17| Deliriumsgelaber №4 - Dimmu

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Eine Tüte.

Noch eine.

Insgesamt sind es jetzt vierundzwanzig.

Ich kann nicht mehr vollständig wiedergeben, was genau in welcher Plastiktüte ist, aber jede einzelne enthält ein kleines Stück von Andreas und bald werd ich unheimlich muskulöse Oberarme haben, denn ich hab ihn in seine Einzelteile zerlegt. Wie gut, dass wir einen Fleischwolf und das ein oder andere scharfe Messer in der Küche liegen haben.

'N bisschen schlecht is mir noch immer und ich könnt jetzt eigentlich kotzen, aber das Speed macht mich munter. Es ist sicher so viel besser, als das verdammte Heroin, dass sich Øyriøn und die anderen in ihre zerfressenen Adern klopfen, denn er wird davon krank, doch Speed lädt mich voll Energie.

Es macht mich glücklich und wenn ich diesen aufgeknackten Schädel nochmals spalten will, finde ich auf jeden Fall die Kraft dazu. Wäre ich 'ne verdammte Drückerin, würd ich jetzt in der Ecke hocken und vor mich hin philosophieren, Speed sorgt dafür, dass ich meinen fetten Arsch zur Abwechslung auch mal hochbekomme.

Oberschenkel.

Hirnmasse.

Innereien.

Alles luftdicht verpackt und unschuldig in der Gefriertruhe verstaut. Irgendwann muss ich die ersten paar Tüten mal entsorgen, damit dort wieder Fleisch reinpasst. Vorerst wohnt allerdings Andreas in der Truhe und wenn ich Speiseeis brauche, muss ich seine sterblichen Überreste beiseite schieben. Das wird schon niemand bemerken, der Plan is doch brilliant.

Vielleicht könnt ich die vielen, kaum noch erkennbaren Leichenteile an die Pestkönigin verkaufen, irgendwelche abgehalfterten Junkies und Kiffer werden sich darüber freuen, oder auch nicht, aber keiner von denen wird davon auch nur ein Sterbenswörtchen mitbekommen, denn ich hab das hier alles genau durchdacht.

Wahrscheinlich hab ich mit dem Mord gleich alle sieben Todsünden auf einmal gebrochen, doch das interessiert mich einen feuchten Scheißdreck. Wie lauteten die eigentlich noch gleich, die sogenannten sieben Todsünden? Nicht etwa Hochmut, Neid, Habgier, Zorn, Trägheit, Völlerei und Wollust? Ich bin mir nicht mehr ganz sicher.

Gott, ich weiß gerade überhaupt nichts mehr. Mein Schädel pocht. Wenn ich ruhig bin und mich für einen kurzen Augenblick nicht bewege, spür wie fast, wie mein Hirn von innen gegen meinen Frontallappen drückt. Es pulsiert, um ein Haar ist es operant und ich will es auf den Wänden verteilen.

Ruinier mich.

Mach mich kaputt.

Ich will's doch insgeheim so.

Wenn ich in die Gefriertruhe schaue, fühl ich mich angestarrt, obwohl ich Andreas' Augen gegessen hab, damit mir eben das nicht passiert. Ich hab sie mit 'nem Löffel aus seinem Kopf gedrückt und sie gar nicht lang irgendwo anders abgelegt. Ein zweites Mal würde ich das auf keinen Fall tun, aber einmal geht das schon, es wird schließlich niemand davon erfahren.

Jedenfalls hoffe ich das inständig und schließe die Truhe mit einem zuversichtlichen Grinsen auf den Lippen. In meinem Großhirn läuft die Melodie von Wicked Woman. Das ist 'n Song von Coven, eine wundersame Band und die Sängerin Jinx kratzt mit ihrer höllischen Stimme über die gesprungene Schallplatte meiner Erinnerungen.

»She cuts a mans heart, making deep gashes. She blazes like wild fire, love turns into ashes«

Singe ich ganz leise vor mich hin, und das, obwohl meine Stimme nicht einmal annähernd so schön verraucht is wie die von Jinx. Ist mir doch scheißegal, ich singe, weil ich Spaß daran hab und Andreas kann sich nicht mehr darüber beschweren, oder etwa nicht? Ich fühl mich immer noch, als würde er mich anglotzen, dabei verdaue ich gerade seine Augäpfel.

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Die üblichen Verdächtigen [✓]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt