58| Deliriumsgelaber №16 - Øyriøn

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Kaputt.

Kaputt.

Kaputt.

Alles in mir is kaputt.

Ich kotz ganze Galaxien und Shelby is dabei zum Niederknien, denn sie hält mir die Haare zurück und streicht mir beruhigend über den Rücken. Ihre Worte sind Balsam für meine zerfickte Fixerseele und ihre bloße Präsenz besser als jede Kur. Die Todeszone bewegt sich in Spiralen auf mich zu und hält die Arme für mich offen, ich rotz ihr ins Gesicht. Ich wähl das Leben, weil's Shelbys Seite is. Meine Punkprinzessin is das Leben und ich bin der Tod persönlich, jedenfalls seh ich so aus. Mein ganzes, verficktes Leben is doch 'ne einzige, große Depression und die Manie bleibt aus. Zeit ohne Zeitgefühl. Mein Kalkül hängt sich auf und das Über-Ich bläst sich den Schädel weg. Ich hab's verdient. Junkies kommen nich in die Hölle, sondern in die Reha.

Vierundzwanzig Jahre.

So lang war ich halbtot.

Jetzt bin ich wach.

Guten Tag.

Ich bin bereit, zu sterben und will's doch auch nich wahrhaben. Meine Organe tropfen in flüssiger Form vor mir auf'n Boden und die Ärzte, die grad in der Raucherpause sind, verziehen angewidert das Gesicht. Fand ich schon immer irgendwie verfickt nochmal ironisch. Ärzte, die rauchen. Psychologen, die ihren Kummer im Scotch ertränken. Anwälte, die Leichen ficken. All das Übel der Welt und ich find's lustig, weil das meine Art is, zu sagen, dass ich am liebsten drüber heulen möcht. Hallo, liebstes Heroin. Du bist wunderschön. Fick dich. Ich hasse dich. Bleib weg von mir. Und dann komm zurück und mach mich kaputt, weil's alles is, was mich noch glücklich macht. In diesem Moment kotz ich bis in die Milchstraße. Womit könnt man diesen Abend auch besser feiern als mit 'n paar blutigen Kotzbrocken in der Milchstraße?

Da is Blut.

So viel Blut.

Und Fetzen meiner Magenwand.

Es is 'n Kunstwerk.

Und Shelby ekelt sich nich mal. Im Gegenteil, sie küsst mich auf die Wange und wispert mir mit ihrer wundervollen Teerstimme ins Ohr, wie tapfer ich doch sei. Dabei heult 'se und is trotzdem noch der schönste Mensch auf Erden. Oh, Shelby. Ich will mit dir im Vakuum des Krieges feiern und mich bis zur Unkenntlichkeit besaufen, dann können wir zusammen in die Milchstraße reihern und unsere festen und flüssigen Kotzbrocken werden neue Sterne sein, die irgendwelche Esoteriker für Bildchen erklären können. Es wird herrlich und wir beide werden die Welt als Staub verlassen, während hinter uns alles in Schutt und Asche zerfällt. Menschen brennen, Bomben fallen auf scheiß Neukölln und ziehen den anderen Junkies den verpesteten Sauerstoff aus den pechschwarzen Lungen. Es wird uns beide 'n Scheißdreck interessieren, denn wir werden der Rauch sein, der die Menschen zum Husten bringt.

Ich bin kein Poet. Ich bin Plasma und Kotze, zusammengesetzt mit Scheiße, gehalten durch Blut und lebendig dank höllischem Schmerz. Also alles, nur kein verfickter Poet. Poesie is was für Arschlöcher und alle, die's werden wollen. Poesie muss hässliche Kunst sein, der Leser muss sich ekeln. Und ekelt man sich nich, is es auch keine richtige Poesie. Poesie steht für Hass, nich für Liebe. Und wer das Zeug liest, um's gelesen zu haben, der is 'n Arsch. Der interpretiert nich, der deutet nich, der gibt bloß an. Ich kotz 'n letztes Mal und die Galle mischt sich so schön ins gelblich, entzündete Blut.

Wärt ihr ein Psychologe, welche Diagnose hättet ihr für Øyriøn? Das wäre interessant zu wissen

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Wärt ihr ein Psychologe, welche Diagnose hättet ihr für Øyriøn? Das wäre interessant zu wissen.

Die üblichen Verdächtigen [✓]Where stories live. Discover now