Kapitel 29

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Kap. 29

Als einige Stunden später auch die anderen gegangen sind, sitze ich Gedanken verloren in meinem Zimmer und überlege, was ich machen könnte, als mein Handy klingelt. Es ist Michael. Er plappert sofort drauf los und etwas später klingelt es an der Tür, weil Michael darauf bestanden hat, noch mal vorbeizuschauen.

Als ich sie öffne, finde ich mich auch gleich in einer Gruppenumarmung wieder. Nach einigen Sekunden lösen wir und aus der Umarmung und ich werde von 4 Augenpaaren prüfend angeschaut.

„Was schaut ihr so?", frage ich sie leicht verlegen.

„Dir geht es wirklich gut? Ich weiß wie das ist und Calum war auch-" „Was Michael sagen will, ist, dass wir für dich... da sind, wenn es dir schlecht geht.", unterbricht Calum Michaels Redeschwall.

„Danke", antworte ich nur und reiße mich von Calum's Augen los.

„Issy du musst Erin von Michelle abholen! Oh hallo Jungs", meine Mum erscheint im Flur, wo wir noch immer stehen. Bei der Erwähnung von Erin schaue ich fast automatisch zu Calum, do ihn scheint das ganze nicht zu stören.

„Deine süße Cousine ist noch immer hier?", fragt Ashton aufgeregt und ich nicke als Antwort.

„Wir holen sie alle zusammen ab", beschließt Michael und nach ein paar Versuchen meinerseits, die Jungs von ihrem Vorhaben abzuhalten verlassen wir das Haus und machen uns zu Fuß auf den Weg. Da es schon etwas später ist, sind auf den Straßen nur noch wenige Leute unterwegs.

Michael läuft ganz aufgeregt vor uns und als ich ihm erzähle, dass Erin bei Magies Schwester ist, verstärkt sich seine Aufregung und er hüpft die ganze Zeit auf und ab. Luke und Ashton versuchen ihn zu beruhigen und so laufen Calum und ich schweigend nebeneinander her.

„Du hast es ihnen nicht gesagt?", fragt Calum, was aber eher nach einer Feststellung klingt.

„Du doch auch nicht", kontere ich und darauf sagt Calum nichts mehr.

Da es etwas kühler geworden ist und ich meine Jacke vergessen habe, zittere ich etwas und Calum scheint das zu bemerken. Ohne etwas zu sagen zieht er sich seinen schwarzen Hoodie aus und hält ihn mir hin.

„Mir ist nicht-" „Nimm ihn einfach", unterbricht mich Calum und ich ziehe mir den Hoodie über den Kopf. Da Calum etwas größer ist als ich, geht er mir bis zu der Mitte meiner Oberschenkel und auch die Ärmel sind etwas länger als meine Arme. Unauffällig rieche ich an dem Hoodie und denke über unsere letzte Begegnung nach, wo er mich seit Ewigkeiten wieder in seine Arme geschlossen hat.

Flashback:

Ich wünschte dieser Moment würde nie zu Ende gehen, doch alle schönen Momente haben irgendwann ein Ende.

Nach einigen Sekunden, die sich für mich wie Stunden angefühlt haben, lösen wir uns und als ich mich dann traue, in Calums Augen zu schauen, huscht sogar ein kleines Lächeln über sein Gesicht und die Tatsache, dass er nicht mehr ganz so emotionslos ist, macht mich unheimlich glücklich.

„Alles ok?", reißt mich Lauras Stimme aus meinen Träumereien. Ich bin nur zu einem Nicken im Stande und gehe an ihnen vorbei ins Wohnzimmer, wo ich mein Handy vom Boden aufhebe und mich auf die Couch fallen lasse. Laura setzt sich neben mich und fragt leise: „Habt ihr euch ausgesprochen?" Ich schüttle nur den Kopf. Laura geht aus dem Raum und ich höre, wie sie zu Luke sagt: „Komm mal mit Luke, ich muss mal mit dir reden." Wenig später fällt die Tür ins Schloss und nachdem ich ein paar Mal tief durch geatmet habe, gehe ich wieder zurück in die Küche, wo Calum am Fenster steht.

„Wir waren noch nicht fertig mit unserer... Unterhaltung", sage ich vorsichtig und schaue ihn an.

Er holt tief Luft und fängt an zu reden: „Ich bin noch zu jung für ein Kind. Und du auch. Ich schätze es war falsch, dass ich nicht für sich da war, aber ich kann die Zeit jetzt nicht mehr zurück drehen. Ich verstehe auch irgendwie, dass du sauer bist, aber versetz dich bitte mal in meine Situation. Die Jungs und ich werden immer bekannter und in ein paar Monaten haben wir eine große Tour. Ich bin einfach nicht bereit für ein Kind. Ich würde sie schon gerne kenn lernen... irgendwie, aber soll sie denn immer ohne Vater aufwachsen? Und wie soll sie verstehen, dass ihre Eltern nicht mehr zusammen leben? Sie ist doch erst vier..."

„Drei", verbessere ich ihn.

„Drei", wiederholt er, „ich kann das einfach nicht. Noch nicht." Er kommt zu mir und nimmt mich, nachdem er kurz gezögert hat, in den Arm und verschwindet aus der Küche.

„Ich muss erstmal damit klar kommen, dass ich... Vater bin und meine Eltern wissen davon auch noch nichts", er räuspert sich kurz, „Ich muss jetzt gehen. Machs gut Issy", verabschiedet er sich und verlässt das Haus.

Flashback Ende

Ohne etwas zu sagen, laufe ich weiter und bleibe kurz darauf vor Michelles Haus stehen. Michael hat sich inzwischen auch wieder beruhigt und steht ohne rumzuhampeln neben mir, während wir warten, dass die Tür sich öffnet.

„Issy! Wie geht's dir?", begrüßt mich Michelles Mutter und lässt uns, nachdem die Jungs sich vorgestellt haben, ins Haus. Nervös laufe ich den Flur entlang. Hoffentlich sagt Erin nichts Falsches. Es wäre eigentlich schon längst an der Zeit, den Jungs alles zu erzählen, aber ich kann es einfach nicht, weil ich zu feige bin. Ich frage mich, ob sie sich freuen würden. So wie ich Michael kenne, würde er ausflippen, aber die anderen? Ob sie sauer wären, weil ich es ihnen verschwiegen habe. Ich seufze leise und rufe nach Erin, während Michael sich mit Michelles Mutter unterhält und die anderen drei die Bilder im Flur betrachten.

Es ertönt ein Rumpeln und Erin erscheint mit Michelle im Schlepptau auf der Treppe. Sie wirft sich in meine Arme und murmelt leise „Mommy!" in meinen beziehungsweise Calum's Hoodie. Fast automatisch geht mein Blick zu den 4 wartenden Jungs, aber die scheinen nichts gehört zu haben. Erleichtert atme ich aus. Früher oder später werde ich es ihnen schon noch sagen, aber dann lieber später als früher.

„Supermarkt-Junge!", ruft Erin, als Luke sich zu uns umdreht und umarmt ihn. Auf Lukes Gesicht erscheint ein Grinsen und er streicht Erin kurz über die braunen Haare. „Ich bin Luke", sagt er und lächelt. Michael beobachtet das ganze und er hat einen Gesichtsausdruck, als würde er gleich total ausflippen. Ashton lächelt ebenfalls und Calum macht betrachtet das ganze, ohne eine Mine zu verziehen.

Ashton stellt schließlich auch die anderen und sich vor und Erin wird in eine kurze Gruppenumarmung gezogen. Sie kichert die ganze Zeit und Calum steht nur daneben, ohne sich zu rühren.

„Uhm... hallo", gibt er schließlich von sich und Erin schlingt ihre kleinen Arme um sein Bein. Er hebt sie hoch und sie drückt seinen Kopf in seine Halsbeuge. Sie ist sonst so schüchtern und jetzt umarmt sie jemanden, den sie nicht kennt. Die kleine weiß zwar nicht, dass sie gerade ihren Vater umarmt, aber Calum und ich wissen es und die Tatsache, dass er ein glückliches Lächeln auf den Lippen hat, lässt auch mich lächeln und glauben, dass doch alles gut werden könnte.

Später liege ich im Bett und telefoniere mit Marie. Erin ist schon im Bett und ich bin gerade dabei, Marie von heute Abend zu erzählen. „Und er hat sie umarmt und dabei gelächelt? Wie süß ist das denn bitte?", kichert Marie am anderen Ende der Leitung.

„Warum hast du kein Foto gemacht?", fragt sie, als ich nicht antworte.

„Ich konnte doch schlecht mein Handy aus der Tasche ziehen und ein Foto schießen", erwidere ich und sie lacht.

Nach kurzem Schweigen fragt sie: „Luke, Ash und Michael wissen es noch nicht oder?"

„Nein. Ich habe Angst, es ihnen zu sagen."

„Ach Issy", seufzt sie.

„Ja ich weiß, dass es dadurch wahrscheinlich noch schlimmer wird, aber ich... ich will es ihnen nicht sagen. Ich weiß, dass sie deshalb nicht die Freundschaft beenden, aber ich kann es ihnen trotzdem nicht sagen. Und du sagst es ihnen auch nicht ok? Versprich es mir bitte", sage ich leise.

„Ja ich verspreche es."

Wir unterhalten uns noch etwas über ihre bevorstehende Hochzeit und legen dann auf.

Marie und Lenny haben es vor einigen Tagen Maries Eltern gesagt. Sie mögen Lenny als Maries fester Freund nicht wirklich, aus welchem Grund auch immer, aber die Sache mit der Hochzeit scheinen sie nicht so schlimm aufgenommen zu haben, wie Marie befürchtet hat.

Gähnend lehne ich mich nach hinten und will gerade das Licht ausmachen, als die Tür aufgeht und Erin mit ihrem Teddybär im Arm erscheint im Türrahmen.

„Kann nicht schlafen", murmelt sie und klettert zu mir ins Bett. „Gute Nacht Süße", flüstere ich und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. Ich lasse das Licht an, weil Erin nicht im Dunkeln schlafen will und mit einem letzten Blick auf das Bild von Grandma schlafe ich schließlich ein.

Daddy- Calum Hood FF Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ