Kapitel 39

1.3K 71 2
                                    

Kap. 39

Wir beenden das Telefonat und ich bleibe einfach so liegen. Die Mühe mich etwas zurecht zu machen oder auch nur zu schauen, wie ich aussehe, mach ich mir erst gar nicht. Denn erstens will ich gar nicht wissen, wie ich aussehe und zweitens bin ich einfach zu faul und zu schlapp, um aufzustehen. Exakt 10 Minuten später klingelt es an der Tür und ich rufe nur: „Ist offen!" Die Haustür öffnet sich und wenig später erscheint Calum im Wohnzimmer. Als er mich auf dem Sofa liegen sieht, kniet er sich davor und fragt mit besorgtem Gesichtsausdruck: „Wie geht es dir?" „Nicht gut", antworte ich und schließe kurz die Augen. „Soll ich dir was bringen?", bietet er an, doch ich schüttle nur den Kopf. „Nein, du bist hier, um auf Erin aufzupassen. Sie ist oben in ihrem Zimmer. Zweites Zimmer links", ich verstecke meinen Kopf unter der Decke und höre seine gedämpften Schritte auf der Treppe.

Ich habe gerade aufgegeben, wieder einzuschlafen, als ich Schritte auf der Treppe höre. „Deine Mum muss aber schlafen Erin", höre ich Calum sagen, worauf Erin sagt: „Wir machen nich laut. Sie ist so alleine sonst." Ich muss lächelnd und die beiden kommen ins Wohnzimmer. Calum hat diverse Spielsachen unter dem Arm und Erin einen Block und einen Bleistift. Sie hält es mir hin und auf mein fragendes Gesicht erklärt sie: „Sonst ist dir langweilig." Ich lächle sie dankend an, setze mich hin und lege die Sachen auf meinen Schoß. Calum legt die Spielsachen ab und setzt sich neben mich aufs Sofa. „Hast du Hunger Kleine?", fragt sanft und Erin nickt wie wild mit dem Kopf. „Dann lass uns mal was zum Mittag kochen." er hält ihr die hand hin und gemeinsam gehen sie in die Küche. Ich schaue ihnen lächelnd hinterher. Mein Blick fällt auf den Bleistift und während aus der Küche verschiedene Geräusche kommen und Calum mit Erin etwas kocht, entsteht auf meinem Blatt ein Bild. Es stellt Calum mit Erin an der Hand von hinten dar. Es ist noch lange nicht fertig und da ich so vertieft in das Zeichnen bin, merke ich nicht, wie die beiden mit drei Tellern Spaghetti wieder kommen. Erst als Calum einen der Teller vor mir abstellt, schaue ich auf. „Ich habe keinen Hunger, aber danke", sage ich und lächle ihn leicht an. „Du musst aber was essen", er hält mir eine Gabel hin, die ich seufzend in die Hand nehme und in dem Essen rum stochere. Calum und Erin unterhalten sich über etwas, aber ich höre nicht wirklich zu, da ich total in Gedanken versunken bin. Hätte mir jemand vor ein paar Wochen gesagt, dass ich mal mit Calum und Erin in meinem Wohnzimmer sitze und esse, hätte ich ihn ungläubig angeschaut. Ich bin echt froh, dass es zwischen Calum und mir etwas normal geworden ist. Ich bin immer noch verletzt und ich verstehe ihn noch immer nicht, aber ich bin glücklich, dass es jetzt so ist.

Calums Stimme reißt mich aus meinen Gedanken; „Issy es bitte noch was." Es verwirrt mich, dass er plötzlich so führsorglich und besorgt ist, aber um ihm einen Gefallen zu tun, esse ich ein paar Gabeln und schiebe den halbvollen Teller dann in seine Richtung. Nachdem er meinen Teller leer gegessen hat, verschwindet er mit dem schmutzigen Geschirr in der Küche und lässt mich mit Erin allein. „Tut dein Kopf noch weh?", fragt sie und kuschelt sich an mich. „Nicht mehr so doll", antworte ich und streiche ihr lächelnd durch ihre braunen Haare. Nach einiger Zeit kommt Calum wieder ins Wohnzimmer und setzt sich auf einen der Sessel gegenüber der Couch. Er beobachtet mich und ich gebe mir Mühe, ihm nicht in die Augen zu schauen. „Süße, geh dir bitte mal den Mund waschen", sage ich sanft zu Erin, die kurz darauf aus dem Wohnzimmer verschwindet. Nun sind nur noch Calum und ich im Raum und Calum nutzt das, indem er fragt: „ Warum hast du mich angerufen? Du hättest genauso gut Luke oder Marie anrufen können." Er betrachtet mich aufmerksam und ich suche nach einer Antwort, während mir solche Gedanken, wie „Hoffentlich sehe ich nicht aus wie Strubelpeter." durch den Kopf schwirren. „Na ja du bist ihr Vater und... gestern saht ihr so vertraut aus, da dachte ich... ich ruf dich an.", bringe ich heraus und um nicht nur tatenlos rumzusitzen und Calums Blicken ausgeliefert zu sein, greife ich nach dem Block und dem Bleistift und fahre mit meiner Zeichnung fort. Erin kommt mit frisch gewaschenem Mund wieder in den Raum und krabbelt auf Calums Schoß. Ich konzentriere mich auf das Bild, was mittlerweile fertig ist, während Erin und Calum darüber diskutieren, was sie für einen Film schauen wollen. Letztendlich entscheiden sie sich für „Findet Nemo". Erin setzt sich auf Calums Schoß und ich verharre in meiner halb sitzenden, halb liegenden Position. Calums und meine Schultern berühren sich und ich zwinge mich, mich auf den Film zu konzentrieren. Langsam aber sicher kommt die Müdigkeit wieder zurück und nach der Hälfte des Filmes schlafe ich in Calums Pulli auf diesem Sofa nah an Calum gedrückt, ein.

„Hey Issy. Aufwachen", sanft werde ich geweckt und schlage verschlafen meine Augen auf. Ich schaue nach oben und direkt in zwei schokoladenbraune Augen, die mich mustern. Erin spielt auf dem Teppich vor der Couch und irgendwie bin ich beim schlafen mit dem Kopf auf Calums Schoß gerutscht. „Du bist total warm. Vielleicht solltest du den Pulli ausziehen", sagt er und zupft an seinem Pulli. Ich bin noch im Halbschlaf und mache deshalb einfach das, was er mir rät und sinke dann wieder mit dem Kopf auf seinen Schoß zurück. Er streicht mir ein paar Mal über die Haare und schaltet dann den Fernseher wieder an. Mein Kopf dreht sich zum Fernseher und eine Weile schauen wir nur diese ziemlich langweilige Dokumentation über die Politik in einem Staat in Asien. Einschlafen kann ich nicht mehr, weshalb ich die Zeichnung aus meinem Block reiße und sie betrachte. Als ich an dem Blatt vorbei zu Calum nach oben schaue, ist sein Kopf nach vorn auf den Bildschirm gerichtet. Meinen Blick scheint er nicht zu bemerken und schaut gebannt den Nemo film, was mich schmunzeln lässt. Erin lehnt an ihm und schaut ebenfalls den Film. Ich schaue auf meine Zeichnung und versinke mal wieder in meinen Träumereien, aus denen ich kurz darauf wieder heraus gerissen werde.

Ein Handyklingeln ertönt und Calum hebt meinen Kopf an und holt sein Handy aus seiner Hosentasche. Ich lege anschließend meinen Kopf einfach wieder ab und schaue zu ihm hoch.

„Hallo?... Ja... nein... ich bin bei Issy. Ja bei Issy. So überrascht? ... und wenn schon... kann das nicht warten? Ist ok ich komme", er seufzt und legt auf.

„Was ist los?" frage ich und er antwortet etwas genervt: „Meine Schwester kommt morgen aus Amerika und meine Mum zwingt mich ihr beim putzen zu helfen. Als ob Mali das Haus noch nie dreckig gesehen hat." Er rollt mit den Augen und Erin muss kichern.

„Tut mir leid, aber ich muss euch jetzt leider allein lassen", er streichelt Erin kurz über den Kopf und steht dann auf. Ich setze mich aufrecht hin und begleite ihn bis zur Tür. Erin kommt hinterher gerannt und umarmt ihn. Ich stehe neben ihnen, das Bild in der Hand und beobachte sie. Calum wendet sich an mich und schließt auch mich in eine kurze Umarmung. „Gute Besserung", wünscht er mir und bevor er aus dem Haus verschwindet, drücke ich ihm noch meine Zeichnung in die Hand. Ich weiß nicht warum, ich mach es einfach. Mit der Zeichnung in der Hand winkt er noch kurz und dann fällt die Tür ins Schloss.

Später am Abend liege ich noch immer im Wohnzimmer auf der Couch, meine Eltern sind mit Erin in der Küche, als mein Handy klingelt und Calums Namen anzeigt.

„Hallo", melde ich mich leicht verwirrt.

„Hey. Und zwar es ist so, meine Eltern wissen jetzt von Erin", fällt er mit der Tür ins Haus.

Ich reiße meine Augen auf: „Sie wussten es noch nicht? Calum sie wird bald vier."

„Ja ich weiß. Es tut mir leid, aber ich rufe eigentlich an, weil meine Mum will, dass ihr beide zum Essen kommt."

Ich schlucke. Will ich Calums Eltern gegenüber treten mit meiner und Calums fast vier jähriger Tochter? Ich überlege, sage ihm nach einigem Grübeln aber zu.

Und so kommt es, dass Erin und ich am Samstagabend um 7 Uhr bei der Familie Hood zum Abendessen eingeladen sind.

yptex:7

Daddy- Calum Hood FF Onde histórias criam vida. Descubra agora