Kapitel 35

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Kap. 35

„Bist du mein Daddy?", fragt Erin neugierig.

Mal wieder fehlen mir die Worte und ich schaue zu Calum, genau wie Erin.

„Ah... n-nein... Nein bin ich nicht", bringt er stotternd und räuspernd heraus. Er versucht Erin anzulächelnd und verlässt mit einem gemurmelten „Ich muss hier weg." das Zimmer.

Ich bleibe mit Erin zurück und lächle sie, wie Calum gerade eben, mit einem falschen Lächeln an. Erin sieht mich noch eine Weile aufmerksam an, in der ich versuche meine Maske mit dem gefakten Lächelnd aufrecht zu erhalten und trampelt dann, ohne ein Wort zu sagen, nach unten. Fassungslos lasse ich mich auf mein Bet sinken. Fassungslos, weil ich den Kuss erwidert habe, weil Calum mich überhaupt geküsst hat und, weil er schon wieder abgehauen ist. Schon wieder hat er seine Vaterschaft geleugnet und gelogen. Schon wieder war er so feige. Und schon wieder hat er meine ganze innere Hoffnung zunichte gemacht. Ich vergrabe meinen Kopf in meinen Händen und schließe meine Augen. Langsam halte ich es nicht mehr aus. Diese ständige Traurigkeit, die Hoffnung, die sich immer wieder in mir aufbaut und die darauf folgenden Enttäuschungen. Ich bin erschöpft davon. In diesem Moment wünsche ich mir mal wieder, dass ich Calum einfach vergessen und von neuem anfangen könnte. Vielleicht würde ich jemanden neues finden. Jemanden, der nicht immer unterwegs und berühmt ist und jemand, der zu mir passt. Wie zum Beispiel... Lennox. Bei diesem Gedanken schüttle ich meinen Kopf, er ist immerhin nur ein Freund, aber wenn Calum so wie Lennox wäre, dann gäbe es so viele Probleme nicht.

Frustriert seufzend lasse ich mich nach hinten in den vielen Kissen fallen und starre an die Decke. Ich muss mit jemandem reden.

Obwohl es schon sehr spät ist, verlasse ich, nachdem ich Erin ins Bett gebracht habe, noch mal das Haus und setze mich ins Auto. Etwa eine viertel Stunde später öffnet Marie mir mit einem Lächelnd ihre Wohnungstür und schließt mich wortlos in eine Umarmung, die ich erwidere. „Wo ist Lenny?", frage ich und sehe an ihr vorbei ins innere der Wohnung, wo etwas Chaos herrscht. „Der ist noch mal weg. Ich weiß auch nicht so genau, wohin. Aber komm doch erstmal rein", bietet sie an und öffnet die Türe etwas mehr, damit ich die Wohnung betreten kann. Zusammen gehen wir ins Wohnzimmer und setzen uns, nachdem Marie noch ein paar Sachen von der Couch geräumt hat, hin. „Willst du was trinken?" Ich nicke nur als Antwort und sie verschwindet in der Küche und kommt kurz darauf mit zwei Gläsern Wasser wieder. „Also, was ist passiert?", sie setzt sich in den Schneidersitz und sieht mich aufmerksam an. „Nichts ist los... ich habe nur meine beste Freundin vermisst", versuche ich von dem eigentlichen Thema, weshalb ich gekommen bin, abzulenken und lächle gequält. „Also das ist ja süß, dass du mich vermisst hast, ich habe dich auch vermisst, aber ich weiß, dass dich etwas bedrückt. So gut kenne ich dich mittlerweile", erwidert sich und schaut mich immer noch mit diesem aufmerksamen Blick an, der mich verlegen werden lässt. „Ich war bei diesem Fest von Ashtons Mum betrunken und habe irgendwie Calum geküsst –jedenfalls behauptet er das- und vorhin war er bei mir zu Hause und wir haben uns noch mal geküsst", rattere ich herunter. Als ich fertig bin, schaue ich Marie an, die ein paar Mal blinzelt und sich dann räuspert. „Du hast Calum betrunken geküsst?", fragt sie nach und ich nicke. „Und er war dann bei dir zu Hause?" Wieder nicke ich. „Und du hast ihn noch einmal geküsst, warst aber nicht betrunken?" „Uhm... ja so war es.", bestätige ich und Marie seufzt. „Was machst du nur für Sachen Issy?" Ich zucke nur mit den Schultern und schaue auf das dunkelgraue Polster der Couch. „Warum war Calum denn bei dir?", fragt sie nach einer Weile und ich erzähle ihr von Kiki und heute Morgen.

„Nawwww, wie süß. Warum hat niemand ein Foto gemacht?", fragt sie und schmollt. Ich schaue Marie ungläubig an und frage leicht genervt: „Wirst du jetzt auch schon so wie Michael?" „Nein nein, tut mir leid. Jetzt noch mal zusammengefasst: Calum war es immer egal, was du machst, aber gestern hat er dich geküsst und du bist in seinen Armen aufgewacht. Schon klar, er hat diese Kiki auch geküsst, aber sie hat nicht in seinen Armen geschlafen, sondern du. Dann ist er aber wiederum mit ihr verschwunden und vorhin bei dir aufgetaucht, wo er dich geküsst hat.", fasst Marie zusammen. Sie schiebt die Augenbrauen zusammen und beißt sich auf die Lippe, ihr typisches Gesicht, wenn sie nachdenkt. „Ihm scheint noch etwas an dir zu liegen, auch wenn er das nicht zugeben würde, was auch erklärt, warum er mal wieder abgehauen ist."

„Das ist alles so kompliziert", sage ich und stöhne frustriert. Ich lehne mich nach hinten und umarme eines der weißen Sofakissen. „Vielleicht solltest du dir mal eine Auszeit nehmen. Einfach mal in den Urlaub fahren oder- dieser Wettbewerb! Das ist es!", sie schaukelt aufgeregt hin und her und ich schaue sie verwirrt an. „Diesen Zeichenwettbewerb meine ich. Hast du den schon wieder vergessen?", gibt sie die Erklärung und ich schaue sie wissend an. „Ach den meinst du. Das geht aber nicht, denn erstens kann ich nicht einfach gehen und zweitens muss ich den Wettbewerb erstmal gewinnen, drittens, der Preis ist ein Jahr in New York. Ein ganzes Jahr an so einem Internet. Ich müsste von hier weg und Erin könnte nicht mit und das kann ich nicht. Außerdem wäre ich dann keinen Deut besser, als Calum.", erkläre ich, aber sie macht nur eine wegwerfende Handbewegung. „Also erstens, du kannst einfach weg, denn deine Mum würde dir das niemals verbieten und mit diesem Jahr stehen dir viel mehr Möglichkeiten offen, zweitens bin ich mir sicher, dass du diesen Wettbewerb gewinnen würdest, denn ich kenne niemanden, der so gut zeichnen kann wie du und ich kenne viele Leute. Drittens, wir würden schon eine Möglichkeit finden, dass du Erin mitnehmen kannst und du bist sehr wohl besser als Calum, denn du würdest nur von hier weg gehen, weil es dir zu viel wird und weil du dein Talent zu deinem Job machen könntest", hält Marie dagegen.

„Diese Diskussion bringt doch nichts. Ich kann das einfach nicht", seufze ich ein paar Minuten später, die wir mit diskutieren verbracht haben und fahre mir mit der Hand über mein ungeschminktes Gesicht. „Du kannst es doch wenigstens mal versuchen. Soweit ich mich erinnere war der Einsendschluss der Anmeldungen erst im Oktober. Du hättest noch einen knappen Monat Zeit und wenn du es dann wirklich schaffen solltest, kannst du immer noch alles abblasen", versucht Marie mich zu überreden. Da ich keine Lust habe die ganze Nach zu diskutieren, sage ich einfach: „Ich denke noch einmal darüber nach." Marie lächelt mich daraufhin an und fragt: „Willst du hier schlafen? Es ist schon ziemlich spät." Ich stimme zu und sie umarmt mich kurz.

Etwa eine Stunde liege ich auf der Couch im Wohnzimmer und versuche zu schlafen. Lenny ist vor einer halben Stunde gekommen und nachdem ich ihm versichert habe, dass es mir gut geht, ist er mit Marie im Schlafzimmer verschwunden. Ich bin müde und erschöpft und trotzdem bekomme ich kein Auge zu. Meine Handyuhr verröt mir, dass es bereits 2 Uhr ist, aber schlafen kann ich trotzdem nicht.

Ich muss Calum vergessen, geht mir durch den Kopf, als irgendwann endlich meine Augen zufallen.

Daddy- Calum Hood FF Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang