Die üblichen Verdächtigen [✓]

48| Deliriumsgelaber №13 - Pin Pin

Oh Gott!

Oh Satan!

Oh Vater!

Ich spucke Blut!

Es klebt auf meinem Shirt, ist überall und ich ertrinke verdammt nochmal darin. Es spült mich weg und macht mich alle, ich will nicht mehr. Ich kann doch auch gar nicht mehr. Scheiße, ich muss husten, da ist noch mehr Blut und Jennifer schreit angewidert auf. Es tut mir so leid, ich schwör es dir. Bitte verlass mich nich, bleib einfach bei mir und halt meine Hand. Ich liebe dich doch so sehr. Wo is Natalie? Im Bett? Ja, besser so, das hier sollte sie nich sehen. Ich bin so verfickt armselig und ein schlechtes Vorbild, doch ich sterbe, also ist es egal.

»Du musst durchhalten, ich hab schon einen Krankenwagen für dich gerufen, hörst du mich? Halt durch, die werden dir helfen«

Flennt Jennifer und richtet mich auf, wischt mir das Blut aus dem Mundwinkel. Sie is so tapfer und ich bin einfach nur noch müde. Warum kann ich denn nicht sterben, verdammt? Alle anderen können es doch auch irgendwie. Mike. Michael. Weshalb er und nicht ich, wo ich's doch so viel eher verdient hätt? Das is unfair, du bist 'n Arschloch, Gott. Fick dich, ich brauch dich nicht. Die Welt kommt auch ohne dich klar. Alle stürzen sich in den Abgrund und du sitzt bloß da und lachst über uns, weil wir kleine Maden sind und du der Schöpfer bist. Schämst du dich denn nicht?

»Ich liebe dich, du darfst nicht sterben, kannst du mich verstehen? Ich sagte, ich liebe dich«

Sie legt die Hand auf meinen Oberschenkel und 'n gequälter Schrei springt mir aus der geplagten Kehle. Jede Berührung brennt wie Feuer und jagt mich hoch. Ich will sterben. Bitte. Jetzt sofort. Warum denn nicht? Gott lacht mich aus und bewirft mich mit Popcorn, denn er will unterhalten werden. Arsch. Lügner. Heuchler. Erlöse mich von meinem Leid. Ich weiß, dass du mich hasst, doch irgendwann is echt genug. Jennifer hält mich fest im Arm und ich wünsch mir so sehr, dass sie mir einfach das Genick bricht. Ich würd sie ja drum bitten, doch ich kann bloß schreien wie heulen, aber dennoch keine Silbe sprechen.

Ruhe.

Nicht sein.

Einfach nur schöne Stille.

Ich fühle mich tot.

Bin ich es doch gar nicht. Ich lebe noch, denn ich hab Schmerzen. Ich hab Schmerzen, also bin ich. Ein gutes Zitat kurz umgewandelt. Wie lang es wohl dauern wird, bis mir noch 'n Zahn ausfällt? Der linke Eckzahn is nämlich schon irgendwie 'n bisschen locker. Denk ich jedenfalls, die Schmerzen könnten mir auch 'nen echt fiesen Streich spielen. Jennifer is so besorgt um mich und küsst mich wieder auf die Stirn. Ich solle nicht aufgeben, flüstert sie mir ins Ohr, dabei mach ich doch von vornherein gar nichts. Ich existiere nur und leide. Vielleicht existiere ich ja auch gerade deshalb. Um zu leiden. Dass ich im Tod den Sinn des Lebens finde, hätt ich nich gedacht. Dass den überhaupt mal wer findet, hält man schließlich schon immer für unmöglich, doch ich bin mir sicher, dass ich jetzt endlich tot bin, denn die Schmerzen klingen langsam ab.

Denkt ihr auch, dass Pin Pin tot ist, nur weil seine Schmerzen abklingen?