32| Deliriumsgelaber №6 - Charlie

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Ich sterbe.

Ich falle.

Ich steige auf.

Es is schon wieder passiert.

Tonic lacht sich neben mir 'n zweites Loch in den Arsch, für mich klingt es fast, als würde mich der Teufel zu sich rufen. Nur riecht der wahrscheinlich nicht so sehr nach Bourbon und er lallt auch nich so. Denk ich jedenfalls, ich kenn den Teufel ja schließlich gar nicht persönlich. Obwohl das schon ziemlich töfte wäre, behaupten zu können, den Herrscher der Unterwelt in seinem sonst so hoffnungslosen Freundeskreis zu wissen. 

Auf der anderen Seite kann man aber auch echt verdammt viel behaupten, wenn der Tag lang genug is. Ich seh meinen Vater auf dem Barhocker hinter Tonic sitzen und seinen Jägermeister wie früher wieder direkt aus der Flasche trinken. Er starrt zu mir hinüber und schüttelt bloß traurig, fast schon betroffen den Kopf. Derweil merk ich langsam aber sicher, dass meine Hände zittern und die Decke über mir sich dreht. Durch den schwarzen Rauch kann ich das Universum bestaunen und den Menschen dabei zuschauen, wie sie mich beobachten. Das ist doch alles Grütze.

Meine Hände biegen sich.

Das Heroin lastet schwer auf mir.

Es bricht mich.

Und ich erbrech mich.

Die Pestkönigin lehnt sich über die Theke, das erkenn ich, weil mein notgeiler Vater sofort den Hals reckt, um ihr in den Ausschnitt gaffen zu können. Wie kommt er denn von kleinen Mädchen auf tatsächlich erwachsene Frauen? Zu seiner Verteidigung, die ich eigentlich gar nich erst aufnehmen wollte, es jetzt aber doch tue, weil's mir eben grad auffällt, die Pestkönigin hat auch nicht wirklich viel Oberweite. Stolz ist sie dennoch und vielleicht gerade deshalb.

Ich weiß, dass sie mich etwas fragt. Wahrscheinlich, ob es mir denn gut geht, wo ich doch eben vom Hocker gesegelt bin und mir jetzt die Kotze in den Pullover rinnt. Doch aus ihrem Mund kommen bloß undefinierbare Laute, die höllisch schmerzhaft in meinen Ohren dröhnen und sich fast so 'n kleines bisschen nach dem Tod anhören. Das Erbrochene is in diesem Moment ja fast schon irgendwie angenehm auf meiner aschfahlen Haut, die vor lauter nässenden Kratern drin kaum noch als solche zu betrachten ist und es ekelt mich nicht mal an, weil ich selbst widerlich bin und es weiß.

Mein Körper zuckt.

Mein Herz verstummt.

Mein Magen frisst sich selbst.

Es ist bestimmt 'ne Überdosis.

Ich kann spüren, dass meine Organe sich um einen Schraubstock drehen und selbst Tonic scheint langsam zu bemerken, dass ich nich scherze, denn ich kann mich wirklich nich bewegen und meine eigentlich nicht vorhandenen Muskeln sind gerade dabei, meine ohnehin schon seit Jahren porösen Knochen wie Gräser unter ihnen zu brechen. Ich hör sie malmen wie die Mühlen. Bald gibt's Knochenmehl, was für eine ekelhafte Vorstellung. Ich frag mich manchmal, ob und warum ich so große Angst vor'm Sterben hab.

Dann komm ich immer zu dem Schluss, dass der Tod mich bloß solange belaste, wie ich verdammt nochmal lebe und das is im Vergleich zu der Zeit, in der ich tatsächlich tot bin, recht wenig. Deshalb fix ich weiter, doch ich glaub fest dran, dass ich genau jetzt dafür büßen muss.

Wird Charlie überleben? Hatte er überhaupt eine Überdosis? Was denkt ihr?

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Wird Charlie überleben? Hatte er überhaupt eine Überdosis? Was denkt ihr?

Die üblichen Verdächtigen [✓]Where stories live. Discover now