzdem zu Buchstabenkotze und ich weine 'n bitteres Tränenlächeln. Leise les ich den Text wieder.

Shelby.

Du bist wunderschön.

Fick dich.

Heitrate mich.

Zerreiße mich.

Liebe mich.

Hasse mich.

Mir geht's gut.

Mein Hirn pocht von innen gegen meinen Schädel, als würde selbiger sogleich bersten.

Ich liebe dich.

Ich will mir mit dir den goldenen Schuss setzen.

Hinter uns soll die Welt in Flammen aufgehen und alles wird lodern, wenn wir im Rauch aufsteigen und zugleich wieder fallen. Die Menschen lieben einander nur, wenn sie dieselben Dinge hassen und ich liebe dich, weil du die Welt verachtest. Die Politik, die Gesellschaft, die verdammten Normen und die Gesetze. Du nennst mich Oliver, weil ich so heiße und ich hasse es nicht. Im Gegenteil, ich liebe es, dass du lachst, wenn du meinen Namen rufst und du bist selbst dann schön, wenn du weinst.

Die Menschen sind nur dann schön, wenn sie glücklich sind, du hingegen bist übermenschlich und ich bin gelb, grün und high vor Neid. Fick dich, was machst du nur aus mir? Es hat mich noch nie interessiert, ob ich sterbe. Es wäre bloß ein übriger Tribut ans Heroin gewesen. Meine bisher einzige Liebe. Doch du wirbelst Schuldgefühle in mir auf, wenn ich einzig und allein darüber nachdenke, mir eine Überdosis durch mein ohnehin seit Jahren zerschossenes und nicht mehr funktionierendes System zu jagen und mich zu beenden.

Ich will, dass die Welt brennt und sich über dir eine schwangere Gewitterwolke erbricht. Es hat mich seither nie gestört, was andere von mir denken, weil mich deren Meinungen nicht sonderlich interessieren und ich mich eigentlich sowieso einen Scheiß darum schere, was eine einzelne Existenz für jemanden bedeutet, hätte ich doch so verdammt gern, dass du mich für verrückt hälst, weil du ja irgendwie auf Charles Manson stehst. Ich bin nicht selbstsüchtig und ich könnte dich verstehen, würdest du mich niemals wieder sehen wollen, weil ich so viele hässliche Erinnerungen in die hervorrufe und alte Narben wie eine Kreissäge aufreiße, dennoch bist du mein Kalkül und ich rotze diese Zeilen aufs Papier, während Funken aus den Wänden sprühen und meinen Schädel zu spalten versuchen.

Seit zwei Tagen habe ich mir keinen Schuss mehr gesetzt und bin nur noch drauf vom Down, die Buchstaben verschwimmen vor meinen Augen zu Vokalkotze. Alles, weil du meintest, ich solle es doch bitte lassen und es zerstört mich gerade. Du zerstörst mich und ich liebe es, denn ich denke, ich mag insgeheim die Drogen, die mich langsam zersetzen wie eine alte Leiche. Du bist mehr als das Heroin, das ich für dich verlasse und doch zerlegst du mich. Ich könnte noch ewig schreiben, aber fick dich, ich liebe dich.

- Øyriøn

Ich mag diesen Brief, KayaMadita durfte ihn lesen, als er noch in meiner hässlichen Handschrift verfasst war

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Ich mag diesen Brief, KayaMadita durfte ihn lesen, als er noch in meiner hässlichen Handschrift verfasst war. Wie gefällt er euch?

Die üblichen Verdächtigen [✓]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt