Kapitel 41

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Kap. 41

Schritt für Schritt gehe ich näher an das Regal und das Bild heran und mit einem Lächeln auf den Lippen betrachte ich es. „Du hast es aufgestellt", stelle ich mehr oder weniger intelligent fest und lasse meinen Blick noch einige Sekunden auf dem Bild ruhen. Es ist die Zeichnung, die ich gemalt und dann Calum gegeben hatte, der es nur zusammen gerollt und nicht einmal angeschaut hatte. Ich dachte eigentlich, er hätte es nicht einmal behalten, aber scheinbar habe ich mich geirrt. Stattdessen steht es zwischen einem Bild, von Michael, Luke, Ash und Calum, einem mit Mali und einem mit... mir. Ich traue meinen Augen kaum aber tatsächlich. Er hat eins der vielen Bilder von uns aufgehoben. Wir stehen nebeneinander am Strand und im Hintergrund steigt irgendeine Party. Das Licht ist nicht besonders gut, aber wir beide schauen nicht in die Kamera, sondern schauen in die Augen des jeweils anderen. Wenn ich mich nicht irre hat Ash das damals aufgenommen. Plötzlich höre ich Calums Stimme nah an meinem Ohr sagen: „Du hast das echt gut gezeichnet." Er geht nicht weiter darauf ein und das andere erwähnt er gar nicht, aber ich frage auch nicht nach, obwohl mich interessieren würde, warum er dieses Bild aufgehoben hat. Aber das ist jetzt nicht gerade der beste Zeitpunkt. Erstens ist Erin hier im Raum und zweitens will ich nicht riskieren die Stimmung zu zerstören. „Entschuldigung wegen meinem Dad. Ich weiß auch nicht, was der hat", er sieht mich entschuldigend an, doch ich schüttle nur den Kopf. „Dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Ist nicht der Rede wert." „Wenn du meinst...", er sieht mich einige Sekunden aufmerksam an, ehe er sich an Erin wendet, die auf seinem Bett liegt und ein Kuscheltier im Arm hat. „Na Kleine, was wollen wir noch machen?" „Film schauen", antwortet sie mit leuchtenden Augen.

Erin ist eingeschlafen und Calum und ich liegen auf seinem Bett, unsere Tochter zwischen uns und schauen weiter diesen Kinderfilm. Eigentlich könnten wir ihn auch ausschalten, aber mir ist es ganz Recht so. Ich kann meinen Gedanken nachhängen und muss nicht mit Calum reden oder ähnliches. Was hat David nur für ein Problem mit mir? Früher war es doch auch nicht so... Er war eigentlich nie da. In den vielen Jahren die ich Calum nun schon kenne, habe ich David noch nicht so oft gesehen. Calums Vater arbeitet noch mehr als meiner.

Als ich einen Blick auf mir spüre, drehe ich meinen Kopf zur Seite und schaue direkt in Calums Augen. Auf seinem Gesicht zeigt sich keine Verlegenheit oder etwas anderes, weil ich ihn erwischt habe, wie er mich beobachtet. Im Gegenteil. Er schaut mir weiter in die Augen, was mich etwas nervös macht. Mein Blick wendet sich wieder dem Fernseher zu. Und schließlich schlafe ich neben Calum und Erin mit dem Gedanken, wie sich Calums und meine Beziehung doch verändert hat, ein.

Am darauffolgenden Morgen wache ich auf und sehe schwarz. Ich bin mit dem Gesicht an Calums Brust gedrückt. Mal wieder. Das hatten wir doch schon mal. Vielleicht haut er ja wieder zu Kiki ab. Ich schaue hoch und betrachte sein Gesicht. Seine Augen sind geschlossen, seine Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen. Die dunkelbraunen Haare sind verstrubbelt und fast wäre ich mit den Händen durch sie hindurch gefahren. Stattdessen rutsche ich etwas von ihm weg, denn ich möchte sowohl ihm als auch mir die peinliche Situation ersparen, wenn er aufwacht und wir noch immer so aneinander gekuschelt da liegen. Langsam setze ich mich auf und schaue mich im Raum um. Erin ist nirgends zu sehen. Ich runzle die Stirn und stehe langsam auf. Während ich versuche, meine Haare ohne Kamm halbwegs in Ordnung zu bringen, gehe ich durch die Flure des Hauses, bis ich in der Küche ankomme und Erin sehe. Sie sitzt mit Joy und Mali am Tisch und ist Rührei. Calums Schwester bemerkt mich und lächelt mich an: „Guten Morgen Issy. Willst du frühstücken?" Ich nicke und lasse mich auf den Stuhl ihr gegenüber fallen. „Ich wollte gar nicht über Nacht bleiben...", murmle ich, eher an mich selbst gerichtet, doch Joy antwortet: „Ach Quatsch, das ist doch kein Problem." Sie lächelt mich an und stellt einen Teller mit Rührei und diversen anderen Sachen vor mich auf den großen Tisch. Hier leben vier Menschen und trotzdem haben sie zwei oder mehr Tische für zehn Leute. Ich würde mir in diesem Monsterhaus total verloren vorkommen. Früher haben die Jungs und ich hier immer verstecken gespielt. Bis man gefunden wurde, konnte da schon mal eine halbe Stunde gehen. Über die Erinnerung lächelnd, fange ich an zu essen.

Daddy- Calum Hood FF Where stories live. Discover now